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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Die letzte Schicht wird spiegelglatt poliert.«
     
    »Ziemlich großer Aufwand«, bemerkte ich. »Warum gibt die Wasserbehörde sich solche Mühe?«
     
    »Eine glatte Oberfläche verhindert die Bildung von Ablagerungen. Außerdem unterstützt es den Wasserfluss, wenn man Reibung vermeidet.«
     
    »Würde ein Fremdkörper, der hier entlangwirbelt, stark beschädigt werden?«, fragte Frontinus.
     
    »Darüber haben Falco und ich schon gesprochen. Es gibt bestimmt einigen Abrieb, aber angesichts dieser glatten Wände würde ich den schlechten Zustand der abgetrennten Hände mehr auf die Verwesung zurückführen. Ein tiefer Sturz könnte sie jedoch stark demolieren. Sollte ein Fremdkörper hier ankommen, wenn wir gerade das Wasser umleiten, würde wohl nicht viel davon übrig bleiben.«
     
    Wir waren an der Stelle angelangt, die er uns zeigen wollte. Die Aqua Claudia kreuzte direkt über uns die Marcia – kein erfreulicher Gedanke für jemanden mit Platzangst. Bolanus sagte uns, es gäbe einen Schacht in der Seite des Claudia-Kanals über uns, der durch ein Schleusentor reguliert würde. Er zeigte uns den quadratischen Schacht. Frontinus und ich sahen gehorsam in die Düsternis hinauf. Wir hatten zwar Lampen dabei, vermochten aber in dem engen, dunklen Schornstein kaum etwas zu erkennen.
     
    »Wie Sie sehen können, ist der Wasserfluss in der Marcia momentan sehr gering. Wir müssen ihn rasch auffüllen, da die Marcia das Kapitol versorgt. Im Idealfall sollte der Kanal mindestens zu einem Drittel gefüllt sein …«
     
    Es war natürlich eine abgekartete Sache. Während wir höflich zuhörten, war jemand instruiert worden, das Schleusentor zu öffnen. Wir hörten über uns ein schwaches Quietschen. Dann wurden ohne Vorwarnung große Wassermengen aus der Aqua Claudia freigelassen und stürzten direkt durch den Schacht in der Decke der Marcia hinunter. Es floss auf uns zu, fiel über dreißig Fuß hinunter und klatschte unten mit gewaltigem Lärm auf. Das Wasser der Marcia schoss mit wilder Kraft voran, und der Wasserspiegel hob sich in alarmierender Schnelligkeit. Wellen rasten durch den Tunnel. Sprühwasser durchnässte uns, und über dem brüllenden Tosen konnte man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.
     
    Wir waren nicht in Gefahr, standen außer Reichweite auf einem Vorsprung. Bolanus hielt Frontinus fest, falls ihn der Schreck zum Stolpern bringen sollte. Ich wankte nicht, da mir solche Spaßvögel schon früher begegnet waren, aber ich spürte meine Knie zittern. Das tosende Wasser bot einen phantastischen Anblick.
     
    Bolanus sagte etwas, das sich wie »Heute Morgen noch in den Caerulischen Quellen!«, anhörte, obwohl es zwecklos war, auch nur sprechen zu wollen.
     
    Wie Bolanus erklärt hatte, würde jeder Fremdkörper aus der Aqua Claudia, der in dieser Kaskade herunterstürzte, vermutlich pulverisiert werden. Aber er konnte auch auf der Strömung der aufgefüllten Aqua Marcia dahinhüpfen und schließlich im Wasserspeicher gefunden werden, wie die zweite Hand, die der Staatssklave Cordus auf Petros Forumsanzeige hin zu uns gebracht hatte.
     
    Frontinus war begeistert von unserem Ausflug. Ich hätte ihn, ehrlich gesagt, auch nicht missen wollen. Wir erfuhren nichts wirklich Wichtiges, also war es genau genommen ein verschwendeter Tag. Aber in Rom schien es auch wenig zu entdecken zu geben.
     
    »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie draußen auf dem Land eine Führung durch Tibur wollen!«, bot Bolanus mit einem Grinsen an, als wir gingen.
     
    Ich mag Männer, die an einer Theorie festhalten.
     
     
    Es hatte keine weiteren scheußlichen Entdeckungen mehr gegeben. Viele Menschen badeten jetzt wieder, tranken Wasser und kochten damit, ohne sich Gedanken um die Konsequenzen zu machen.
     
    Obwohl die Abwesenheit abgetrennter Gliedmaßen in den Aquädukten in vieler Hinsicht eine Erleichterung war, bedeutete es auch, dass ein Mann namens Caius Cicurrus sich nach wie vor mit der Ungewissheit herumquälen musste. Kurz vor Ende der Spiele besuchte ich ihn. Ich nahm Helena mit; vielleicht empfand er die Anwesenheit einer Frau als tröstlich. Außerdem wollte ich wissen, was sie von ihm hielt. Wenn eine Frau ermordet wird, ist der Ehemann automatisch der Hauptverdächtige. Auch wenn es zuvor schon viele gleichartige Todesfälle gegeben hat, sollte man bedenken, dass sie jemand möglicherweise absichtlich kopiert.
     
    Wir gingen gegen Mittag zu Cicurrus, falls er seine Kerzenmacherei wieder in Betrieb

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