Drei Hände Im Brunnen
Staub machten. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass er beides erledigen würde. Er würde es noch am selben Morgen tun und dann den Kurator und den Präfekten wegen der Ergebnisse bedrängen. Es hatte ihm auch nichts ausgemacht, dass wir ihm sagten, was er tun sollte. Er ließ sich genauso herumschubsen, wie er uns herumschubste. Für einen Mann seines Ranges war das sehr ungewöhnlich.
Wir hatten gehofft, dass die Ermittlungen nun vorankommen würden. Die neuen, mit Asinia in Zusammenhang stehenden Beweise schienen uns Auftrieb zu geben. Doch das war nur vorübergehend. Nach der Konferenz mit Frontinus waren wir uns bereits darüber im Klaren, dass wir blufften, und nach den nächsten paar Tagen machte sich Niedergeschlagenheit in uns breit.
Petronius lief sich die Hacken ab bei der Befragung der Träger, was langweilig genug war, und dem Versuch, die Bordsteinschwalben auszuhorchen, womit er sich definitiv in Gefahr brachte. Er erfuhr äußerst wenig, sowohl von den einen wie auch den anderen. Mir gelang es derweilen endlich, Kontakt zu Bolanus aufzunehmen, der jetzt ständig unterwegs zu sein schien. Als ich ihn erwischte, wirkte er seltsam ernüchtert. Er sagte, er habe sämtliche Castelli und andere Teile der Aquädukte draußen in der Campania durchsuchen lassen, bisher erfolglos. Ich befürchtete, er sei angewiesen worden, die Ermittlungen zu behindern. Bereit, das volle Gewicht des Konsuls gegenüber seinen Vorgesetzten einzubringen, fragte ich ihn geradeheraus danach, aber Bolanus stritt es ab. Ich musste es dabei belassen.
Wir waren an einem Tiefpunkt angelangt, einem, den sowohl Petro als auch ich erkannten. Nur mit etwas Glück würden wir noch weiterkommen. Die Ludi Romani gingen ihrem Ende zu. Die verdammten Grünen würden die Blauen im Gesamtergebnis der Wagenrennen schlagen. Mehrere preisgekrönte Gladiatoren waren unerwartet besiegt worden und in den Hades eingegangen, womit sie den Frauen die Herzen gebrochen und ihre Trainer Bankrott gemacht hatten. Die Theateraufführungen waren so grässlich wie immer, und wie immer wagte niemand außer mir, das zu äußern.
Und der Fall entglitt uns.
XXXV
Wir würden die Ermittlungen nicht bis zum Ende der Ludi Romani abschließen können.
Ich erwartete, dass Julius Frontinus uns auszahlen würde. Stattdessen sah er ein, dass wir ohne weitere Hinweise festsaßen. Er kürzte unseren Vorschuss. Er redete uns ins Gewissen. Ohne vor den Kaiser mit einer Lösung zu treten, konnte auch er keinen Ruhm ernten, also meinte er wohl, uns zu brauchen.
Unser einziger Fortschritt bestand darin, dass Petros Nachforschungen ein paar Namen von Frauen zu Tage förderten, die als vermisst galten. Dabei handelte es sich meist um Prostituierte. Andere aus diesem Gewerbe nannten sie uns, und als wir ihnen vorwarfen, es nicht den Vigiles gemeldet zu haben, behaupteten fast alle, sie hätten das getan. (Einige hatten Kinder zu versorgen; bei anderen hatten ihre Zuhälter gemerkt, dass ihnen ein Teil ihres Lebensunterhalts abhanden gekommen war.) Niemand hatte je eine Verbindung zwischen den Vorfällen hergestellt. Um ehrlich zu sein, hatte sich keiner sonderlich darum gekümmert. Es war schwierig, verlässliche Angaben dieser alten Fälle zusammenzustellen, aber Petro und ich waren beide der Ansicht, dass die Anzahl in letzter Zeit zugenommen hatte.
»Er wird dreister«, sagte Petro. »Das übliche Muster. Er trotzt jeder Entdeckung. Er weiß, dass er damit durchkommt. Er ist süchtig, braucht in zunehmendem Maße die Erregung.«
»Er hält sich für unverletzbar?«
»Ja. Aber da irrt er sich.«
»Ach? Und wenn wir den maßgeblichen Hinweis zu seiner Identität nicht finden?«
»Daran darfst du noch nicht mal denken, Falco.«
Es war unmöglich, die zwei zuerst gefundenen Hände mit einer der vermissten Frauen in Zusammenhang zu bringen. Um unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter Beweis zu stellen, machten wir regelmäßig Kopien unserer Listen der Opfer für Anacrites, falls er eine Verbindung mit den Berichten an den Kurator herstellen konnte. Er reagierte nie darauf. So wie ich ihn kannte, las er nichts von dem, was wir ihm schickten.
Wir hatten gehofft, dass wir durch die alten Fälle mehr Informationen bekämen. Es war hoffnungslos. Die Entführungen waren zu lange her. Die Daten waren vage. Die Ethik ihres Gewerbes hielt die Freundinnen der Frauen davon ab, uns zu helfen. Ein Mann, der sich an
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