Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
hatte. Wir fanden ihn zu Hause, und es sah so aus, als würde er die meiste Zeit dort verbringen und den Laden geschlossen lassen. Dieselbe Sklavin wie beim ersten Besuch ließ uns ein.
     
    »Es tut mir Leid, Cicurrus, ich kann Ihnen nicht viel Neues sagen. Dieser Besuch dient nur dazu, Ihnen zu versichern, dass wir nichts unversucht lassen werden und weiterermitteln, bis wir etwas finden. Aber ich kann nicht behaupten, dass wir schon viel erreicht haben.«
     
    Er hörte schweigend zu, wirkte immer noch abwesend. Als ich ihn fragte, ob er irgendwas wissen wolle oder ob Frontinus etwas für ihn tun könne, schüttelte er den Kopf. Plötzliche Todesfälle rufen für gewöhnlich Wut und Anschuldigungen hervor; das würde noch kommen. Zu irgendeinem unpassenden Zeitpunkt, wenn er zu viel zu tun hatte, würde der arme Caius sich endlos fragen: Warum sie? Warum hatte Asinia in jener Nacht ausgerechnet diesen Weg eingeschlagen? Warum hatte Pia sie allein gelassen? Warum Asinia und nicht Pia, die so offen mit der Gefahr flirtete? Warum war er, Cicurrus, in der Woche aufs Land gefahren? Warum war Asinia so schön gewesen? Warum hassten ihn die Götter?
     
    Doch so weit war es noch nicht. Bisher war ihm kein formelles Ende des Alptraums gestattet worden. Er war zwischen dem Wissen und Nichtwissen der genauen, entsetzlichen Einzelheiten des Schicksals seiner jungen Frau gefangen.
     
    »Wir beobachten den Circus Maximus nach wie vor jeden Abend«, sagte ich. »Am letzten Abend der Spiele wird es eine umfassende Überwachung geben …«
     
    »Sie war als Frau vollkommen«, unterbrach er mich leise. »Ich kann es nicht fassen, dass sie von mir gegangen ist.«
     
    Er wollte nicht hören, was wir unternahmen. Alles, was der Mann brauchte, war die Leiche seiner Frau, damit er sie bestatten und um sie trauern konnte. Ich vermochte ihm nicht zu helfen.
     
    Nachdem wir sein Haus verlassen hatten, blieb Helena erst einmal stumm. Dann kam sie zu einer Entscheidung. »Er hat nichts damit zu tun. Wenn er sie getötet hätte, würde er mehr und dramatischer gegen den angeblichen Mörder wettern. Er würde Drohungen ausstoßen oder übertrieben hohe Belohnungen aussetzen. Wenn er Asinia als die perfekte Frau preist, würde sein Protest lauter sein und länger andauern. Aber er sitzt nur da und hofft, dass seine Besucher ihn möglichst bald allein lassen. Er steht immer noch unter Schock, Marcus.« Ich dachte, sie sei fertig, aber dann murmelte Helena: »Hast du die Bergkristallkette gesehen, die die Sklavin trug? Ich denke, die hat vorher seiner Frau gehört.«
     
    Ich war schockiert. »Hat sie die Kette gestohlen?«
     
    »Nein, sie trug sie ganz offen.«
     
    Das schockierte mich noch mehr. »Willst du damit sagen, dass Cicurrus doch einen Grund hatte, Asinia um die Ecke zu bringen?«
     
    »Nein.« Helena schüttelte den Kopf und lächelte mich sanftmütig an. »Es hat ihm eindeutig das Herz gebrochen. Ich will damit nur sagen, dass er ein typischer Mann ist.«
     

XXXVI  
    Während die Tage vergingen und die Hinweise schwanden, bereiteten wir uns auf eine letzte Überwachungsnacht vor dem Circus Maximus nach dem Ende der Spiele vor. Frontinus und der Präfekt der Vigiles hatten es zu einer offiziellen Übung erklärt. Jeder entbehrliche Mann sollte von den Wachkohorten dazu abgestellt werden.
     
    Ich verbrachte einen Teil des Tages zu Hause. Helena brauchte Ruhe, und ich wollte bei ihr sein. Die seit einer Woche dauernden Nachtschichten hatten mich davor bewahrt, vom Geschrei des Babys geweckt zu werden, hatten aber der bereits erschöpften Helena sämtliche Pflichten aufgebürdet. Ich wusste, dass sie demoralisiert war. Julia hatte entdeckt, dass sie unsere Nerven mit ihrem lang andauernden Gebrüll fast bis zum Zerreißen bringen konnte, doch wenn ihre Großmütter zu Besuch kamen, hörte das entzückende Kind sofort damit auf. Helena hatte es satt, finster angeschaut zu werden, als würde sie sich entweder nicht genug Mühe geben oder wäre schlicht unfähig.
     
    Helena hatte den ganzen Nachmittag geschlafen. Ich hielt Julia mit einer Methode ruhig, die mir Petro verraten hatte. Sie bestand darin, auf der Veranda zusammen mit dem Baby und einem Becher Honigwein zu dösen, dessen Inhalt nicht zur Gänze in Papas Magen gewandert war.
     
    Die einzige Störung war ein Besuch der Latrineneidechse Anacrites.
     
    »Was wollen Sie? Und reden Sie leise. Wenn Sie das Baby wecken, weckt es Helena, und falls das geschieht, drehe ich

Weitere Kostenlose Bücher