Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Herdstelle zu vögeln.«
     
    Wenn ich wegen Hochverrats vor Gericht gestellt werden sollte, dann wollte ich die Majestätsbeleidigung schon lieber selbst ausgestoßen haben. Es schien höchste Zeit, von hier zu verschwinden. »Kommst du allein nach Hause?«
     
    »Klar doch.«
     
    »Und was ist mit diesem zarten Pflänzchen?«
     
    »Ich liefere sie unterwegs ab. Mach dir keine Sorgen um uns«, beruhigte mich Marina freundlich. »Wir sind daran gewöhnt.«
     
    Das glaubte ich ihr gern.
     
     
    Sich gegenseitig stützend, trotteten sie über die Via Sacra davon. Ich hatte Marina erneut gebeten, auf sich aufzupassen, weil der Aquäduktmörder sich möglicherweise in ihrer Nachbarschaft herumtrieb. Sie hatte daraufhin ganz vernünftig gefragt, ob ich wirklich meinte, dass irgendein Perverser den Mut aufbringen würde, sich zwei Bortenmacherinnen nach ihrem monatlichen Zug durch die Gemeinde zu nähern. Eine völlig lächerliche Idee, so viel war klar.
     
    Ich konnte sie immer noch lachen und singen hören, bis zum anderen Ende des Forums. Ich selbst bewegte mich unauffällig auf das Tabularium zu, ging links um das Kapital herum und durchs Flusstor in der Nähe des Marcellustheaters, gegenüber der Tiberinsel. Dann schlug ich den Weg am Fluss entlang ein, vorbei am Pons Aemilius und Pons Sublicius. Auf dem Forum Boarium traf ich eine Streife der Vigiles, angeführt von Martinus, Petros altem Stellvertreter. Sie suchten nach demselben Mann, nach dem auch ich Ausschau hielt. Keiner von uns glaubte, dass er ihn finden würde. Wir tauschten ein paar leise Worte aus, dann ging ich weiter zum Aventin.
     
    Erst als ich zum Tempel der Ceres hinaufstieg, fiel mir ein, dass ich Marina hatte fragen wollen, was sie sich dabei gedacht hatte, einen fremden Kutscher anzurufen. Es war eine seltsame Umkehrung der Szene, wie sie sich meiner Vorstellung nach bei Asinias Entführung abgespielt hatte: die unverfrorenen Rufe der Frau und die Nervosität des Mannes; dann ihre Spöttelei, als er sich so rasch aus dem Staub gemacht hatte. Ich tat es als unwichtig ab. Einen Zusammenhang zwischen dieser Begegnung und meiner Ermittlung wäre ein allzu großer Zufall gewesen.
     
    Trotzdem war dort auf dem Forum etwas passiert. Etwas sehr Wichtiges.
     

XL  
    Es begann wie ein ganz gewöhnlicher strahlender römischer Morgen. Ich erwachte spät, war allein im Bett und fühlte mich ausgelaugt. Sonnenlicht lag in Streifen auf der Wand gegenüber den geschlossenen Fensterläden. Ich hörte Helena mit jemandem sprechen; es war eine mir unbekannte Männerstimme.
     
    Bevor sie mich rief, hatte ich mir schon eine saubere Tunika übergeworfen und mir stöhnend die Zähne geputzt. Das ist der Grund, warum Ermittler meist Einzelgänger sind. Ich war nüchtern zu Bett gegangen und trotzdem heute völlig zerschlagen.
     
    Nur schwach konnte ich mich erinnern, wie ich gestern im Dunkel der Nacht heimgekommen war. Ich hatte Julias empörtes Geschrei vernommen. Entweder war Helena zu erschöpft, um aufzuwachen, oder sie probierte unseren Plan aus, auf den wir uns halbherzig geeinigt hatten und der darin bestand, Julia sich manchmal in den Schlaf weinen zu lassen. Auf jeden Fall hatte Helena die Wiege aus unserem Schlafzimmer verbannt. Typisch für mich, warf ich natürlich den Plan über den Haufen. Bei Julias herzerweichendem Gebrüll vergaß ich, was wir vereinbart hatten, nahm sie hoch und trug sie leise herum, um Helena nicht zu stören, bis das Baby schließlich einschlief. Ich legte es wieder in die Wiege. Dann stürzte Helena herein, aufgewacht und verängstigt durch die Stille … Nun ja.
     
    Danach war es natürlich unumgänglich, die Lampen zu füllen und anzuzünden, etwas zu trinken zu machen, die Geschichte meiner nächtlichen Überwachung zu erzählen, die Lampen wieder auszublasen und unter Schmusen, Fußwärmen, Küssen und anderen Dingen, die niemanden etwas angehen, das Bett aufzusuchen, woraufhin ich bis weit nach der Frühstückszeit ausgeschaltet war.
     
    Frühstück würde im Verlauf meines heutigen Tages nicht vorkommen.
     
    Der Mann, dessen Stimme ich gehört hatte, wartete draußen vor dem Haus. Als ich über die Verandabrüstung schaute, sah ich dünnes schwarzes Lockenhaar um einen glänzenden braunen Schädel. Eine grobe rote Tunika und feste Schnürstiefel. Ein Mitglied der Vigiles.
     
    »Von Martinus geschickt«, berichtete Helena. »Es gibt etwas am Flussufer, das du dir anschauen sollst.«
     
    Wir sahen einander an.

Weitere Kostenlose Bücher