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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Stein
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Boden lag das schönste Kleid, das sie je gesehen hatte. Sie hob es auf und presste es an sich. Genau so ein Ballkleid hatte ihre Mutter ihr versprochen: zart rosenfarben, mit silbernen Fäden verziert und mit kleinen Perlen besetzt. Sogar eine silberne Halskette gehörte dazu und ein Diadem. Auch einen warmen, weichen Mantel hatte ihr die Zaubernuss beschert.
    Aschenbrödel tanzte durch die Scheune und hielt das Kleid mit beiden Armen umfangen. Der zarte Schleier umwehte sie, sodass sie sich einbilden konnte, ein galanter Tanzpartner gleite an ihrer Seite über den Boden und hielte sie mit sicherem Griff. Schon vernahm sie die Musik und das Rascheln von Hunderten von Kleidern, das leise Lachen von Paaren, die sich durch den weiten Tanzsaal drehten.
    Und sie – sie tanzte mit dem Prinzen. Er blickte sie mit seinen braunen Augen an, in denen dieses Mal kein Spott funkelte. Er blickte sie an und erkannte sie, erkannte in ihr den jungen Jäger und das wilde Mädchen aus dem Wald. Aber er sah auch die Prinzessin in ihr, die mit ihm tanzte. Und er lächelte sie an.
    Ein lautes Wiehern ließ Aschenbrödel aufschrecken. Nikolaus schnaubte und warf ihr durch die geöffnete Falltür einen auffordernden Blick zu.
    â€žNikolaus, wie kommst du denn hierher? Und wer hat dich gesattelt?“
    Wieder schnaubte Nikolaus. Sein Sattel und das Zaumzeug waren reich verziert und von der Farbe von zartrosa Rosen, als hätte sie jemand auf ihr Ballkleid abgestimmt. Das hieß dann wohl … Aschenbrödel presste das Kleid fest an sich und zögerte. Rosalie legte den Kopf schräg und blickte zur Falltür hinüber, als wollte sie Aschenbrödel auffordern, nun endlich zu gehen.
    In Aschenbrödels Kopf drehte sich alles. Ob von ihrem Tanz oder ihrer Träumerei, das vermochte sie nicht zu sagen.

Der Tanz ist eröffnet
    Schon jetzt war die Luft im Ballsaal stickig, dabei hatte der Tanz noch nicht einmal begonnen. Und wenn es nach dem Prinzen ginge, müsste er auch gar nicht erst anfangen. Doch er hatte heute Abend nichts zu bestimmen.
    Tock-tock schlug der Stock des Präzeptors, der den Tanzmeister gab, auf den Boden, und die nächste Mutter mit Tochter betrat den Ballsaal.
    â€žIhre Hoheit, Fürstin von der Weyhe mit Tochter Elsa.“
    Die beiden knicksten vor dem Podest. Schon schlug der Präzeptor seinen Stock wieder auf den Boden und kündigte die nächsten Gäste an.
    Der Prinz trat von einem Fuß auf den anderen. Seine Eltern konnten wenigstens sitzen, er musste die endlosen Reihen vornehmer Knickserinnen stehend ertragen. Immerhin teilte er sein Schicksal mit dem Narren, dem Zeremonienmeister und einigen anderen höhergestellten Bediensteten, die um den Thron herum standen und lächelten. So, wie er es wohl besser auch tun sollte.
    â€žGräfin Stauch mit Tochter Imme.“
    Tock-tock .
    â€žFrau Baronin von Eck mit drei Töchtern.“
    Tock-tock .
    â€žSeine Hoheit, Fürst Maunz mit Tochter Minka.“
    Während der Saal sich füllte, fragte sich der Prinz, wie um Himmels willen er sich all diese Namen merken sollte. Vom königlichen Podest herab blickte er auf ein Meer von glitzernden Roben und erwartungsvoll lächelnden Mündern. Und jedes dieser Lächeln galt der Aussicht auf den Thron und nicht ihm.
    â€žMach doch kein Gesicht, als ob du Sauerkraut kauen würdest“, sagte der König. „Lächle ein bisschen!“
    Tock-tock.
    â€žFreifrau von Echternach mit …“
    Der Prinz beugte sich zu seinem Vater. „Ich möchte dich sehen, wie du lächelst, wenn man dich mit solchen Schnepfen verheiraten will. Vater, ich bitte dich, verschieben wir’s aufs nächste Jahr!“
    Tock-tock .
    â€žSeine Hoheit, der Baron …“
    Die dröhnende Stimme des Präzeptors kannte ebenso wenig Gnade wie sein Vater. Der würdigte den Prinzen keiner Antwort und lehnte sich zur Königin hinüber. „Hörst du ihn? Und der soll einmal mein Nachfolger werden.“
    Die Königin schüttelte sanft den Kopf, ohne auch nur einen Moment lang das Lächeln zu vergessen. „Zum Zanken hättet ihr kaum eine bessere Gelegenheit finden können.“
    â€žâ€¦Â und ihre Tochter Dora.“
    Schon wieder knicksten eine Mutter und ihre Tochter vor dem Podest. Der Prinz hatte die Ankündigung der Mutter verpasst, aber das weiße Ungetüm von Hut, das sie trug, hob sie

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