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Drei Irre Unterm Flachdach

Drei Irre Unterm Flachdach

Titel: Drei Irre Unterm Flachdach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastienne Voss
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also. Meine tapfere Großmutter nahm in Kauf, daß Großvater mit Roswitha fummelte, nur damit auch wir den ersehnten Trabi-Himmel bekamen. Insgeheim wußte sie natü r lich, daß Schweinekuten-Rosi keine ernsthafte Ko n kurrenz für sie war.
    Plötzlich kam Roswitha nicht mehr. Großvater schlich um das Telefon im Kirchenzimmer rum, um bei erstbester Gelegenheit mit ihr zu telefonieren. Gegen Mittag verschwand er und kam erst abends zurück. Wilma hatte das Essen g e macht, Gustav schob angeekelt seinen Teller weg. Ohne ein Wort der Erklärung ve r schwand er im Schlafzimmer.
    Wir blieben allein zurück. Die Stimmung war mies. Sonst hatten wir nach dem Abendessen noch zusammen ferng e sehen und Großmutter, die es schaffte, auch den spannendsten Film mit ihren Kommentaren kaputtzuquatschen, a b wechselnd zur Ruhe ermahnt. Jetzt saßen wir allein da, und Wilma sagte vor lauter Trü b sinn kein Wort.
    Bevor Großvater schlafen ging, hatte sich immer das gleiche Ritual abg e spielt. Er war zuerst ins Bad gegangen und in seinem flauschigen Bademantel zurückgekommen. Dann hatte er sich zu Großmutter runtergebeugt und ihr zär t lich ins Ohr gegurrt: »Komm, Wilma, Tittibumsen küssen.« Und jedesmal hatte Großmutter ohne zu zögern die Bluse aufgeknöpft, ihre großen Brüste aus dem Büstenhalter gehoben und sie Großvater pr ä sentiert. Der hatte erst die eine, dann die andere Brust in seine beiden Hände genommen und abgeküßt. Danach hatte er sich zufrieden brummelnd ins Schla f zimmer getrollt. Das kleine Ritual wirkte wie eine Wunderpille, wie eine Anwendung, die beiden äußerst gut bekam, nach der sie ganz und gar entspannt und glücklich au s sahen.
    Das war nun aus. Kein gemeinsames Abendessen mehr, kein Fernsehen, ke i ne Küsse. Großvater ging einfach pennen, und Großmutter saß mit ihren schönen Brüsten wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Sofa und glotzte in die Flimme r kiste.
    Nach zwei Wochen hielt sie es nicht mehr aus: »Warum ißte denn nich richtig, Täve? Haste gar keinen Hunger?« Großv a ter guckte in die Luft. Er kämpfte mit sich. »Ich esse sehr gut bei Roswitha. Diese Moppelkotze hier ist eine einzige Z u mutung!« Jetzt war es raus. Schweinekuten-Rosi hatte Gro ß mutter den Rang abgelaufen. Sie rannte heulend ins Bad, und Großvater verzog sich ins Schla f zimmer. Wilma hing schluchzend über dem Waschbecken. Noch nie hatte sie so e r bärmlich ausgesehen. Zum ersten Mal fiel mir auf, daß Menschen vor Kummer um die Hälfte kleiner we r den können. »Ach, mein süßer Butscher, wenn ick dich nich hä t te!« Sie klammerte sich so sehr an mir fest, daß ich mich auch schon ganz reduziert fühlte. Niemand konnte Großv a ter ersetzen, auch ich nicht. Wir standen uns heulend gegenüber, und ich wußte nicht, wie ich Großmutter trösten sollte. Hier war nichts schö n zureden. Es ging gerade eine Liebe den Bach runter.
    Man mußte abwarten. Irgendwann würde Gustav von allein wieder zur Ve r nunft kommen. Daß er die vielen Jahre mit Wilma einfach ausgelöscht hatte für diesen grunzenden Fettwanst, das konnte nicht sein. Schließlich hatte man g e meinsam die Ranch gebaut, war durch Dick und Dünn gegangen, die ganze Zeit, du m me Gans hin, dumme Gans her.
    Die Wochen vergingen, Großvater schien sich nicht zu besinnen. Doch dann war, von einem Tag auf den andern, der Spuk vorbei. Er ging nicht mehr zu Roswitha, wir saßen wieder zusammen an e i nem Tisch. Gustav küßte vor dem Zubettgehen Wilmas Brüste, als hätte er all die Wochen nichts anderes getan. Wir waren glücklich, und Großmutter spekulierte: »Vielleicht hat er die olle Kuh ja nu über, weil ick ihn hab machen lassen. Weibliche List, mein Butscher! Merk dir dit! Immer machen lassen, die Kerle.«
    Der wahre Grund für Großvaters Rückzug aber war seine Krankheit, von der wir noch nichts ah n ten. Die Liebe hatte längst nicht aufgehört. Er hatte sich nur zu schwach gefühlt für Roswi t has starke Arme. Ein Glück für uns, denn so hatten wir ihn wieder.

 
    Die Nackte und der Tote
     
    Zwei schöne Dinge trafen zusammen. Ich war elf, also eins über zehn, und wir hatten endlich Apfelwein in richtigen Flaschen, mit Schraubverschluß, ohne Schimmelpfropfen. Der neue Wein aus fachgerechter He r stellung schmeckte sicher köstlich. Ich nahm jeden Tag eine Flasche aus dem Regal und versteckte sie in meiner Gartenhöhle. Zehn Tage später lud ich ein paar Freunde ein. Zuerst lief die Party bombig. Dann war Paula

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