Drei Maenner fuers Leben
ihren Augen schimmerten Tränen. »Ich weiß. Ich denke … Aber genau das ist es ja«, sagte sie mit aufsteigender Panik. »Ich kann nicht mehr denken. Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns ein paar Tage nicht sehen. Vielleicht haben wir uns ja hoffnungslos in unsere Gefühle verstrickt, dabei wollten wir nur eine Affäre.«
»Bestimmt ist es so.« Er schob die Hände in die Taschen, weil er befürchtete, er könnte sie wieder an sich ziehen, und das würde nichts lösen, außer dass sein neu erwachtes Begehren möglicherweise gestillt wurde. »Ist das nicht das Problem?«
»Ich weiß nicht, was das Problem ist.« Und das machte ihr am meisten Angst, wie sie jetzt erkannte. Wenn sie ihn anschaute, vergaß sie Dinge … wie ihre Pläne, ihre gut durchdachten, vernünftigen Pläne. »Auf jeden Fall müssen wir uns beide dringend ein paar Gedanken machen, bevor diese … Situation noch komplizierter wird. Wir müssen uns ein paar Tage aus dem Weg gehen und uns abkühlen.«
Er lehnte sich gegen die Wand und zog die Augenbrauen hoch. »Und was ist, wenn wir uns nicht abkühlen?«
»Das sehen wir dann.«
»Ich will dich, Layna.«
»Ich weiß.« Ihr Puls schlug schneller. »Das ist ja das Problem.«
»Es muss aber kein Problem sein. Seit wann ist Begehren ein Problem?«
»Für mich schon. Ich muss gehen. Ich muss nachdenken.«
Sie war schon fast an der Tür, als er ihren Namen rief, nur ihren Namen, und sie blieb ruckartig stehen. Doch sie drehte sich nicht um, wagte es nicht. Und dann rannte sie mit einem Kopfschütteln aus der Wohnung und die Treppen hinunter.
Einen Moment dachte er daran, ihr hinterherzulaufen. Er könnte sie einholen, bevor sie unten auf der Straße war. Er könnte versuchen, sie zu überreden, wieder mit ihm nach oben zu gehen, sie nötigenfalls unter Anwendung von Gewalt nach oben bringen. Und dann würde er wieder mit ihr ins Bett gehen. Im Bett hatten sie keine Probleme.
Und was dann?
Fluchend löste er sich von der Wand und durchquerte den Raum. Er vermied es, aus dem Fenster zu schauen. Er wollte sie nicht noch einmal sehen. Stattdessen ging er in sein Atelier hinüber und betrachtete aufmerksam zwei Gemälde – Layna und Dringlichkeit – und fragte sich, wie diese beiden plötzlich eins für ihn hatten werden können.
9. K APITEL
Sie ging nicht nach Hause. Es war seltsam, dass sie im Augenblick nirgends weniger sein wollte als daheim, obwohl sie sich dort bisher immer so wohlgefühlt hatte.
Verflixt, sie war allein glücklich gewesen, ihr Leben und ihre Arbeit hatten ihr Spaß gemacht. Ihr Ehrgeiz war nur auf ein einziges Ziel gerichtet gewesen. Sie wollte aus »Drake’s Washington« einen Kaufpalast machen und den hervorragenden Ruf der mondänen Ladenkette festigen. Und indem sie das tat, würde sie auch ihren eigenen Ruf festigen. Sie würde nicht einfach nur irgendeine Drake sein, auch nicht nur die Tochter, sondern Layna Drake in eigener Verantwortung, eine kluge Geschäftsfrau mit einem guten Blick für Mode.
Sie reiste gern. Mailand, Paris, London. Sie liebte es, die großen Modenschauen zu besuchen, neue Kollektionen zusammenzustellen und neue Designer zu entdecken.
Und sie machte ihre Sache gut. Während der letzten Jahre hatte sie ihre Fachkenntnisse ausgebaut, ihren eigenen Stil entwickelt und gelernt, wie man ein Geschäft führen musste.
Im Geschäftsleben fand sie sich zurecht. Bei Menschen weniger.
Tief aufseufzend verlangsamte sie ihre Schritte. Woher sollte sie wissen, ob sie verliebt war? Sie war vorher noch nie mit so etwas konfrontiert gewesen. Die Männer, denen sie bisher Zutritt zu ihrem Leben gewährt hatte, waren umgänglich, unkompliziert und … sicher gewesen, wie sie sich jetzt eingestehen musste. Nicht bei einem Einzigen von ihnen war sie je in Versuchung geraten, ihre Richtung zu ändern, Kompromisse einzugehen, ihre Pläne über den Haufen zu werfen.
Und nicht einer von ihnen hatte ihr Herz berührt.
Es ist besser so, versicherte sie sich selbst.
Oh Gott, sie wollte nicht so eine Ehe führen wie ihre Eltern. Nein, sie wollte überhaupt keine Ehe führen, war das nicht der Punkt?
Natürlich ist er das, entschied sie und holte tief Luft. Genau das war der Punkt. Alles, was sie jetzt tun musste, war, sich von ihm fernzuhalten und ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und dann würde sie automatisch zu dem gewohnten Leben zurückkehren.
Sie würde sich freinehmen und ein paar Tage wegfahren. Egal, wohin. Irgendwohin, dachte
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