Drei Maenner fuers Leben
angemeldet zu haben, da ich offensichtlich nicht willkommen bin, es sei denn, du bist scharf darauf, mit mir ins Bett zu gehen.«
Seine Augen flammten auf. Der Zorn überfiel ihn so unvermittelt und heftig, dass er vorsichtshalber einen Schritt zurücktrat. »Es geht jetzt nicht um Sex.« Und da er sich selbst nicht mehr traute, drehte er sich um und marschierte geradewegs in sein Atelier.
»Ach nein?« Sie folgte ihm. Ihr Schmerz und ihre Wut waren heftig und trieben sie vorwärts in einen Bereich seines Lebens, der ihr bis dahin verschlossen geblieben war. »Um was denn dann?«, fragte sie und betrat hinter ihm sein Atelier.
»Ich weiß nicht.« Als sie plötzlich stehen blieb, ging er kampfbereit um sie herum, bis er sah, dass sie wie gebannt auf ihr Porträt schaute – das Aquarell, das er zuerst von ihr gemalt hatte. »Ich weiß es nicht«, wiederholte er aufseufzend und trat wieder ans Fenster. »Du bist in eine Stimmung hereingeplatzt, Layna.« Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, stützte er sich mit den Händen aufs Fensterbrett und lehnte sich weit hinaus. »Ich habe eine Menge von diesen Stimmungen.«
Und diese hier ist unversehens von Gereiztheit in Unglücklichsein umgeschlagen, dachte sie. Sie gab der Versuchung nicht nach, einzulenken. Es war weder ihre Aufgabe, ihn zu trösten, noch seine Launen zu ertragen.
Sie sagte sich, dass sie lieber gehen und die letzten Wochen als Lebenserfahrung verbuchen sollte. Doch stattdessen drehte sie sich langsam um die eigene Achse und sah sich nun erwartungsvoll in dem Atelier um.
Er war hier überall. Angefangen von den Leinwänden, die auf Staffeleien standen oder an den Wänden lehnten, bis hin zu dem absurden Chaos von Farbtuben, Pinseln und Gläsern. Es roch durchdringend nach Terpentin und frischen Farben, fremd und vertraut zugleich. Dazwischen hing sein eigener männlich herber Duft nach Juchtenseife.
Es war ein großer Raum, von Licht durchflutet. Sie schaute auf die Bilder, bunte, kraftvolle Pinselstriche hier, kontrastierende Farben und Strukturen dort. Ein Bild düster, ein anderes leuchtend und überschäumend vor Lebenslust.
Sie verstand die Gemälde nicht wirklich, aber sie lösten Gefühle in ihr aus. Und diese waren vermutlich eine exakte Widerspiegelung ihrer Reaktion auf den Künstler.
»Stimmungen, ja, ich sehe.« Sie schlenderte zu einer Staffelei. »Du hast wirklich eine Menge davon. Ich nehme an, sie machen dich zu dem, was du bist.«
Er drehte sich zu ihr um, das Gesicht angestrengt verzogen. »Und du, stabil und ausgeglichen. Das macht dich zu dem, was du bist. Was, zum Teufel, tust du dann hier, Layna?«
Diese Frage war zu erwarten gewesen, dachte sie, während sie ein Bild anstarrte, ohne es wirklich zu sehen. Es war zu erwarten gewesen, dass er irgendwann zu dieser Folgerung kommen würde.
»Das habe ich mich auch schon oft gefragt.« Sie zuckte eine Schulter, entschlossen, Vernunft walten zu lassen. »Es ist wohl so, wie wir von Anfang an vermutet hatten. Eine elementare Anziehungskraft. Rein körperlich.«
»Ist es das?«
»Das ist es.« Sie deutete auf das Gemälde, das er nur Stunden, bevor sie in sein Leben getreten war, fertiggestellt hatte. »Das da ist alles Gefühl und Leidenschaft. Es ist roh und gefährlich, und der Anblick flößt einem leichtes Unbehagen ein.«
»Das Bild heißt Dringlichkeit«, murmelte er.
»Ja. Dringlichkeiten treffen aufeinander, und sie können sich ändern.«
»Auch wenn es einem nicht unbedingt in den Kram passt. Komm her.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Und sag mir, was du siehst.«
Sie ging quer durch den Raum zu ihm hin, nahm aber seine angebotene Hand nicht. Wenn dies das Ende sein sollte, würde es ein Fehler sein, ihn zu berühren, dessen war sie sich sicher, obwohl der Schmerz in ihrem Herzen wie Feuer brannte.
»Sag mir, was du siehst«, wiederholte er, und weil sie sich weigerte, seine Hand zu nehmen, ergriff er ihre Schulter, um sie zu dem Gemälde und sich selbst umzudrehen.
Ihre erste Reaktion war, ihren Arm zu heben und sich diesen nahezu spiegelbildlich zu dem Gemälde über die Brust zu legen. Ihr Herz kam ins Stolpern, ihr Hals schnürte sich zu.
»Es ist anders geworden, als ich mir vorgestellt hatte«, sagte er schnell. »Oder was ich sah. Oder fühlte. Ich hatte es gerade beendet und schaute aus dem Fenster. Da kamst du.«
»Du … du hast mich schön gemalt.«
»Du bist schön.«
Es ist zu … intim, dachte sie mit einem Anflug von Panik. Die Frau
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