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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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großartig! Erzählen Sie mehr von ihm!«
    »Nein. Ich kenne ihn nicht«, sagte Herr Johann Kesselhuth.
    Die anderen lachten. Frau Casparius drohte schelmisch mit dem Finger.
    Johann Kesselhuth wußte nicht aus noch ein. Er ergriff seinen Zimmerschlüssel und wollte fliehen. Man versperrte ihm den Weg.
    Hundert Fragen schwirrten durch die Luft. Man stellte sich vor und schüttelte ihm die Hand. Er nannte in einem fort seinen Namen.
    »Lieber Herr Kesselhuth«, sagte schließlich der dicke Herr Lenz.
    »Es ist gar nicht nett von Ihnen, daß Sie uns so zappeln lassen.«
    Dann erklang der Gong. Die Gruppe zerstreute sich. Denn man hatte Hunger. Kesselhuth setzte sich gebrochen an einen Tisch in der Halle, hatte Falten der Qual auf der Stirn und wußte keinen Ausweg.
    Eins stand fest. Fräulein Hilde und die dämliche Kunkel hatten gestern abend telefoniert. Siamesische Katzen in Hagedorns Zimmer! Das konnte reizend werden.
    Der arme Mann, der, Volkslieder pfeifend, seinen Spankorb durch den Schnee schleppte, hatte kalte, nasse Füße. Er blieb stehen und setzte sich ächzend auf den Korb. Drüben auf einem Hügel lag ein großes schwarzes Gebäude mit zahllosen erleuchteten Fenstern.
    »Das wird das Grandhotel sein«, dachte er. »Ich sollte lieber in einen kleinen verräucherten Gasthof ziehen statt in diesen idiotischen Steinbaukasten dort oben.«
    Dann aber fiel ihm ein, daß er ja die Menschen kennenlernen wollte.
    »So ein Blödsinn!« sagte er ganz laut. »Ich kenne die Brüder doch längst.«
    Dann bückte er sich und machte einen Schneeball. Er hielt ihn lange in beiden Händen. Sollte er ihn nach einer Laterne werfen? Wie vor einigen Tagen die beiden Knirpse in der Lietzenburger Straße? Oder wie er selber, vor vierzig Jahren? Herr Schulze fror an den Fingern.
    Er ließ den kleinen weißen Schneeball unbenutzt fallen. »Ich träfe ja doch nicht mehr«, dachte er melancholisch.
    Verspätete Skifahrer kamen vorüber. Sie strebten hügelwärts. Zum Grandhotel. Er hörte sie lachen und stand auf. Die rindsledernen Stiefel drückten. Der Spankorb war schwer. Der violette Anzug aus der Fruchtstraße kniff unter den Armen.
    »Ich könnte mir selber eine runterhauen«, sagte er gereizt und marschierte weiter.
    Als er in das Hotel trat, standen die Skifahrer bei dem Portier, kauften Zeitungen und betrachteten ihn befremdet. Aus einem Stuhl erhob sich ein elegant gekleideter Herr. Ach nein. Das war ja Johann! Kesselhuth näherte sich bedrückt. Flehend sah er zu dem armen Mann hin. Aber die Blicke prallten ab. Herr Schulze setzte den Spankorb nieder, drehte dem Hotel den Rücken und studierte ein Plakat, auf dem zu lesen war, daß am übernächsten Abend in sämtlichen Räumen des Grandhotels ein »Lumpenball« stattfinden werde. »Da brauch ich mich wenigstens nicht erst umzuziehen«, dachte er voller Genugtuung.
    Die Skifahrer verschwanden polternd und stolpernd im Fahrstuhl.
    Der Portier musterte die ihm dargebotene Kehrseite des armen Mannes und sagte: »Hausieren verboten!« Dann wandte er sich an Kesselhuth und fragte nach dessen Wünschen.
    Kesselhuth sagte: »Ich muß ab morgen skifahren. Ich weiß nicht, wie man das macht. Glauben Sie, daß ich’s noch lernen werde?«
    »Aber natürlich!« meinte Onkel Polter. »Das haben hier noch ganz andere gelernt. Sie nehmen am besten beim Graswander Toni Privatstunden. Da kann er sich Ihnen mehr widmen. Außerdem ist es angenehmer, als wenn Ihnen, im großen Kursus, bei dem ewigen Hinschlagen dauernd dreißig Leute zuschauen.«
    Johann Kesselhuth wurde nachdenklich. »Wer schlägt hin?« fragte er zögernd.
    »Sie!« stellte der Portier fest. »Der Länge nach.«
    Der Gast kniff die Augen klein. »Ist das sehr gefährlich?«
    »Kaum«, meinte der Portier. »Außerdem haben wir ganz hervorragende Ärzte in Bruckbeuren! Der Sanitätsrat Doktor Zwiesel zum Beispiel ist wegen seiner Heilungen komplizierter Knochenbrüche geradezu weltberühmt. Die Beine, die in seiner Klinik waren, schauen hinterher viel schöner aus als vorher!«
    »Ich bin nicht eitel«, sagte der Gast.
    Hierüber mußte der arme Mann, der inzwischen sämtliche Anschläge studiert hatte, laut lachen.
    Dem Portier, der den Kerl vergessen hatte, trat nunmehr, Schritt für Schritt, die Galle ins Blut. »Wir kaufen nichts!«
    »Sie sollen gar nichts kaufen«, bemerkte der arme Mann.
    »Was wollen Sie denn dann hier?«
    Der aufdringliche Mensch trat näher und sagte sonnig: »Wohnen!«
    Der Portier lächelte

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