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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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nicht von dem leben, was du versetzt, sondern von dem, was ich verdiene.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Aha! Das könnte dir so passen! Du widerwärtiger Egoist! Alle Männer sind Egoisten. Ich habe ein Buch gelesen. Da stand es drin. »Das Wirtschaftsgeld und die Monogamie« hieß das Buch. Ihr seid ein heimtückisches, kleinliches Geschlecht, brrr!« Sie schüttelte sich wie ein nasser Pudel. »Vier Monate lang könnten wir von dem Ring leben! In einer Dreizimmerwohnung mit indirekter Beleuchtung! Zentralheizung und Fahrstuhl inklusive! Und sonntags könnten wir miteinander zum Fenster hinausgucken! Aber nein! Lieber stopfst du mich in eine Konservenbüchse wie junges Gemüse. Bis ich einen grauen Bart kriege. Ich bin aber kein junges Gemüse!«
    »Doch«, wagte er zu bemerken.
    »Ich schmeiße den blöden Ring in den Schnee!« rief sie. Und sie tat es wirklich. Anschließend krochen sie auf allen vieren im Wald umher. Endlich fand er den Ring wieder. »Ätsch!« machte sie. »Nun gehört er dir!« Er steckte ihn an ihren Finger und sagte: »Ich borge ihn dir bis auf weiteres.« Nach einer Weile fragte er: »Du glaubst also, daß wir mit fünfhundert Mark im Monat auskommen?«
    »Na klar.«
    »Und wenn ich weniger verdiene?«
    »Dann kommen wir mit weniger aus«, meinte sie überzeugt. »Du darfst das Geld nicht so ernst nehmen, Fritz. Wenn alle Stränge reißen, pumpen wir meinen Vater an. Damit er weiß, wozu er auf der Welt ist.«
    »Du bist wahnwitzig«, sagte er. »Du verstehst nichts von Geld. Und von Männern verstehst du noch weniger. Dein Vater könnte der Schah von Persien sein – ich nähme keinen Pfennig von ihm geschenkt.«
    Sie hob sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Liebling, mein Vater ist doch aber gar nicht der Schah von Persien!«
    »Da haben wir’s«, sagte er. »Da siehst du wieder einmal, daß ich immer recht habe.«
    »Du bist ein Dickschädel«, erwiderte sie. »Zur Strafe fällt Klein-Hildegard nunmehr in eine tiefe Ohnmacht.« Sie machte sich stocksteif, kippte in seine ausgebreiteten Arme, blinzelte vorsichtig durch die gesenkten Lider und spitzte die Lippen. (Nicht etwa, um zu pfeifen.)
    Inzwischen hatten die älteren Herrschaften dasNachmittagsschläfchen erfolgreich beendet. Johann stieg, über die Dienstbotentreppe, ins fünfte Stockwerk und brachte Blumen, eine Kiste Zigarren, frische Rasierklingen sowie Geheimrat Toblers violette Hose, die er gebügelt hatte.
    Der Geheimrat stand ohne Beinkleider in seinem elektrisch geheizten Dachstübchen und sagte: »Deswegen suche ich wie ein Irrer! Ich wollte gerade in Unterhosen zum Fünfuhrtee gehen!«
    »Ich habe die Hose, während Sie schliefen, aus Ihrem Zimmer geholt. Sie sah skandalös aus.«
    »Hauptsache, daß sie Ihnen jetzt gefällt«, meinte Tobler. Er kleidete sich an. Johann bürstete ihm Jackett und Schuhe. Dann gingen sie und klopften unterwegs an Frau Kunkels Zimmer. Tante Julchen rauschte imposant in den Korridor.
    »Sie haben sich ja geschminkt!« meinte Johann. »Ein ganz kleines bißchen«, sagte sie. »Man fällt sonst aus dem Rahmen. Wir können schließlich nicht alle miteinander wie die Vagabunden herumlaufen!
    Herr Geheimrat, ich habe ein paar Anzüge mitgebracht. Wollen Sie sich nicht endlich umziehen? Heute früh haben die Leute oben auf dem hohen Berg gräßliche Bemerkungen gemacht.«
    »Halten Sie den Mund, Kunkel!« befahl Tobler. »Es ist egal!«
    »Ein Herr mit einer Hornbrille hat gesagt: »Wenn man den Kerl ins Kornfeld stellt, fliegen alle Vögel fort!« Und eine Dame...«
    »Sie sollen den Mund halten!« knurrte Johann. »Die Dame sagte:
    ›So etwas müßte der Verkehrsverein narkotisieren und heimschicken.‹«
    »Ein rohes Frauenzimmer!« meinte der Geheimrat. »Aber so sind die Menschen.«
    Dann tranken sie in der Halle Kaffee. Frau Kunkel aß Torte und sah den Tanzpaaren zu. Die beiden Männer lasen Zeitung und rauchten schwarze Zigarren. Plötzlich trat ein Boy an den Tisch und sagte:
    »Herr Schulze, Sie sollen mal zum Herrn Portier kommen!« Tobler, der, in Gedanken versunken, Zeitung las, meinte: »Johann, sehen Sie nach, was er will!«
    »Schrecklich gern«, flüsterte Herr Kesselhuth. »Aber das geht doch nicht.«
    Der Geheimrat legte das Blatt beiseite. »Das geht wirklich nicht.« Er blickte den Boy an. »Einen schönen Gruß, und ich läse Zeitung.
    Wenn der Herr Portier etwas von mir will, soll er herkommen.« Der Junge machte ein dämliches Gesicht und

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