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Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Titel: Drei Minuten mit der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Uhr morgens, als sie ins Hotel zurückkehrte. Sie dachte an Lindsey, an die eindeutige Berührung. Eigentlich hatte sie gedacht, ein Problem mit einem Mann zu haben. Aber selbst mit den Frauen lief es nicht gut hier. Nieves hatte sie im Almagro angestarrt, als wollte sie ihr die Augen auskratzen. Lindsey war nett zu ihr, weil sie mit ihr ins Bett wollte. Und nun trat eine dritte Frau in ihr Leben, deren Motive völlig im Dunkeln lagen.
    Die Nachricht war auf feines Papier geschrieben und nicht auf einen der Zettel, die man an der Rezeption bekam. Als sie die Unterschrift las, wurde ihr kurzzeitig schwindlig. Wie hatte diese Frau sie gefunden? Woher wusste sie, in welchem Hotel sie wohnte? Sie überflog die Zeilen mehrmals, bis ihr die einzig logische Möglichkeit in den Sinn kam, die den Namen der Unterzeichnerin mit ihr verband. Ortmann!
    Dear Miss Battin,
Sie sind eine Freundin unseres Sohnes Damián,
und daher wäre es eine Ehre und Freude für mich,
Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen.
Bitte rufen Sie mich an, so weit es Ihre Zeit erlaubt.
Hochachtungsvoll
Maria Dolores Alsina
    Sie ging in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Dieser komische Deutschlehrer! Es gab keine andere Möglichkeit. Er hatte bei den Alsinas angerufen, von ihrem Besuch in der Schule erzählt und ihre Hoteladresse weitergegeben. Nun gut, schließlich hatte sie sich nach Damián erkundigt. Aber das Ganze war dennoch eigenartig. Sie hatte Ortmann doch gesagt, sie würde selbst mit Damiáns Familie Kontakt aufnehmen. Sie las die Notiz erneut, und allmählich wuchs ihr Erstaunen. Warum rief die Frau nicht einfach an? Oder hatte sie es schon versucht?
    Dem Nachtportier entwand sie mühselig die Information, dass die gleiche Frau mehrmals nach ihr gefragt und gegen 23:00 Uhr diese Nachricht für sie abgegeben hatte. Gegen 0:30 sei außerdem ein Telefonanruf für sie angekommen, doch die Anruferin, auch diesmal eine Frau, habe keine Nachricht hinterlassen.
    »Fue la misma«, sagte der Mann und deutete auf den Brief in Giuliettas Hand. »Same lady.« Seine rechte Hand hielt einen imaginären Telefonhörer ans Ohr.
    In ihr Zimmer zurückgekehrt, kramte sie den gelben Zettel aus ihrer Handtasche hervor, auf dem Ortmann Adresse und Telefonnummer der Alsinas vermerkt hatte, und klebte ihn auf Frau Alsinas Brief. Aber die Nummern waren unterschiedlich. Wahrscheinlich besaß die Frau ein Mobiltelefon.
    Warum wollte sie mit ihr sprechen? Warum so dringend? Giulietta stand auf und trat vor den Spiegel. Mein Gott, wie sah sie überhaupt aus? In ihrem rechten Auge war ein Äderchen geplatzt. Das war mit Sicherheit die Zigarette bei Lindsey gewesen. Sie vertrug keine Zigaretten, und schon gar nicht, wenn sie untergewichtig war wie jetzt, seit drei Tagen nicht vernünftig geschlafen hatte, fast ständig unter Herzklopfen litt und dann auch noch Alkohol trank. Sie legte ihre Stirn gegen den Spiegel, schloss kurz die Augen und genoss das kühle Glas auf ihrer Haut. Dann trat sie wieder einen Schritt zurück, schaute das übermüdete, verängstigte Mädchen im Spiegel an und warf ihr einen grimmigen Blick zu. Das war nicht sie. Sie atmete tief ein und richtete sich auf. Das sah schon etwas anders aus. Bereits die zwei tiefen Atemzüge hatten etwas verändert. Sie reckte ihren Hals, konzentrierte sich auf ihre Schultern, ihren Rücken und verblieb in der ersten Position. Dann ließ sie ihren Oberkörper leicht nach vorne fallen, hob den linken Arm und glitt in eine elegante Verbeugung. Irgendetwas in ihr übernahm die Kontrolle über ihren Körper, und während in ihrem Kopf Namen und Fragen einander ablösten, befreiten die Bewegungen sie allmählich von der inneren Anspannung.
    Dann saß sie auf dem Bett, rieb sich den Schweiß von der Stirn und war nun wieder völlig wach. Dienstag, dachte sie. Noch vier Tage. Das Ultimatum der Ballett-Direktorin war mit Sicherheit endgültig. Wenn sie am nächsten Montag nicht zum Training erscheinen würde, wäre sie entlassen. Am Samstag musste sie zurückfliegen, auch wenn sie Damián bis dahin nicht gefunden hatte. Das Herzklopfen kehrte zurück. Sie hätte eigentlich schlafen sollen. Aber in ihrem Kopf war zu viel Unruhe entstanden.
    Lambare?
    Damián tanzt komisches Zeug.
    El loco.
    Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Sie zog ihre Schuhe wieder an und ging zu einem großen Hotel auf der Avenida Santa Fé, in dessen Lobby ein Kreditkartentelefon hing. Lutz antwortete nach dem dritten Klingeln.
    Er war von ihrem Anruf

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