Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
der Lüfte. Das gewaltige Bauwerk aus grauer Vorzeit, das sich dort erhob, wo der Wunderwald endete und zerklüftete Felsformationen eine natürliche Grenze zu den Gestaden des Eismeeres bildeten.
Dort lag Coriella, die Hochgetürmte. Das Drachenschloss.
"Ich ahne, warum der Drache fliegt." vernahm der Zentaur die Stimme eines Wassernöcks, der eben seinen grünschuppigen Leib aus einem der unzähligen Tümpel schob "Denn nun ist wieder die Zeit ist gekommen, wo sie zu blühen beginnt.
Shemalia, die Dachenblume...."
***
"Die Katze geht ihren letzten Gang!"
"Überall in den Straßen und Schänken von Salassar wurden diese Worte geflüstert. Doch die Reaktion darauf war je nach Stadtteil oder Art der Bewohner verschieden.
Während in den Vierteln der Reichen, die sich um die Zitadelle von Salassar und den Palast des Oberherren gruppierten, die schwerreichen Kaufleute ihren Göttern dankten, sich auf den Basaren der Händler die Mienen erhellten und dickbäuchige Krämer erleichtert aufatmeten, sah man in den Tavernen am Hafen und in den Gassen, wo sich das einfache Volk drängte, bedrückte Mienen.
"Die Katze geht ihren letzten Gang!"
Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, dass Sina, die Katze, diesmal in eine Falle getappt war. Einige geschickt ausgestreute Informationen über ein Schmuckkästchen voll herrlicher Juwelen im Hause des Bökhma hatten genügt, um das Interesse der ungekrönten Königin der Diebe von Salassar zu erwecken.
Bökhma, der Gierige, war einer der reichsten Kaufherrn von Salassar und hatte schön öfter zu Sinas "Kunden" gehört. Der Dicke war so reich, dass er schon mal einen Verlust verschmerzen konnte. Und was sollte ein fetter, glatzköpfiger Kerl wie Bökhma mit Juwelen, die schön wie die Morgenröte waren. Die standen einer Frau viel besser. Und was dieser Schmuck einbrachte, das würde mancher Familie in der Unterstadt von Salassar helfen, die vielköpfige Kinderzahl durchzufüttern.
Aber diesmal war alles anders gekommen.
Als Sina in der nächsten Nacht die Mauer zu Bökhmas Haus überstieg, sich an den Wachen vorbei schlich und sich dann an einem dünnen Seil durch eine kleine Luke in das Turmgemach hinab ließ, wo angeblich die Juwelen aufbewahrt sein sollten, packten kräftige Männerfäuste zu, als sie sich an ihrem Wurfseil durch das Fenster schwang.
So sehr sich das ungefähr zwanzigjährige Mädchen mit dem langen, dunklen Haar und dem schlanken, grazilen Körper wehrte, diesmal konnte sich die Katze nicht aus dem Griffen der Männer heraus winden.Und bevor sie den Dolch ziehen konnte, um sich den Weg frei zu stechen, hatte man Sina die Hände auf den Rücken gezogen. Aus den straff geschnürten Leder-Fesseln gab es kein Entkommen.
Überall in der Stadt liefen die wildesten Gerüchte um, wer denn der "Katze" diese geschickte Falle gestellt hatte. War es die mächtige Kaufmannsgilde gewesen, die sich diese stetige Gefahr für das Eigentum endlich vom Hals schaffen wollte? Oder eine der beiden rivalisierenden Diebesgilden? Denn Leute wie Sina, die nur auf eigene Rechnung arbeitete, waren den Gilden ein Dorn im Auge. Oh, es gab viele Leute in der Stadt an der Chrysalischen See, die einen Nutzen davon hatten, dass die Diebin ihr "Handwerk" nicht weiter ausüben konnte.
"Die Katze geht ihren letzten Gang!"
In den schmuddeligen Hafenschänken wurde insgeheim auf ihr Wohl getrunken. Denn dort, wo die schwer arbeitende Bevölkerung zu Hause war, wurden die frechen Streiche der kühnen Diebin in immer neuen Anekdoten erzählt. Doch heute sollte endlich der Schluss-Strich unter dieses Kapitel gezogen werden.
Drei Tagen war es bereits her, dass man Sina ergriffen und in den Schwarzen Turm unterhalb der Zitadelle des Oberherren geworfen hatte. Der Rat der Zehn verurteilte die Diebin zum Tod durch den Strang. Und niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass das Urteil anders ausfiel.
Der Rat der Zehn war nicht nur das Oberste Gericht der Stadt, sondern gleichzeitig auch das Gremium, von dem die Kaufmannsrepublik Salassar regierte wurde. In diesem Rat saßen grundsätzlich nur die reichsten Kaufleuten, die wiederum aus ihrer Mitte den Oberherren der Stadt erwählten. Pholymates, der Reiche, hatte in seiner Eigenschaft als Oberherr der Stadt zwar das Begnadigungsrecht, doch war kaum anzunehmen, dass er im Fall der "Katze" davon Gebrauch machen und sie noch
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