Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
unter dem Galgen vor dem Tod retten würde. Seine anderen neun "Amtskollegen" würden ihm das niemals verzeihen.
Denn gerade in den Häusern der Männer, die zum Rat der Zehn gehörten, gab es genügend kostbare Dinge, die in der Vergangenheit der letzten zwei oder drei Jahre Sinas Aufmerksamkeit erregt hatten. Und was die Aufmerksamkeit der Katze erregte, das war auch schon so gut wie gestohlen. Mit Geschick, Klugheit und Mut war es der Sina immer wieder gelungen, auch trotz ausgestellter Wachen unbemerkt mit ihrer Beute aus den Häusern der Reichen zu entkommen.
Doch damit war es nun vorbei. Die Katze war gefangen und im tiefsten Verlies der Zitadelle in Eisen geschmiedet worden. Eine Flucht war unmöglich. Diesmal ging es der ungekrönten Könige aller Diebe von Salassar an den Hals.
Die Herolde des Oberherren hatten bereits gestern auf allen Plätzen und Basaren von Salassar ausgerufen, dass die Hinrichtung Sinas um die Mittagsstunde auf dem "Platz des Überflusses" stattfinden würde, wo man im zumeist die Hinrichtungen oder öffentliche Foltern durchführte. Sowie die Stimme des Rufers, der mit einem weithallenden Gesang vom Minarett des Dhasor-Tempels verklungen sei, der die Frommen zum Mittagsgebet rief, würde Sinas schlanker Körper am Galgen zucken.
Schon seit dem frühen Vormittag schoben sich immer neue Menschentrauben durch die Hafengassen zu dem großen, freien Platz zwischen der Werft und dem Arsenal, und dem großen Basar in der Unterstadt. Im Arsenal gab es genügend Holz, um rasch einen Galgen zu zimmern. Gelegentlich knüpfte man die Deliquenten auch einfach am Vordersteven eines der Schiffe auf, das auf Stapel lag. Unmittelbar über diesem Platz wehte immer eine frische Brise von der Chrysalische See und trug den üblen Geruch der Gehängten hinweg, die man zur Abschreckung für das andere Diebespack einige Tage am Hochgericht baumeln ließ.
In der Menge flüsterte man jedoch, dass man Sina nicht wie einem einfachen Verbrecher ohne viel Federlesen die Schlinge um den Hals legen wollte, um sie dann ohne ihr Zeit für ein Sterbegebet zu geben, von der Leiter zu stoßen. Die Hinrichtung der Katze sollte eine Art Volksfest werden und gleichzeitig ein besonderes Schauspiel für die Kaufmannsgilde von Salassar sein.
Deshalb war nicht nur für die hervorragendsten und reichsten Bürger von Salassar eine besondere Loge in der Nähe der Richtstätte errichtet worden, sondern man hatte zur Feier des Tages für Sina sogar ein richtiges Schafott errichtet, bei dem sie durch eine Falltür hinab in den Tod stürzte.
Erstaunt erkannten die einfachen Bewohner von Salassar, dass man das Schafott diesmal unnatürlich hoch gebaut hatte. Das Gerüst darunter war mit schwarzem Stoff verhängt. Jeder wusste, dass sich darunter der Sarg befand, in den man den toten Körper Sinas legen würde, wenn sie mit der Schlinge um den Hals durch die Falltür gestürzt war.
Während feierliche Fanfarenklänge die Ankunft des Oberherren und der Kaufmannsgilde anzeigten und auf einem anderen, rasch zusammengezimmerten Gerüst die beiden Patriarchen der rivalisierenden Diebesgilden Platz nahmen, um den Tod der gehassten Konkurrentin in allen Einzelheiten zu betrachten, drängte sich vor dem Schafott das Volk um die besten Plätze. In schwarzer Robe mit vermummtem Gesicht wartete oben der Henker mit seinem Knecht auf die Delinquentin.
"Ferrol! Wo ist Ferrol?" murmelte es fragend im Volk. "Er wird sie doch nicht im Stich lassen! Und Churasis, der Zauberer? Habt ihr Churasis irgendwo gesehen? Bei Dhasor, dem Weltenvater! Sie dürfen doch ihre Freundin und Gefährtin doch nicht so einfach sterben lassen!"
Jeder vom einfachen Volk in Salassar hatte in den letzten Tagen gehofft, dass Ferrol, der drahtige Abenteurer, und Churasis, der Zauberer, die Katze aus ihrem finsteren Verlies befreien würden. Der Oberherr hatte daher die Wachen beim Schwarzen Turm verdoppelt und aus eigener Tasche ihren Monatssold verdreifacht, um Bestechungsversuchen entgegenzuwirken.
Doch nichts war geschehen. Nicht der kleinste Versuch der Rettung war gemacht worden. In Salassar fürchtete man nun, dass diesmal wirklich Sinas letztes Stündlein geschlagen hatte. Dennoch wurden Wetten abgeschlossen, ob man sie in wenigen Augenblicken auf dem Henkers-Karren sehen würde. Ein kühner Handstreich, um seine Freundin im letzten Augenblick mit einem verwegenen Handstreich zu befreien, war Ferrol jedenfalls
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