Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
denn niemals von Coriella, dem hochgetürmten Drachenschloss gehört?«
»Doch, Ohm Crago. Aber ich hielt das alles für ein Märchen.« stieß der Junge aufgeregt hervor. »Ist das, was dort oben fliegt - ist das etwa . . .?«
Er stockte im Satz. und blickte fasziniert dem mächtigen Wesen nach, das mit gleichmäßigen Flügelschlägen in Richtung Nordwesten seine Bahn zog.
»Ja, Sano!« nickte der alte Mann. »Sieh ihn dir noch einmal gut an. Ich bin alt und sah einen seiner Art zum ersten Mal. Du bist jung und wirst vielleicht nie wieder einen seiner Rasse sehen. Das ist einer der legendären Drachen.“
„Ein Drache. Ein richtiger Drache.“ flüsterte Sano ehrfürchtig.
„In früheren Jahren, als diese Welt noch jung war, beherrschten sie die Erde“, erzählte der alte Crago. „Doch als Dhasor die Menschen erdachte und seine Gedanken sich auf unserer Welt ausbreiteten, zogen sich die Drachen zurück nach Coriella. Der Vater meines Vaters erzählte mir, dass dort oben ein machtvolles Wesen regiert, das über die Drachen gebietet und ihnen verwehrt, die Welt mit ihrem Feueratem zu versengen oder mit ihren gewaltigen Leibern und mächtigen Pranken die Städte und Siedlungen der Menschen zu zerstören!
Den Drachenlord nennt man dieses Wesen, dessen Gesicht noch kein Mensch gesehen hat, weil nur Drachen den Anblick ertragen. Ja, und jetzt erinnere ich mich.
Rasako ist sein Name Rasako, der Hohe Drachenlord!«
„Und das ist alles wahr?“ wollte Sano wissen.
„Es wird so erzählt seit den Tagen der Alten.“ nickte der Fischer.
»Was weißt du noch, Ohm Crago?« wollte Sano fasziniert wissen.
»Nichts weiter weiß ich, als was in alten Liedern geraunt wird!« sagte der alte Mann. »Es heißt, dass dieses Machtwesen in eine herrliche Rüstung aus purem Gold gehüllt ist und niemand, der lebt, sein Gesicht gesehen hat. Nur seinen Namen trug ein Hauch über die Mauern von Coriella. Denn nie darf ein Mensch, der die Mauern der Burg überstiegen oder die Schwelle des Tores übertreten hat, wieder zurück in die Welt, aus der er gekommen ist. Jedenfalls nicht mit einem Körper, in dem Leben ist.
Wer Coriellas Herrlichkeit mit eigenen Augen erblickt, der ist dazu verdammt, den Rest seines Lebens in der Burg zu verbringen.
Zwar ist es den Menschen nicht verboten, das Drachenschloss, zu betreten. Doch niemand, der die Schätze und Herrlichkeiten im Inneren bestaunt hat, darf zurück in die Welt, um davon Kunde zu geben und sich des Anblicks zu rühmen. Niemand verlässt Coriella lebendig - es sei denn, er ist ein Drache!«
»Und wer hat einen solchen grausamen Befehl gegeben?« wollte Sano wissen. »Der Herrscher von Coriella. Rasako, der hohe Drachenlord. Er ist...!«
Weiter kam der alte Mann nicht. Von irgendwo rauschte es heran, umfing sie und zerrte sie mit sich. Es war, als würde eine unheimliche Riesenfaust das Boot ergreifen, auf dem sich der Ohm und Sano verzweifelt festklammerten. Ihre Angstschreie gingen in einem ohrenbetäubenden Sausen unter. Die Weidenbäume an den Ufern des Cu-Longa bogen sich mit ihren Wipfeln fast zur Erde, die Wasser wurden aufgewühlt, und auf ihren gischtigen Schaumkronen wurde das kleine Fischerboot von der Gewalt des heranrasenden Sturmes aufs Ufer zu geschleudert.
Durch sprühende Wassernebel sah der alte Crago, wie der schon weit am Horizont entfernte Drache in den Lüften taumelte und wild mit den Flügeln schlug. Unheimliche Kräfte schienen das gewaltige Wesen vorwärts zu reißen. Obwohl zu erkennen war, dass sich der Drache gegen den heran fauchenden Wind stemmte, wurde er von den entfesselten Elementen mit sich gerissen.
Ein Wind, der selbst hier auf der Erde eine verheerende Wirkung hatte. Wie stark mussten die Naturgewalten erst dort oben zuschlagen, wo der gewaltige Drache in der Luft mit der Macht der Element kämpfte?
Krachend splitterten die Planken und Spanten des kleinen Fischerbootes, als es von der Wucht des Windes auf die groben Steine am Ufer geschleudert wurde. Während der alte Mann durch den Aufprall zurück ins Wasser abkippte, landete Sano im hochgewachsenen Klee der Uferböschung.
Als sich Crago schnaufend und prustend an die Wasseroberfläche emporgearbeitet hatte, sah er, wie in der Ferne die Gestalt des Drachen in der Sonne zu verglühen schien.
Schlagartig hörte der Sturmwind auf. Die Weidenbäume wuchsen ächzend wieder empor, und die Wasser des Flusses glätteten sich.
Keuchend zog sich Crago die Uferböschung empor.
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