Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Rapiers gelegt. Wulo, der Schrat, hatte im Vorbeigehen eine ganze Weintraube geangelt und war damit beschäftigt, schmatzend die Trauben zu verzehren. Churasis stützte sich auf seinen mächtigen Krummsäbel.
Lächelnd blickte Sina in die Menge. Nur die blinkenden Helme, die über den Köpfen der Anwesenden auftauchten, bereiteten ihr Besorgnis. Ihre Hand umspannte den Griff des Kurzschwertes. Welchen Verrat plante der Oberherr?
»Das Drachenblut!« verlangte Pholymates. »Gebt es her!«
»Wir werden es benutzen, wenn die Drachen kommen!« sagte Sina. »Wir bleiben solange im Palast, um zu verhüten«, ein süßes Lächeln umspielte ihre Lippen, »dass die Meisterdiebe von Salassar kommen, um das Juwel zu stehlen! «
»Ich verlange, dass ihr mir das Drachenblut sofort und auf der Stelle ausliefert!« knarrte die Stimme des Pholymates. »Seht euch um. Widerstand ist sinnlos!«
»Verrat!« knurrte Ferrol. Er sah, dass sich bewaffnete Krieger durch die Menge drängten. Speere wurden zum Wurf erhoben.
»Gib ihm das Juwel, Sina!« sagte Churasis mit schwerer Stimme. »Du weißt, dass auch Mano es so wollte!«
Mit festen Schritten stieg Sina die Stufen zum Hochsitz des Oberherrn hinauf. Interessiert betrachteten die Männer vom Rat der Zehn den aufreizenden Gang des Mädchens. Nicht nur der Oberherr würde in der künftigen Nacht sündige Träume haben . . .
»Das Drachenblut... mein... endlich mein!« krächzte die Stimme des Oberherrn, als ihm Sina das Juwel in die Hand drückte und zurückwich. »Ich will...!«
Doch ein unvorstellbares Ereignis ließ ihn den Rest des Satzes vergessen.
Das Drachenblut begann sich zu verformen. Nur für einige Herzschläge spürte Pholymates die feste, kristalline Form des Juwels. Dann wurde es zu einer teigigen Masse, die immer schneller in glitschige, flüssige Form überging. Ein süßlicher Duft stieg davon auf.
Vergeblich versuchte der Oberherr, die flüssige Substanz in seinen Händen zu halten. Roter Wein ergoss sich über das weiße, mit kostbaren Goldstickereien abgesetzte Prunkgewand des Oberherrn.
Durch den Saal gellte das Lachen des Diebesgottes. Aus seiner unsichtbaren Sphäre heraus hatte Mano den Kristall in Wein verwandelt.
Ein Spaß für die Götter.
Doch nicht für die Menschen. Und schon gar nicht für den Oberherrn von Salassar.
Mit hochrotem Gesicht sprang Pholymates von seinem Sitz, auf. Er sah das verhaltene Grinsen in den Gesichtern der Anwesenden und hörte mühsam unterdrücktes, glucksendes Lachen über den betrogenen Betrüger.
Die Zornesadern auf der Stirn des Oberherrn begannen rötlich anzulaufen. Sina hatte ihn zum Narren gemacht. Das sollte sie büßen.
»Fangt sie!« brüllte er wie ein Stier. »Aber lebendig! Ich will die Katze auf der Folter maunzen hören!«
Gedankenschnell riss Sina, die sich zwischen Ferrol und Churasis gestellt hatte, ihr Kurzschwert aus der Scheide. Ferrol zog das Rapier und ließ die dünne Klinge einige Male in der Luft singen. Bedächtig zückte Churasis seinen mächtigen Säbel.
»Angriff!« heulte der Oberherr. »Wofür bezahle ich euch Memmen eigentlich?!« Zögernd setzten sich die Wachen in Bewegung. Die Speere sanken zu einem Speer-Rechen herab.
Langsam gingen die Männer der Garde auf Sina, Ferrol und Churasis zu.
»Wir haben keine Chance!« erkannte Sina die Situation. »Einige von ihnen können wir vielleicht besiegen. Doch dann ist es vorbei!«
»Sollen wir uns ergeben?« fragte Ferrol, der über die veränderte Situation wenig erfreut war.
»Wir weichen zum Fenster zurück«, flüsterte Sina. »Unterhalb dieses Fensters ist ein Kanal. Hoffen wir, dass er tief genug ist, unseren Fall zu bremsen, wenn wir runter springen! «
»Ein! So kommt dann Churasis zu seinem alljährlichen Bad« lächelte Ferrol mit Galgenhumor.
Langsam wichen die drei Diebe zum Fenster zurück. Verstohlen sah Sina nach draußen.
»Wir haben Ebbe!« lachte der Oberherr. »Da ist das Wasser kaum kniehoch. Ihr habt keine Chance, lebendig unten anzukommen. Gib dich gefangen, Kätzchen. Ich weiß einen Platz, wo du heute Na cht schnurren wirst und . . . !«
»Raximur!« klang eine helle Stimme von draußen. Sina stieß einen Freudenschrei aus, in den Ferrol und Churasis einstimmten.
Pholymates schüttelte den Kopf. Die Männer mit den Speeren sahen sich verständnislos an. Dann sahen alle, dass ein mächtiges Tau vor dem Fenster hin- und herschwang. Bevor sich jemand rühren konnte, waren Sina, Ferrol und Churasis mit
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