Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
die Menschen Speere, schießen Pfeile ab oder zücken die Schwerter. Noch schleudern sie Steine auf die belagerten Städte oder benutzen Ballisten und greifen mit Rammböcken die Tore an! Aber es wird der Tag kommen «
»Vielen Dank für diesen Vortrag!« unterbrach ihn der Gott der Stärke mit rauem Lachen. »Ich wusste nicht, dass ein kaltblütiges Drachenwesen solch feinsinnige Philosophie entfalten kann. Was kümmern uns die Menschen? Im Krieg der Götter sind sie kleine Figuren, die unseren Willen ausführen!«
»Sie sind lebendige Wesen. Und für einen Drachen ist es das höchste Gebot, Leben zu achten!« brüllte Dhaytor. »Wenn wir es wollten, würde diese Welt bereits den Herren der Lüfte gehören. Wenn die Heere der Drachen über die Adamanten-Welt ziehen, werden ihnen nur der Jhardischtan und der Jhinnischtan wirksamen Widerstand leisten können! «
»Vermutlich wird dieser Tag kommen! Und zwar sehr bald! « lachte Zardoz, der Sturmgott, grell. »Darum haben wir dich ja eingefangen, Drachenvater. Auch wir wissen, dass die Drachen auf deine Worte hören. Wenn du unser Diener, nein, besser unser Sklave bist, werden die Drachen bald auf Seiten des Jhardischtan stehen! «
»Nein!« grollte Dhaytor. In seinen gelben Augen leuchtete es auf. Aus seinen Nüstern lohte es rot hervor. Die gespaltene Zunge schoß aus dem mit dolchlangen Zähnen bewehrten Rachen. Mit aller Kraft versuchte der Drachenvater noch einmal, dem Griff der beiden dunklen Götter zu entfliehen.
»Es wird euch nicht gelingen, mich zu unterjochen!« brüllte Dhaytor. »Niemals! - Niemals!«
»Das werden wir ja sehen!« Das Lachen des Cromos erschütterte die Lüfte . . .
***
In Salassar hatte der Nachtwächter gerade die elfte Stunde ausgesungen. Und der dröhnende Säuferbass des dicken Wisdarand war bis in die hintersten Gassen zu vernehmen.
Kaum einer in der mächtigen Stadt am südlichen Ende der Chrysalischen See nahm jedoch Notiz von dem schwerbeleibten Mann mit dem achtunggebietenden Bauch, vor den er sich noch zur besonderen Zierde einen Brustpanzer gebunden hatte.
Der mächtige Spieß, den er mehr als Stütze denn als Waffe benutzte, und der gewaltige Krummsäbel gab Wisdarand ein kriegerisches Aussehen. Doch wer sein wohlgenährtes Gesicht mit den rosigen Backen und den kleinen Augen sah, der wurde eher an eines jener Schweine erinnert, das sich ein Metzger mit Wohlgefallen betrachtet. Dazu kamen einige vereinzelte Haare aus dem Kinn und oberhalb der Lippenpartien, die man mit einiger Kühnheit als Bart bezeichnen konnte.
Wisdarand sang zu jeder vollen Stunde sein kurzes Lied in allen fünf Himmelsrichtungen, um dann schnell wieder in der Taverne »Zu den gekreuzten Schwertern« zu verschwinden, wo man seine Schale bereits wieder mit dunkelrotem Wein aus Caldaro gefüllt hatte. Immerhin war der Nachtwächter eine Amtsperson. Und mit der stellte man sich als Wirt gut, wenn man nicht später einmal irgendwelche Schwierigkeiten haben wollte.
Die Menschen in Salassar atmeten auf, als zum fünften Mal das Lied erklungen war. Die einen, weil Wisdarands Gesang eine Mischung zwischen dem Liebeswerben eines brünstigem Ochsen und dem Angstkreischen eines Hahnes vor dem Hackklotz glich, die anderen, weil sie Diebe waren, die ihrer Tätigkeit nachgingen und befürchten mussten, dass ihre Opfer durch das Geheul des Nachtwächters aus dem ersten Schlummer gerissen wurden.
Auch Jurac, der Dieb, atmete einige Male flach, als er spürte, wie sich der Schläfer bewegte. Dieser Mann, den er bestehlen wollte, war immerhin ein Zauberer. Und obwohl man von Churasis wusste, dass er meist nicht viel Erfolg mit seinen Zaubereien hatte, konnte es dennoch gefährlich werden, hier etwas wegzunehmen.
Oder, besser gesagt, ihm das Kleinod zu stehlen, wonach Jurac gerade die Hand ausstreckte, wobei er sich vorher noch einmal vergewisserte, dass der Handschuh aus einer geheimen Metall-Legierung keine Lücke aufwies.
Der Dieb hatte in Erfahrung gebracht, dass Churasis einen jener legendären Khoralia-Kristalle besaß. Steine, auf denen jegliche Magie in dieser Welt basierte, wenn die Kräfte nicht den Gesetzen der Natur folgten.
Churasis gehörte nicht gerade zu den verschwiegenen Menschen. Und bei einer Kanne schweren Weins aus Caldaro hatte Jurac nicht nur von dem Stein erfahren, sondern auch, wo er aufbewahrt wurde. Lachend
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