Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
blind und erkennen ihre Opfer am Geruchssinn. Sie haben dich lange genug festgehalten, um sich deinen Geruch einzuprägen, kleiner Drache. Flucht ist unmöglich. Füge dich in dein Schicksal! «
»Schönes Schicksal!« knurrte Samy. »Und Dhaytor behauptete, ich würde hier unten die Vernunft finden!«
»Die findest du auch!« hörte er die verwehende Stimme des Dämonensklaven. »Die Vernunft, nach der alles regiert wird. Und diese Vernunft heißt >Arbeit<,!“
Arbeit für ein großes Ziel. Und unser Ziel ist der Triumph des Jhardischtan! « Dann war der Schatten fort.
»Arbeit, weiche von hinnen. Ich erscheine!« sagte Samy und watschelte dorthin, wo eben der Dämonensklave verschwunden war.
Der kleine Drache wollte sich auf keinen Fall unterkriegen lassen.
* * *
Für Sina bedeutete es keine Schwierigkeit, das Schloss an der Tür des Churasis zu öffnen. Magische Sperren gab es keine. Denn der Zauberer war der Ansicht, dass es sich nicht lohnte, bei ihm zu stehlen, und es erschien ihm unnötige Arbeit, die Räume durch unsichtbare Geisterwesen bewachen zu lassen. Jeder in Salassar wusste, dass der Vorratskammer des Churasis selbst die Mäuse zu Hungerkünstlern wurden. Wer begaunert schon einen offensichtlich armen Zauberer in einer Stadt der reichen Kaufherrn!
Als Sina und Ferrol eintraten, hörten sie das laute Schnarchen des Zauberers. Der Mond, der durch das Fenster schien, beleuchtete das unbeschreibliche Tohuwabohu in seiner verlotterten Alchimisten-Küche.
Auf den Zehenspitzen schlich sich Sina an den schlafenden Zauberer heran. Sie hatte ihren Beinamen nicht umsonst erhalten. Lautlos wie eine Katze, ohne auch nur gegen die vielen gläsernen Zylinder und Reagenzen auf der Erde zu stoßen, schlich sich das Mädchen durch das Refugium, während sie Ferrol ein Zeichen gab, zurückzubleiben. Der Prinz von Mohairedsch hatte im Anschleichen nicht die Geschicklichkeit der besten Diebin von Salassar.
Das Gesicht des Churasis wies einen verklärten Zug auf, und zwischen den Schnarchlauten hörte ihn Sina genussvoll schmatzen. Offensichtlich speiste der Zauberer im Traum ganz vorzüglich.
»Wenn ich bitte die Rechnung für das reichhaltige Mahl kassieren dürfte!« säuselte Sina dem Schlafenden ins Ohr.
»Wo kein Geld ist, hat auch der Oberherr sein Recht verloren!« murmelte Churasis im Traum. »Außerdem bin ich erst gerade beim zweiundvierzigsten Gang. Ah, diese köstlichen, in roter Weinsoße geschmorten Hühner. Selbst Dhasor in all seiner Herrlichkeit kann nicht so vorzüglich speisen . . .!«
»Wach auf, Churasis! Deine Freunde sind hier!« lockte Sina mit verführerischer Stimme. Doch von den Lippen des Zauberers kam nur ein Schmatzen. Er wollte offensichtlich nicht gestört werden.
»Hier ist Sina, Churasis. Ich wollte fragen . . .!« flüsterte die Diebin.
»Jetzt wird gegessen!« lallte es von den Lippen des Schlafenden. »Ah, diese köstlichen, geschmorten Hühner... Preis sei Lhamondo, dem Gott der Speise und des Trankes, dass er den Sterblichen solche Köstlichkeiten schenkt!«
»Hier ist die rote Janeia aus der Taverne zu den gekreuzten Schwertern! « flötete Sina mit verstellter Stimme. »Ah, ich bin so verliebt in dich, großmächtiger Churasis. Nimm mich... Nimm mich ... jetzt!«
»Nach dem Essen!« versetzte Churasis immer noch im Schlaf.
»Hier ist der Steuerprüfer des Oberherrn!« schnarrte Ferrols Stimme. »Die Silbermünzen der letzten Abgaben verschwanden, kaum dass der Betrag in den Beständen und Steuerlisten verbucht wurde. Du musst sie noch einmal bezahlen, weil du sie sicher zurück gezaubert hast!
»Lumpenpack!« fuhr Churasis aus seinem Traum empor. »Ihr selbst habt das Geld an euch genommen und wollt nun einen ehrlichen Zauberer reinlegen. Na wartet! «
Churasis, eben im Traum noch an reich gedeckter Tafel speisend, fand sich in all seiner Ärmlichkeit wieder. Noch halb benebelt und schlaftrunken sah er im Türrahmen nur den Schattenriß einer Gestalt. Er sprang aus dem Bett und verhedderte sich in seinem Nachthemd. Mit einem gellenden Schrei stürzte er zu Boden, während zwei Blitze, die aus seinen Fingerspitzen hervorschossen, harmlos in den Steinern des Deckengewölbes verzischten.
Klirrend zersplitterten gläserne Phiolen und zerbrachen tönerne Schüsseln mit geheimen Latwergen und Suden. Churasis schimpfte wie ein
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