Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
was nun zu tun ist. Dieser entkommene Drachen wird uns seine ganze schuppenbedeckte, feuerspeiende Sippe auf den Hals hetzen. Die Verteidigung des Jhardischtan muss sofort geplant werden...!«
* * *
Mit vereinten Kräften hatten sie im Refugium des Churasis Ordnung geschafft. Die Speisereste waren einfach aus dem Fenster gekippt worden. Schrille Pfiffe und leises Fauchen ließen erkennen, dass sich bereits ganze Rattenarmeen um das balgten, was von der Abendmahlzeit des Oberherrn übrig geblieben war. Wulo hatte sich auf den Schrank verzogen und knabberte hingebungsvoll an der letzten Mohrrübe, die er ergattern konnte.
Den mächtigen Tisch ließ Churasis auf magischem Wege zurück in den Palast des Oberherrn verschwinden. In dessen Banketthalle war sicher mehr Platz für ein solches Möbelstück, fand der Zauberer. Während Sina und Ferrol unterwegs waren, um eine Axt zu "beschaffen", wie sich die Diebin ausgedrückt hatte, mischte Churasis Tränke und häufte süßduftendes Räucherwerk in Schalen aus stumpfblinkendem Metall.
Mit einem großen Stück Kreide zog er auf dem Fußboden eine verwirrende Anordnung ineinander verschlungener Kreise und zeichnete in die Schnittpunkte Symbole einer abartigen Geometrie. Dazu sang er leise ein geheimnisvolles Lied in einer Sprache, die schon vergessen war, als die Riesen aus den Felsen entstanden und die Zwerge aus den Klüften der Gebirge hervorkrochen.
Die Kreise bildeten eine Art Ellipse, in dessen Zentrum Churasis unter zahlreichen Verneigungen in alle Himmelsrichtungen drei Stück Papier legte, über die er die feine Asche einer verbrannten Heideblume streute. Dann befestigte er das mittlere Papier, indem er die Spitze seines mächtigen Krummsäbels durch das Papier tief in den Boden rammte.
Neugierig beobachtete Wulo von seinem hohen Aussichtspunkt das Werk des Zauberers. Je weiter sich das Gebilde aus Kreisen und Symbolen seiner Vollendung näherte und je unartikulierter der Gesang des Churasis wurde, um so mehr sträubte sich das Nackenhaar des kleinen Schrates.
Churasis und er waren schon eine sehr lange Zeit zusammen, und oft hatte Wulo mit seinen geheimen Kräften die Zaubereien des Churasis unterstützt. Doch da ging es auch um harmlose Beschwörungen, um Schönheitszauber oder um Liebestränke. Alles Dinge, womit man keinen Schaden anrichten konnte.
Doch wie Wulo die Situation nun erkannte, wich Churasis hier vom offenen Pfad der hellen Magie ab. Dieser Zirkel war angelegt, um eine Dämonenkreatur des Jhardischtan zu beschwören. Eines jener Wesen, die man auch in der Adamanten-Welt als Teufel bezeichnete.
Man sang in den stillen Liedern, dass Thuolla, die Herrin der Finsternis, von Dhasors Strahlen erwärmt, zu schwitzen begann. Die Schweißtropfen der Thuolla wurden zu Alptraumwesen, die den Verstand eines normalen Menschen verwirren können. Sie sind die Jagdhunde des Jhardischtan und den düsteren Göttern ergeben.
Diese Teufelskreaturen sind es, welche die Schwarzzauberer anrufen, wenn sie es wagen, ihr Haupt zu erheben, um mit den Herren des Jhardischtan zu reden. Denn nur sehr wenige Magier besitzen die Kraft, einen der Götter selbst zu zwingen, vor ihm zu erscheinen. Und dann besteht immer noch die Gefahr, dass einer den grässlichen Anblick des Jhardischtan-Gottes nicht erträgt und sich Irrsinn über sein Gemüt legt.
Darum ist es weniger gefahrvoll, eine der Teufelskreaturen herbeizurufen. Denn auch diesen ist die Macht gegeben, großen Schaden anzurichten. Aber der Zauberer, der es wagt, sie herbeizurufen, muss sehr stark sein, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen.
Wulo wusste dies alles. Der Schrat war älter als ein Mensch und hatte schon viel gesehen und gehört, bevor ihn da Schicksal mit Churasis zusammenführte und sie eine Art Partnerschaft eingingen.
Wulo zweifelte daran, dass Churasis stark genug war, einem der Teufelskreaturen seinen Willen aufzuzwingen. Andererseits besaß der Zauberer eine Khoralia-Kristall vierten Grades, den er auch, wenn es die Umstände erforderten, vorzüglich zu nutzen verstand. Jedenfalls soweit sich ein Schrat mit der Macht der Sternsteine auskennt.
Daher begriff es Wulo meistens nicht, warum Churasis bei seinen Zaubereien immer wieder um die Hilfe des Schrates bat, wenn er mit Hilf des Kristalls die Angelegenheit auch allein regeln konnte.
Wer war Churasis
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