Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
erziehen! « knurrte Ferrol und schob das Papier zurück in die Scheide. »Sie gaben mir viele Bücher zu lesen und weise Lehren zu hören.
Aber was das Volk, das ich einmal beherrschen soll, wirklich sagt und denkt, wie es lebt, liebt und leidet – das habe ich von ihnen nicht erfahren. Ich hörte immer nur das, was mit buckelnde Hofschranzen oder Gelehrte, die schon lange den Anschluss an das wahre Leben außerhalb der schützenden Mauern ihrer Gelehrsamkeit verloren haben, erzählten.
Das ist der Grund, warum ich Ugraphur verlassen habe.“ Ferrols Stimme bekam einen bitteren Klang. „Was nützen mir Theorien? Warum soll ich studieren, wie die Herrscher vor Hunderten von Jahren ihre Untertanen regierten? Die Zeiten haben sich gewandelt. Durch das erstarkte Bürgertum der Städte müssen sich die selbst Könige, die ihre Abstammung bis zu den Göttern heraus führen, damit abfinden, dass ihre Herrschaft nicht mehr kritiklos hingenommen wird. Und in seiner Masse ist auch das Volk mächtig genug ist, sich zu wehren.
Als ich dann von reisenden Händlern von den Unabhängigkeitsbestrebungen der Stadt Salassar vernommen habe, war mir klar, dass ich Dinge lernen musste, für die es keine Bücher gibt. Und wo die reale Wirklichkeit die einzige Lehrmeisterin ist.“
„Die Gründe Eurer Hoheit sind sicher sehr ehrenwert, aber...“ stammelte Bojand, der froh war, der drohenden Gefahr durch die Spitze von Ferrols Rapier erst einmal entkommen zu sein.
„Ich bin aus dem Serail von Ugraphur entflohen, weil ich lernen muss, den kleinen Dingen Bedeutung beizumessen, um die Großen zu erkennen.“ setzte Ferrol seine Rede fort. „Wenn ich die Sorgen und Nöte des Volkes einige Zeit teile, dann werde ich diese Sorgen und Nöte nicht vergessen haben, wenn ich das Volk einmal regiere.
Geht zurück nach Ugraphur, ihr guten Leute, und sagt meinem Vater Haran Esh Chandor, dass ich zurückkomme, wenn mich das Reich von Mohairedsch braucht. Ihr habt mein Wort darauf. Doch jetzt soll er mir das ungebundene Leben eines Abenteurers gewähren. Er tut es ja bereits, indem er mir in jedem Mond auf Schleichwegen einen Aureus, also ein Goldstück, zukommen lässt! «
»Wir haben unseren Auftrag, Euch lebendig nach Ugraphur zurückzubringen!« sagte Bojand und zwang sich, seiner Stimme Festigkeit zu geben. »Wir werden dafür bezahlt, diesen Auftrag auszuführen!«
»Niemand hindert euch, es zu versuchen! « lächelte Prinz Ferrol. „Du ich hoffe für euch, dass ihr auch gut gezahlt werdet. Denn es mag geschehen, dass einige von euch die Dienste in den Häusern der Heilung in Anspruch nehmen müssen. Und die sind in der heutigen Zeit nicht gerade billig...“
Das schmale, edel geschnittene Gesicht des Prinzen, dem ein sorgsam geschnittener Oberlippenbart einen kühnen Ausdruck gab, war von langen, braunen Haaren umflossen. Es war so markant, dass man es nie vergaß, wenn man es einmal gesehen hatte. In den braunen Augen darin hatte sich vor seiner Ankunft in Salassar so manche schöne Frau gespiegelt. Doch hier in dieser Stadt hatte nur eine einzige Frau aus unmittelbarer Nähe hinein blicken dürfen.
Sina, die Diebin. Die Katze von Salassar.
»Warum kommen Eure Hoheit nicht einfach freiwillig mit?« fragte Nhulshyb unterwürfig. »Ihr würdet uns damit sicher viele Ungelegenheiten ersparen! «
»Weil ich euch Gelegenheit geben will, euer Geld redlich zu verdienen!« sagte Ferrol. »Ich werde jetzt verschwinden. Aber seid gewarnt. Denn wenn ihr noch mal versucht, mich zu fangen, werde ich euch rauer anfassen. Dann gibt es was hinter die Ohren. Ich kann euch nicht hindern, mir zu folgen und es zu versuchen. Allerdings würde ich euch empfehlen, erst mal Verstärkung zu holen. Und beschafft euch dann richtige Männer und keine leeren Gewänder! «
Eine kurze Drehung, ein Wehen des Mantels, dann war Prinz Ferrol wie ein Nachtgeist in der Dunkelheit verschwunden. Bojand sah seine Männer an.
»Wir kriegen ihn schon noch... !« murmelte der Anführer der Menschenjäger des Sarans . .
* * *
Churasis, der Zauberer, hatte Hunger.
Eigentlich war das bei ihm eine Art Dauerzustand. Denn bei seinen ständig zerrütteten Finanzen und sehr unregelmäßigen Einnahmen aus dem Wahrsage-Geschäft war sein Tisch nicht an jedem Tag so gedeckt, wie er es sich vorstellte.
Es waren schlechte Zeiten in Salassar. Vor Allem dann, wenn man schwere körperliche Arbeit verabscheute und seinen
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