Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Leidenschaft die Choreographie schrieb.
Je länger die Musik erklang und der Tanz dauerte, umso mehr schien sich Sinas Innerstes zu verändern. Das Mädchen, das hier unter den lüstern glitzenden Augen des Oberherrn tanzte, war nicht mehr die kleine Sina, die in den Straßen und Gassen von Salassar mit ihren Puppen spielte. Da war etwas anderes, das bisher in ihrem erwachenden Körper geschlummert hatte. Durch den Zauber der Melodie war es geweckt worden und ließ nun alle unbekannten Gefühle aus ihrem Innersten heraus strömen. Alle geheimen Träume, die Sina bisher nicht begriffen hatte, wurden in dieser Melodie nun Realitäten. Und ihr Tanz wurde zum Ausdruck der Gefühle, die das junge Mädchen in diesem Augenblick durch rieselten.
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Ohne sich dessen bewusst zu sein, gab sich Sina dieser Reise in ihr inneres Ich hin. Der Bann der Unschuld ihrer Kindheit zerbrach. Und das Mädchen genoss dieses Hervorbrechen aufgestauter Gefühle, von denen ihr bisher niemand erzählt hatte, das es sie gibt.
Sinas Körper drehte und wandt sich sich mit schlangengleicher Geschmeidigkeit wie in Tance. Sie drehte die Arme nach dem auf und absteigenden Tönen der Flöte und wiegte ihren ganzen Körper in den Melodien-Wogen der Harfen, während ihre Füße im Takt der Trommel über den Boden glitten.
In ihrem weltentrückten Zustand nahm Sina nicht wahr, dass der Blick des Herrschers über Salassar nur auf ihr ruhte und ihn ihr Tanz in jeder Phase faszinierte. Gebannt betrachtete der Oberherr, wie sie sich der grazile Körper Körper mit hoch erhobenen Händen drehte und die schlanken Hüften wiegte, während ihre kleinen, bloßen Füße über den kostbaren Marmorboden des Tempels glitten.
Sina ahnte nicht, dass ihr Pholymates die hauchdünnen, sie beim Tanz umwehenden goldfarbenen Schleier mit seinen geistigen Augen bereits während des Tanzes auszog. Der oberste Gebieter von Salassar glich einer Schlange, die eine Maus mit ihrem eisigen Blick so lähmt, dass sie sich willenlos hinunter schlingen lässt
.Auf einen leise gezischten Befehl ihrer Tanzmeisterin ließen die Mädchen jeweils einen der sieben feingewebten, durchsichtigen Schleier fallen, die ihren zarten, jugendfrischen Körper verhüllte. Sina war so in ihren Tanz versunken, dass sie nicht wahr nahm, wie sich bei jedem Schleier, der von ihrem unter dem rascher werdenden Trommelschlag ekstatisch zuckenden Körper herab geweht wurde, die gepflegten Finger des Pholymates wie die Klauen eines Panthers in die Polster seines Ruhelagers krallten. Ein Raubtier, das seine Beute erspäht hatte und sich zum Sprung duckte
Pholymates, den man den Reichen nannte, war ein Mann in den besten Jahren. Und er hatte es verstanden, aufgrund des ständig wachsenden Gewinns seiner Geschäfte, viele Dekaden lang in Salassar das Amt des Oberherren zu behalten. Seine im Verlauf der Jahre durch das Wohlleben eines reichen Mannes aufgedunsene Körperfülle wurde durch ein lang herabfallendes Gewand aus kostbarem, blauen Samt bedeckt. Der Stoff war mit Goldstickereien überladen und mit aufgenähten Juwelen übersät. Um die Handgelenke zogen sich breite, ein ziselierte Armreifen aus rotem Gold und die Finger jeder Hand waren mit Ringen übersät, an denen die seltensten Edelsteine funkelten.
Kunstvoll gekräuseltes schwarzes Haar umgab wie ein Kranz den sonst kahlen Schädel des Pholymates. Direkt über der Stirn war ein mächtiger Smaragd in ein aus Goldfäden geflochtenes Stirnband von zwei Fingern Breite eingelassen. Dies war das Zeichen der Macht innerhalb der Stadt und galt soviel wie die einstige Krone der Könige, die man vor mehr als fünf Generationen aus Salassar vertrieben hatte.
Das feiste Gesicht des Oberherren war mit kostbarem Öl eingerieben und glänzte wie das Antlitz eines Gottes. Der seltsam geformte Kinnbart zitterte bei jedem Schleier, den Sina abstreifte, vor Erregung und gab Pholymates den Ausdruck eines Ziegenbockes, dem eine läufige Ziege vorgeführt wird
Schließlich war der letzte Schleier abgeworfen und Mädchen trugen nichts mehr am Körper als ein handgroßes, durchsichtiges Lendentuch aus weißer Seide, das von einem dünnen goldenen Band um die Hüfte gehalten wurde. Das Aufrauschen des mächtigen Gongs mischte sich mit dem Zischen des letzten Beckenschlages und bedeutete das Ende des Tanzes Erschöpft ließen sich die Mädchen auf den kostbaren weißen Marmorfußboden des Tempel-Raumes
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