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Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Titel: Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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fortsetzen konnte. Die beiden Rappen in der Deichsel tänzelten nervös und waren kaum zu halten.
     
    Immer näher kam der Galgen. Die bereits geknüpfte Schlinge pendelte leicht im  von der Chrysalische See herüber wehenden Wind. Sinas letzter Weg näherte sich seinem Ende. Gleich würde man sie packen und aufs Schafott zerren, wo dann der Henker sein schreckliches Amt antrat.
     
    "Immerhin bist du was Besonderes, Sina! " keckerte der Wächter mit der Hakennase. "Sieh mal dort. Fast die ganze Prominenz von Salassar ist erschienen, um dich in der Schlinge zappeln zu sehen. Und, welch hohe Ehre für dich, sogar  der dicke Pholymates hat es sich in der Loge zwischen all den Geldsäcken bequem gemacht! Der Oberherr von Salassar selbst lässt es sich nicht nehmen, dich sterben zu sehen."
     
    "Dieses fette Schwein!" entfuhr es Sina. "Dass Thuollas Dämonenkinder mit seiner  verfluchten Seele spielen mögen!" Und als sie diese Worte mehr ausspie als redete, verzerrte sich das hübsche Gesicht des Mädchen in tödlichem Hass. Ihre meergrünen Augen erschienen jetzt wie zwei kaltblitzende Smaragde und ihre auf den  Rücken gefesselten Hände ballten sich zu Fäusten.
     
    Ja, Sina hasste Pholymates, den feisten Geldprotz und obersten Gebieter von Salassar, seit er ihr vor Jahren die Mädchenehre geraubt hatte. Der Sinas bisheriges, friedliches  Leben der erwachenden Jugend brutal zerstörte. Denn durch das, was ihr der Oberherr von Salassar in jener Nacht angetan hatte, wurde Sina zu der Gesetzlosen, die sie jetzt war.
     
    Eine Diebin, die sich nahm, was sie brauchte oder haben wollte. Wen interessierte es, dass Sina nur durch das, was ihr Pholymates einst angetan hatte, zur Diebin geworden war uns sich außerhalb der Gesetze stellte. Und ausgerechnet der Mann, der Sina auf diesen Weg gebracht hatte, wollte ihn nun auch beenden - durch eine Todesurteil.
     
    Die Gedanken der jungen Frau glitten ungefähr sechs Jahre zurück. Die Erinnerungen an den Tag, als sie mit fünfzig anderen Mädchen unter dem Klang von kunstvoll geblasenen Flöten und dem Raunen geschlagener Harfen im Tempel der Sabella einzog, jetzt, in den letzten Minuten ihres Lebens, waren sie wieder da. Auch wenn Sina in all den Jahren immer und immer wieder versucht hatte, das alles zu vergessen.
     
    In Salassar war es ein uralter Brauch, dass man zu Ehren der Göttin der Schönheit alljährlich die elf schönsten und anmutigsten Mädchen von Salassar für den Tempeldienst Sabellas auserwählte. Ein Jahr lang lebten und dienten diese Mädchen dann im Tempel der Göttin. Doch das Schönste der Mädchen war dazu ausersehen, in diesem Jahr die Göttin der Schönheit in eigener Person darzustellen. Sie lebte innerhalb des Tempels, genoss alle Annehmlichkeiten und ritt bei den großen Prozessionen als lebendiges Abbild der Göttin Sabella in einer prächtig geschmückten offenen Houda auf einem prächtig geschmückten Elefanten durch die Stadt.
     
    Während dieses Jahres im Tempel wurde die Familie dieses Mädchens, das die lebendige Göttin darstellte, auf Kosten der Stadt mit allem Überfluss eines reichen Hauses versehen. Viele Familien aus den armen Teilen der Stadt hofften, dass es einer ihrer Töchter einmal gelingen möge, für ein Jahr die Göttin der Schönheit dazustellen. Denn von dem Überfluss, der dann ins Haus kam, konnte die ganze Familie noch Jahre  danach zehren.
     
    Sinas Eltern waren einfache, grundehrliche  Leute aus der Unterstadt. Eigentlich waren sie nicht darüber erfreut, dass ihre einzige Tochter beim Spielen auf der Straße zufällig von einer vorüber gehenden Priesterin der Sabella gesehen und für die Tempel-Weihe registriert wurde.
     
    In den Gassen und Tavernen wurde so manches hinter vorgehaltener Hand getuschelt, das die Mädchen im Tempel nicht nur beten, tanzen  und Weihrauch streuen würden. Im Flüsterton wurde erzählt, dass man diese Mädchen auch zwang, den reichsten Vertretern der Kaufmannsgilde mit ihrer jugendfrischen Schönheit zu Willen zu sein. Man hörte auch davon, dass diese "Töchter Sabellas" sogar gezwungen wurden, sich Besuchern aus anderen Städten hinzugeben, denen es keine Probleme bereitete, zehn goldene Aurei für eine Nacht mit einem gerade erst herangereiften Mädchen zu bezahlen.
     
    Nur die „lebendige Göttin„ war von diesen dunklen Geschäften der Priesterschaft ausgeschlossen Niemals würden es die Herrinnen des Tempels wagen, so weit zu gehen, das "lebendige Abbild der Göttin"

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