Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
auch so eine Tochter, unten in Thoranis, die auch blaue Augen hat.
Aber dieses Mädchen . . .!«
»Sagte die Kleine sonst noch etwas?« drängte Sina. »Gab sie vielleicht an, wo sie genau hinwollte?«
»Sie nannte einen Ort, den nie ein Mensch betreten hat!« sagte der Bootsmann langsam. »Ich hörte den Namen einmal, als ich in einer Taverne dem Sänger Cronnach lauschte. Doch dieser Ort liegt weit von der Chrysalischen See entfernt. Quer durch den Wunderwald muss man ziehen, um dorthin zu kommen, wo das Ziel ihrer Reise ist!«
»Sagte sie ... sagte sie den Namen dieses Ortes?« fragte Sina gespannt, obwohl sie die Antwort genau kannte.
»Sie wollte nach Coriella, der Hochgetürmten!« sagte der Bootsmann. »Das Ziel ihrer Reise ist die Drachenburg ...!«
* * *
Lucido, einer der drei Obristen der Garde, die der Oberherr mit Sharas Suche beauftragt hatte, pries alle Götter des Glücks, wo immer sie auch verehrt werden mochten. Denn im schnellen Entscheid der Würfel hatte er die Hafengegend gewonnen, während die beiden Anführer der anderen Stadtkohorten das Zentrum von Salassar und die Vorstädte durchkämmen mussten.
Lucido war unten am Hafen aufgewachsen und kannte in dieser Gegend die schmalste Gasse und den kleinsten Winkel. Fragen nach einem kleinen, blonden Mädchen hätten am Markttage nicht viel genutzt. Erstens achtete da ohnehin niemand auf andere Dinge als auf die eigenen Waren oder das eigene Geld, und zweitens war die Garde des Oberherrn in Salassar alles andere als beliebt.
Wen immer die Büttel des Oberherrn suchten, die Bürger der Stadt hielten es meistens für besser, die Gesuchten zu schützen oder zu verbergen. Eine Frage nach dem Mädchen hätte nur dazu geführt, dass man es versteckte, um die Kleine heimlich in der Nacht in einem Korb über die Stadtmauern zu lassen oder ihm die Gelegenheit zu geben, auf einem Schiff in die Freiheit der Chrysalischen See zu entfliehen.
Und jetzt sah Lucido, kaum dass sie die Mole erreicht hatten, die Gesuchte ganz seelenruhig an der Pier stehen und mit dem Maat einer Galeere verhandeln.
»Los, Männer!« zischte Lucido seinen Soldaten zu. »Dort vorn ist Reichtum für uns alle, um den wir nicht zu kämpfen brauchen. Ausschwärmen! Sie darf nicht entkommen. Bildet einen Halbkreis, dass sie nicht durchkommt!«
Sina zuckte zusammen, als sie den Tritt der Gardisten und das Klirren der Rüstungen und Waffen vernahm. Ihre Hand zuckte zum Kurzschwert, das sie am Gürtel trug. Ihr ganzer Körper war sprungbereit - zum Angriff oder zur Verteidigung.
Doch mit erstauntem Gesicht erkannte Sina, dass man der berüchtigten Diebin gar keine Beachtung schenkte.
Befremdet beobachtete sie, wie die Gardisten nach dem Befehl ihres Obristen einen Kreis um das Fallreep der Galeere bildeten und ihre Speere fällten.
»Nanu, was macht ihr denn da?!« hörte sie Sharas Glockenstimme sagen. »Spielt ihr etwa Soldaten? Dazu seid ihr doch nun wirklich schon zu alt!«
Bei dieser Feststellung musste Sina so kichern, dass sie die Antwort des Obristen kaum verstehen konnte.
»Im Namen des Oberherrn!« sprach der Hauptmann der Gardisten. »Du bist verhaftet!«
»Um mich zu verhaften, hast du die ganzen Männer hier mitgebracht?« fragte Shara. »So viel Angst hast du vor mir?«
»Du bist eine Zauberin ... eine Hexe ...!« stieß Lucido hervor.
»Du weißt in deinem Herzen ganz genau, dass du jetzt den Unsinn redest, den dir andere gesagt haben!« erklärte das kleine Mädchen. »Ich bin keine Zauberin. Und ich will diese Stadt auch bald verlassen. Denn ich bin auf der Reise nach Coriella. Und wenn ich da nicht hinkomme, dann passiert was ganz Schreckliches!«
»Wir haben unsere Befehle!« presste Lucido hervor. »Du bist verhaftet im Namen des Oberherrn von Salassar!«
»Nein, das glaube ich nicht!« sagte Shara. »Das wirst du niemals tun, Herr Soldat. Denn ich habe gehört, dass dieser Oberherr alle Leute, die er verhaften lässt, in seinen dunklen Turm einsperrt, wo die Mäuse wohnen und sie nur Wasser und Brot bekommen. Da wirst du mich doch nicht hinbringen, Herr Soldat, nicht wahr?«
»Die Augen . . . die Augen!« schrie es im Inneren des Obristen. »Du musst dich von ihren Augen lösen. Sie redet dir was ein, und durch ihre Augen zwingt sie dir ihren Willen auf. Ich muss ... sie festnehmen ... will ... kann nicht ... nein ... kann nicht ... ich will ...!«
»Du könntest viel hübscher aussehen, wenn du nicht so ernst gucken
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