Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
krächzte Bökhma der Gierige. »Ich kann jetzt mit ihnen machen, was ich will!«
»Du kannst sie also auch freigeben!« zog das Mädchen den logischen Schluss.
»Ich kann sie freigeben... und ich kann sie sogar reich machen!« hörte sich Bökhma selbst sagen.
»Das ist fein, dicker Mann!« freute sich das Mädchen, und ihre blauen Augen begannen noch intensiver zu leuchten. »Sie reich machen... au ja, das mach mal ....bitte, bitte, mach das!«
Auf dem Dach hörte Sina die helle Stimme dieses sonderbaren Mädchens. Die gleichen Worte und der gleiche Tonfall, wie es ihrer Größe und ihrem Alter angemessen war. Und doch hätte es kein Kind in ihrem Alter gewagt, vor die Menge zu treten und so mit einem der reichsten Kaufleute von Salassar zu reden.
In der Menge gluckste es verdächtig. Jeder wusste, dass der feiste Bökhma sehr eitel war und man ihn höchstens als >vollschlank< oder >wohlbeleibt< betitulieren durfte. Und hier war ein kleines Mädchen, dass in aller Offenheit >Dicker< zu ihm sagte, ohne dass er sofort vor Wut los brüllte.
»Aber wenn ich sie nicht verkaufe, dann entgeht mir ein gutes Geschäft!« sagte Bökhma plötzlich in einem Tonfall, als müsse er sich vor dem kleinen Mädchen rechtfertigen. Langsam wurde es in der Menge still. Wer immer dieses kleine Mädchen war - es musste etwas Besonderes an ihm sein. Denn sonst hätte eine beiläufige Handbewegung Bökhmas dafür gesorgt, dass es von seinen Dienern ergriffen und aus der Stadt gebracht wurde.
»Du machst ein größeres Geschäft, wenn du sie behältst!« sagte das Mädchen plötzlich mit großem Ernst in der Stimme. »Wenn du diese Menschen jetzt trennst, dann hast du zwar einiges Geld verdient, das dir jedoch Diebe stehlen können. Wenn du jedoch anstelle des Geldes die Dankbarkeit dieser Menschen erwirbst«, dabei wies das Mädchen auf die Familie des Nasello, »dann hast du damit ein Kapital, das dir nicht einmal die Steuereinnehmer des Oberherrn wegnehmen können.
Wenn du ihnen mit deinem Geld noch dazu hilfst, ein Leben ohne Hunger und Not zu führen, dann werden sie um so besser für dich arbeiten. Und wenn du ihnen dann nicht alles abnimmst, was sie erwirtschaften, sondern sie an ihrem Erfolg teilhaben lässt, dann werden sie sich um so mehr anstrengen. Kannst du das begreifen?«
Sina auf ihrer hohen Warte hielt den Atem an. Ein fünfjähriges Mädchen - mit der Weisheit des Alters in einfachen Worten. Worte, wie sie sicher auch ihr Freund Samy, der kleine Drache mit dem großen Herzen benutzt hätte.
Bökhma der Gierige verfiel in Nachdenken, während die Menge zu tuscheln begann. Das blonde Mädchen drehte sich um und ging zu den Kindern hinüber, die jetzt vollkommen regungslos an ihren Pfählen standen. Sogar das Mädchen, um dessen Körper sich schon die Hand des stutzerhaften Bordellbesitzer gelegt hatte, sah ihr aufmerksam entgegen.
»Verschwinde, du böser Mann!« fuhr das Mädchen den Bergwerksbesitzer an. »Die sind meine Freunde. Die bekommst du nicht. Zieh deine Loren selber durch die Stollen, damit du weißt, was Arbeit ist.«
Ein Blick ihrer blauen Augen, und der schwarzhaarige Mann schob das Goldstück zurück in den Beutel und wandte sich zum Gehen.
»Nimm deine dreckigen Pfoten von meiner Freundin!« klang wieder die Stimme des blonden Mädchens auf. Es klatschte leise, als sie mit ihrer kleinen Hand dem Bordellbesitzer auf die Finger schlug. Obwohl es eigentlich kaum weh getan haben konnte, hatte der Schlag eine Reaktion zur Folge, als ob der Mann ein glühendes Eisen berührt hätte. Erschrocken wich er zurück. Doch dann fasste er sich wieder.
»Was fällt diesem Kind eigentlich ein, einen Erwachsenem zu schlagen!« rief er im näselnden Tonfall und hob die Hand gegen die Kleine. Ein einziger Seufzer ging durch die Menge, als klar zu erkennen war, dass er das Mädchen schlagen wollte. Doch die erhobene Hand fuhr nicht herunter. Dafür wich der Bordellbesitzer langsam zurück. Alle sahen, dass ihn das Mädchen ruhig ansah. Doch er selbst fühlte den Blick tief in sein Innerstes dringen. Er konnte es einfach nicht ertragen.
Die Menschen hinter ihm wurden zurückgedrängt, als der Bordellbesitzer sich mit kalkweißem Gesicht und irre glitzernden Augen seinen Weg durch die Menge bahnte. Doch als er in den Gassen von Salassar verschwand, hatte ihn die Menge längst vergessen.
Denn inzwischen war das blonde Mädchen wieder zu Bökhmas Sänfte getreten.
»Du solltest ihnen langsam die Angst nehmen
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