Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
bestrafen.
»Vorwärts, Zauberer!« knurrte einer der Gardisten und stieß Churasis mit der Lanze an. Der Zauberer geriet ins Stolpern und fiel vornüber.
»Ein übles Vorzeichen!« meinte er, als man ihm wieder auf die Beine half. »Ein abergläubischer Mensch würde jetzt umkehren ...!«
***
In der hochherrschaftlichen Küche des Oberherrn herrschte ein Chaos wie in den Tagen, als Dhasor die Welt erschuf.
Shara kochte.
Alle Feuer brannten, und in den Töpfen, Kesseln und Pfannen zischte und brodelte es wie in den heißen Quellen an der Grenze von Trollheim. Gerüche drangen in eigenartigen Qualmwolken aus den Abzugsschächten und ließen die Mienen der Wachen auf den Zinnen und Wehrgängen der Zitadelle teils entzückt tief einatmen, teils nach Möglichkeit den derzeitigen Standpunkt wechseln.
Was Shara Kulinarisches komponierte, basierte auf der Idee eines Himbeerpuddings. Doch bei der Menge Zutaten, die das Mädchen in der Küche vorfand, wollte sie ihn ganz besonders lecker machen, wie sie sich in ihrer offenen, kindlichen Art ausdrückte.
»... und was steht da auf der Tüte, Herr Soldat?« fragte Shara den Obristen. Dabei hielt sie ihm eine der Tüten vor, die sie aus dem Gewürzregal gelangt hatte. Dass dabei auch andere Dinge vom Regal fielen, störte Shara absolut nicht und tat ihrer Schaffenskraft keinen Abbruch. Auf dem Boden waren schon so viele Pülverchen, Soßen und Kräutersubstanzen verteilt, dass sie niemand mehr auseinanderhalten konnte. Shara >würzte< nach Gutdünken und warf den Rest einfach auf die Erde. Das Regalbrett war auch viel zu hoch, da konnte man höchstens was herunter langen.
»Das sind Mecra-Bohnen!« las Lucido das Etikett. Durch den Bann von Sharas Augen dachte der Obrist nicht daran, dass die Mecra-Bohnen eigentlich zur Medizin gehören. Die Ärzte verordnen sie als das stärkste und sicherste Abführmittel in der Adamanten-Welt.
»Die sehen lustig aus. Die müssen mit hinein!« freute sich Shara. Und schon kippte der größte Teil der Mecra-Bohnen in den Sud, den Shara, ein lustiges Kinderlied trällernd, langsam umrührte.
Nach einer Weile fand sie es an der Zeit, dass das Essen fertig war. Zu probieren kam ihr nicht in den Sinn.
»So, jetzt wird gegessen!« kommandierte Shara mit der befehlenden Stimme einer kleinen Mutter, die ihre Puppenkinder zur Ordnung ruft. »Nehmt euch Teller und kommt her!« Die blauen Augen des Mädchens schienen mit den Augen des Oberherrn und seines Obristen verschmelzen zu wollen. Gehorsam ergriffen sie Teller und hölzerne Löffel.
Shara langte nach einem Schöpflöffel, der ihr fast zu schwer war und begann, aus allen Töpfen und Pfannen, die sie in Gebrauch hatte, etwas zu entnehmen und auf die Teller zu verteilen.
»Sollen wir das alles essen?» fragte der Oberherr. Obwohl er sich dem, was das Mädchen an Willen ausstrahlte, nicht entziehen konnte, wusste er doch, dass dies die entsetzlichste Mahlzeit seines Lebens würde.
»Aber sicher müsst ihr!« erklärte Shara. »Ich habe extra für euch gekocht, weil ihr nicht da ward, als es den anderen Pudding gab. Den habe ich alleine gegessen. Und jetzt bin ich satt!«
»Wir haben... eigentlich gar keinen Hunger!« stammelte Lucido, der ebenfalls erkannte, was auf ihn zukam.
»Nichts da! Jetzt wird gegessen. Und alles wird aufgegessen, damit morgen schönes Wetter ist und Solmani die Sonne scheinen lässt!« Shara ließ sich nicht beirren. »Los, Löffel in die Hand. Mund auf und Augen zu. Und los geht's: Einen für den Basileus von Decumania ...!«
Was Pholymates hier herunter würgen musste, dafür war auch der Begriff >Schweinefraß< eine reine Schmeichelei. Doch der Blick Sharas zwang ihn, das Zeug hinunterzuschlucken.
»Das schmeckt doch, hmmm!« machte Shara. Und keine Möglichkeit, ihrem Willen zu entkommen. War da nicht ein unbewusstes Lächeln in ihrem nunmehr ernsten Gesicht, als ob das kleine Mädchen genau wüsste, welche kulinarischen Leiden Pholymates und Lucido jetzt ertragen mussten?
»Einen für den Mardonios von Cabachas . . .!« kam es gnadenlos aus Sharas Mund. Wieder musste ein Löffel genommen werden. Und das Zeug hatten sie natürlich auch runter zu schlucken.
»Einen für den Saran von Mohairedsch ...!« kommandierte Shara. Der nächste Löffel.
»Du mogelst, Herr Soldat!« rief Shara plötzlich. »Du versuchst es, in den Backen zu sammeln wie ein kleines Kind, das keinen Spinat mag. Runter schlucken! Oder du erlebst was!« Shara
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