Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
kommen. Sofort!« rief er dem herein stürzenden Sklaven zu. Wenige. Augenblicke später kam der Herr über die Schatzkammern, der auch im Auftrage des Oberherrn bestimmte Entscheidungen fällen durfte.
»Eure Wünsche und Befehle, mein Oberherr?« fragte der Mann mit dem Gesicht eines Raubvogels mit knapper Stimme.
»Ich werde mich für einige Zeit zurückziehen, um eine Zauberin zu verhören!« sagte Pholymates mit öliger Stimme. »In den nächsten fünf Stunden haben meine Befehle keine Gültigkeit. So wird nichts geschehen, falls ich doch behext werde!«
»Ihr selbst wollt sie verhören, mein Oberherr?« fragte Lucido.
»Alles zum Wohle der Stadt!« sagte Pholymates fest. Doch seine Gedanken gingen in eine ganz andere Richtung.
Kleine Mädchen waren leicht zu lenken, wenn man es richtig verstand, mit ihnen umzugehen. Wenn dieses Mädchen unbewusst die Menschen mit ihren Augen bezauberte, dann würde sie das auch tun, wenn sie die Angelegenheit ihres neuen Freundes, des Oberherrn, vertrat. Wenn die Kleine tatsächlich mit ihrem Blick zaubern konnte, dann musste man sicher diese Kräfte zu Nutzen machen.
Die Gardisten ließen Pholymates und den Obristen passieren.
Lucido öffnete die Tür zur Küche und schloss sie hinter sich, als er und der Oberherr eingetreten waren.
»Hallo, Herr Soldat!« scholl ihm Sharas helle Stimme entgegen. »Das hat aber lange gedauert, bis du wiedergekommen bist. Inzwischen habe ich den ganzen Pudding alleine gegessen!«
Das mochte stimmen. Die ganze Rundung ihres kleinen Mundes war noch verschmiert und das Kleid hatte auch einiges abbekommen. Doch das nahmen weder Pholymates noch sein Obrist wahr.
Der Oberherr sah nur die Augen Sharas und versank darin. Er war nicht mehr fähig, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Nur noch ein einziger Wille beseelte ihn. Diesem kleinen Mädchen Freude zu bereiten. Auch Lucido war sofort wieder in Sharas Bann gezogen worden.
»Das finde ich richtig nett von dir, dass du noch so einen dicken Mann mitgebracht hast, Herr Soldat!« sagte Shara und stemmte die kleinen Fäuste in ihre Hüften. »Wer ist denn das eigentlich!«
»Ich bin ... ich bin ... Pholymates ... der Oberherr ... ich möchte dein Freund sein ... wie dieser Soldat!« krächzte Pholymates und versuchte verzweifelt, seine bösen Gedanken aufrechtzuerhalten. Sharas Augenglanz und der helle Klang ihrer Stimme wischte alle Bosheit und Heimtücke hinweg wie ein frischer Morgenwind die düsteren Nebelschatten der Nacht.
»Das ist fein. Dich wollte ich nämlich besuchen!« sagte Shara. »Und jetzt besuchst du mich hier. Was haltet ihr davon, wenn wir hier ein hübsches kleines Fest feiern!«
»Großartige Idee!« hörte sich der Oberherr selbst sprechen, und Lucido nickte dazu. »Was gibt's denn Gutes zu essen?«
»Pudding!« rief Shara und klatschte vor Freude in die Hände. »Aber«, wurde sie im selben Moment verlegen, »es ist ja keiner mehr da. Den habe ich ja ganz alleine gegessen. Das war richtig gemein von mir!«
Einen Moment herrschte Stille, und Sharas Augen blickten nach innen. Das kleine Mädchen dachte angestrengt nach. Doch bevor Pholymates und Lucido zu ihren heimtückischen Gedanken zurückkamen, strahlten sie Sharas blaue Augen wieder an.
»Hier steht doch genug Zeug rum, um was ganz Tolles zu kochen!« sagte sie entschlossen. »Immerhin bin ich ein Mädchen - und ein Mädchen muss auch kochen können. Vor allem, wenn man so ein großes Mädchen ist wie ich. Bleibt nur sitzen und wartet ab. Shara kocht was ganz Feines. Und ihr dürft dann alles aufessen!«
Sofort machte sich das blonde Mädchen über die Zutaten in der Küche her. Alles, was ihr in die Finger kam, wurde beschnüffelt, und manchmal musste Pholymates von den Gewürzen, die Shara nicht kannte, kosten. Immerhin konnte sie nicht lesen, was auf den Gefäßen stand und wusste nicht, was das für getrocknete Kräuter oder Pülverchen waren..
Kurze Zeit später dampfte und brodelte es wie in einer Hexenküche . . .
* * *
»Kennst du mich noch, du abgefeimter Halunke?« vernahm Churasis die Worte, die ihm der glattrasierte Mann in der roten Robe des Richters entgegen schleuderte. »Denk dir einen Bart in mein Gesicht. Und dann durchforsche deine dunkle Seele, Zauberer!«
Churasis, den zwei Gardisten festhielten, obgleich er durch sachkundige Fesselung bereits so gut wie bewegungsunfähig war, versuchte eine ebenso nachdenkliche wie zerknirschte Miene
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