Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
der Welt mögen, der kann ganz gut davon leben. Am Hofe des Sarans leben einige Bildhauer, Maler, Musiker und Schriftsteller so gut wie die Maden in einem gut geschmorten Rinderbraten!«
»Wenn die Künstler im Tempel der Zirkania Hunger haben, dann geh jetzt hinüber und lade sie zum Essen ein, dicker Mann!« sagte Shara mit glockenheller Stimme.
Von der Seite her erkannte Sina, dass die blauen Augen des kleinen Mädchens wieder eigenartig zu leuchten begannen. Shara schien die Kräfte, die sie dadurch ausströmte, nicht zu kennen oder zu bemerken. Aber wenn sie so redete und einem Menschen in dieser Art in die Augen sah, konnte sich niemand ihrem Willen widersetzen.
»Was erlaubt sich so ein kleines Mädchen... «, brauste Ghivly auf, um im nächsten Moment mit sanfter Stimme zu sagen, »...mit ungewaschenen Händen das Heiligtum des Gottes Lhamondo betreten zu wollen, um dort die Puddingschüsseln aus zulecken.
Herbei, meine Brüder. Führt unsere Gäste hinein in den Tempel. Richtet ihnen einen kleinen Imbiss. Sodann ein Bad und neue Kleidung. Danach wollen wir Lhamondo mit einem besonderen Schmaus ehren, zu dem wir auch unsere Glaubensbrüder und Schwestern aus Zirkanias Tempel laden.«
» Vergesst bloß nicht, dass auf die Festtafel Milch und Mohrrüben gehören!« pfiff der Schrat, während der unförmige Körper des Hochpriesters auf den Tempel der Kunstgöttin zu watschelte.
»Wer kann schon einem kleinen Mädchen, das so lieb bittet, etwas abschlagen!« sagte Shara selbstzufrieden, als sie die Schwelle des Tempels überschritten.
* * *
Zwei Tage waren vergangen. Durch Sharas zauberhafte Willenskräfte hatte man ihnen im Tempel Lhamondos Speisung, Unterkunft und neue Kleidung gewährt. Doch nun drängte Shara im Schatten einer Ulme vor dem Tempel Solmanis zum Aufbruch.
»Aber ich bin noch nicht völlig bei Kräften!« lamentierte Churasis. »Und außerdem haben mir die Pilger, die gestern hier anlangten, um Solmanis Orakel anzurufen, gesagt, dass ihr Zielhafen Beryat in Decumania ist.«
»Mir ist auch ganz unwohl bei dem Gedanken, mich nach dem, was wir erlebt haben, der See wieder anzuvertrauen!« sagte Ferrol. »Wer die Götter selbst gegen sich hat, der muss sich jeden seiner Schritte gut überlegen!«
»Aber ich muss aufbrechen!« drängelte Shara. »Ich kann nicht warten. Das weiß ich ganz genau!«
»Und wie kommen wir über das Wasser?« fragte Sina. »Ich teile Ferrols Befürchtung, was die Chrysalische See angeht. Wie wäre es, wenn wir versuchen würden, mit dem Khoralia-Kristall Samy herbeizurufen. Das ist doch möglich, oder?«
»Es ist möglich!« nickte Churasis. »Doch ich bin nicht sicher, ob Samy alles begreifen würde. Dazu kommt, dass wir über vorsichtig sein müssen. Ob Götter oder Dämonen unsere Gegner sind: Der Sternstein ist eine große Kraft, die sie nicht erkennen dürfen. Noch nicht. Dann haben wir das Überraschungsmoment, wenn wir ihn bei einem ihrer Angriffe tatsächlich einmal gezielt gegen sie einsetzen!«
»Warum ruft ihr nicht den Gott an?« vernahmen sie hinter sich eine wohlklingende Stimme. Der Mann hinter ihnen war hochgewachsen, und er hatte ein feingeschnittenes und doch zugleich männlich-markantes Gesicht. Das lange, bis zu den Füßen herabfallende Gewand war um die Hüften mit einem Goldgürtel geschnürt und die kreisrunde Goldscheibe der Sonne auf seiner Brust wies ihn als Priester des Solmani aus.
»Aber wir haben nichts, was wir dem Tempel geben könnten, damit die Priesterschaft den Gott für uns anruft!« sagte Sina schlicht. Ferrol und Churasis nickten. Sharas Blick war eine einzige Bitte.
»Ich spüre, dass euch weder Gewinnsucht noch Abenteuerlust dazu treibt, den Weg zu beschreiten, den die Götter euch bestimmt haben!« erklang wieder die Stimme des Mannes mit dem kurz gestutzten Vollbart und den lang herabfallenden, schwarzen Locken. »Tretet ein in diesen Tempel und ruft den Gott selbst an. Wenn er euch gnädig gesonnen ist, dann wird Solmani eure Bitte erhören. Auch ohne die übliche Tempelsteuer!« fügte er mit einem leisen Lächeln hinzu.
» Au ja!« rief Shara. »Vielleicht bringt uns der Gott mit seinem Sonnenwagen hinüber!«
»Vielleicht tut er das. Wenn du ihn ganz lieb darum bittest!« sagte der Priester und ergriff Sharas kleine Hand. »Komm mit hinein und erzähl ihm alles, was du möchtest, ganz genau.«
»Mach ich!« sagte Shara und stieg an der Seite des Priesters die Stufen des marmorweißen
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