Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
entkräfteten Rennkaninchen der beiden Zwerge in seiner Höhle aufgenommen. Die Zwerge wussten, dass sie dem alten Trunkenbold vertrauen konnten. Der Silen vermochte es, aus Blättern und Säften von Bäumen einen Wein zu gewinnen, bei dem wenige Tropfen genügen, um einen Menschen in einen Rauschzustand zu versetzen.
Niemand hat jemals vernommen, dass Silenus auch nur die Zeitspanne eines Herzschlages nüchtern war. Denn er pflegt seine Trunkenheit, indem er ständig Wein in seine Kehle nachgießt, wenn die Gefahr besteht, dass seine Gedanken klar werden. In seinem Gefolge befinden sich ständig Faune und Satyrn, die bocksfüßigen und gehörnten Schelme des Waldes, die hoffen, dass ihnen Silenus etwas von seinem süßen Rauschgetränk abgibt.
Auf ihrem Spiegeltisch sahen die Götter, wie die beiden Rennkaninchen von den sonst so nichtsnutzigen Faunen sorgsamer gepflegt wurden, als es die beiden Zwerge vermocht hätten. Sie wurden mit dürrem Laub abgerieben, mit frischen Schösslingen gefüttert und bekamen ausreichend Wasser, das zwei Faune in einem großen Rhabarberblatt herbeischleppten.
Obwohl Silenus, wie immer, vom genossenen Rauschgetränk schwankte, beschrieb er den Zwergen den Weg zur Quelle doch sehr genau. Er verriet ihnen auch die Worte, mit denen man die Elfen bitten muss, dass sie einen Fremden zur Quelle lassen. Denn die Elfen sind sehr misstrauisch, weil sie immer eine Heimtücke der Trolle vermuten, die seit dem Anfang dieser Welt versuchen, die Quelle von Castalia zu erobern.
Gebannt verfolgten die Götter des Jhinnischtan, wie Pyctus und Silas durch den Wald liefen. Die beiden Zwerge mussten jedoch vorsichtig sein, um nicht über Baumwurzeln zu stolpern, die heimtückisch unter dem Grasboden einher krochen. Wenn ihr Fuß strauchelte, sie hinfielen und die Kristallrose zerbrach, war alles aus.
Die Dryaden, die hübschen Waldmädchen der Bäume, halfen den Zwergen weiter. Luftikusse, jene kleinen geflügelten Kobolde, für die das Leben ein Spiel ist, wiesen ihnen den Weg. Katzenmädchen mit den geschmeidigen Leibern von Katzen und einer unvergleichlichen Anmut des Gesichtes zeigten ihnen die Wege durch das dichteste Unterholz. Feen erschienen und richteten hinter den Zwergen mit ihren Zauberkräften das Gras wieder auf, damit die beiden Verfolger die Spur der Flüchtenden verloren.
Doch auch die Riesen hatten ihre Freunde im Wunderwald. Einäugige Zyklopen halfen ihnen, die Bäume wieder aufrecht zu biegen, die sich durch die Zauberei der Feen den Riesen in den Weg legten. Wolfsmänner mit zottigem Fell rannten ihnen voran und erschnüffelten die von den Baummädchen verborgene Fährte. Demiscianus, der monströse Minotaurus, ließ seinen unheimlichen Ruf durch den Wald erschallen und rief so die Riesen herbei, als er die flüchtenden Zwerge erkannt hatte.
Nur die Zentauren wurden durch einen strengen Befehl ihres Oberhauptes davon abgehalten, den Riesen zu helfen. Sabor, den sie den »Verständigen« nannten, wollte seine Gefährten nicht in den »Rosenkrieg« hineinziehen.
Nur Illacis, Interas und Muranis, die drei Sphinxe, sorgten mit ihren rätselhaften Antworten auf die Frage nach dem Weg zur Quelle des Seins dafür, dass Riesen und Zwerge in die Irre gingen und lange Zeit brauchten, um im Wunderwald wieder einen Weg zu finden.
»Eine sehr unterhaltsame Spielerei, die du uns zeigst, Baran!« unterbrach Watran, der Gott der Gewässer, das Schweigen, mit dem die Götter die Hetzjagd durch den Wunderwald betrachteten. »Aber warum hast du uns deswegen alle zusammengerufen? Mehr als das - du hast uns hierher befohlen! Warum?«
»Damit ihr erkennt, was die Kristallrose für eine Bedeutung hat!« sagte Baran. »Wir müssen diese Rose haben!«
»Aber warum denn?« Vitana, die Lebensgöttin, sah ihn fragend an. »Hier in der Kristallwelt des Jhinnischtan ist sie nur eine Kostbarkeit von vielen. In den Hallen unseres Überflusses kommt die Schönheit dieser Rose wenig zur Geltung!«
»Die Rose bedeutet Macht! Macht über das Volk der Riesen und der Zwerge!« sagte Baran ruhig. »Wenn wir die Rose haben, dann können wir Riesen und Zwergen unseren Willen diktieren. Und sie müssen uns gehorchen!«
»Wir setzen uns ins Unrecht, wenn wir den Wesen der Welt etwas wegnehmen!« warnte Medon, der Gott der Heilkunst. »Unsere Göttlichkeit beruht auf unserer Lauterkeit. Unsere Vettern aus der Höhlenwelt des dunklen Jhardischtan dürfen stehlen, rauben und betrügen. Aber wir dürfen es nicht,
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