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Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Titel: Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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fleischlosen Fingern von Zhyra. Das Weberschiffchen tanzte über dem Gewebe, das Thaya in weißgoldener und Rhogur in schmutzig grauer Farbe schuf. Auch Parhy und Foame hielten keinen Augenblick inne und falteten geschickt das Gewirk, das ihnen die Weberinnen zureichten, zu einem kunstvollen Gebilde.
    Dieses fast transparente Gebilde glich einer Figur, die einen Teil des Traumes symbolisierte, und dennoch einem gefalteten Tuch. Mit Schwung warfen die Traumlegerinnen diese Tücher über das Wasser des kleinen Sees, und niemals verfehlte eines der Tücher die Truhe.
    Manos göttliche Fähigkeiten erkannten die wesenlosen Leiber der Traumbringer, die in der Höhle auf- und nieder schwebten, zur Truhe der Träume herabsanken und einen der Träume herausnahmen, um damit zu entschwinden. Im Dunkel der Höhle verschmolzen die körperlosen Wesen mit dem gestaltlosen Nichts der Schwärze.
    Welche Träume mochten sie der Truhe entnommen haben? Mano sah, dass Parhy und Foame ganz nach Gutdünken die guten Träume und die Albdrücke in die Truhe warfen. Und die Traumbringer erhaschten stets die Träume, die zuoberst lagen. Doch war jetzt kein Unterschied mehr zu erkennen. Ob Traum oder Albdruck - beides war nun ein durchsichtiges, glimmerndes Gewebe wie fein glänzende Seide mit einem Schimmer wie poliertes Silber.
    Nur der Wächter einer Welt vermag die Art und das Wesen der Träume in der Truhe zu erkennen und zu lesen, wenn er ohne seine Gestalt zu zeigen die Behausung der Traumweberinnen betritt und den Traum aussucht, der ihm die Personen bringt, die er benötigt, um seiner Waage wieder den Ausgleich zu geben.
    Doch Mano, obwohl in seiner Welt als Gott verehrt, stand so weit unter dem Wächter der Welt wie en Maulwurfshügel gegen einen der gigantischen Himmelsberge.
    Der Gott der Diebe hoffte inständig, dass es ihm gelang, eine Reihe guter Träume aus der Truhe zu fischen. Denn sonst bestand die Gefahr, dass ein Träumer schreiend aus dem Alptraum erwachte - und wenn das geschah, war der schlaue Plan des Diebesgottes in Gefahr.
    Das Wasser war kühl, aber nicht kalt. Es reichte Mano an seiner tiefsten Stelle bis über die Knie, benetzte aber nicht seine kurze, graue Tunika. Im Gürtel, der die Tunika um die Hüften raffte, steckte ein krummer Dolch, eine dünne, aber reißfeste Leine mit Wurfanker und verschiedene Steigeisen, mit deren Hilfe man die Außenmauer eines Hauses erklimmen konnte.
    Mano war nicht nur der Gott der Diebe - er war tatsächlich ein echter Dieb, der nichts lieber tat, als in menschlicher Gestalt seinen Dienern und Verehrern Beispiele tollkühner Diebestaten zu geben. Irgendwo in der »Adamanten-Welt« gab es eine Höhle, in der Mano alle Schätze seiner Diebeszüge hortete. Doch kaum ein Mensch konnte sich rühmen, die Höhle je betreten und lebendig verlassen zu haben. Obwohl Mano, dem es Freude bereitete, wenn er von seinesgleichen auf diese Art herausgefordert wurde, jedem Dieb eine reelle Chance gab, ihn zu bestehlen.
    Nur Sina, der Meisterdiebin von Salassar, war es einmal gelungen, in dieses geheimnisvolle Höhlengewirr einzusteigen und jenes Juwel an sich zu bringen, das man das >Drachenblut« nannte.
    Mano nahm sich insgeheim vor, einige Träume mehr mitzunehmen und, wenn alles vorbei war, in seiner geheimen Höhle, auf allen seinen Schätzen liegend, zu träumen. Ob es gute Träume oder Albdrücke waren, darüber machte sich der Herr der Diebeskunst jetzt keine Gedanken.
    Langsam wurde das Wasser wieder flacher, und Mano betrat die Insel. Er musste sich zusammenreißen, um langsam zur Truhe zu gehen und wie selbstverständlich hineinzugreifen. Vorsichtig legten sich seine Finger um die Traum-Gewirke. Sie waren fein wie Spinnweben, und Mano spürte, dass seine Finger niemals etwas Seidenweicheres verspürt hatten.
    „Nimm nur, fremder Wanderer. Nimm, soviel du brauchst!« vernahm er die Stimme der Parhy, Sie war weich und melodisch. Außer dem Atem Manos war dies das erste Geräusch in der Höhle. »Nimm die Träume, und bringe sie den Wesen auf der oberen Welt!«
    Mano wagte nicht, etwas zu erwidern. Doch die Traumweberinnen schienen auch nicht auf Antwort zu warten.
    »Nimm einen der Träume und wirf ihn in die Luft!« rief Thaya, ohne in ihrer Arbeit am Webstuhl aufzuhören. »Das Wesen, das du in diesem Augenblick ansiehst, wird diesen Traum bekommen!«
    »In dem Augenblick, wo der Traum fliegt, sinkt das Wesen in Schlaf!« kicherte Foame dazwischen. Und wenn es schläft, dann magst du

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