Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Mano die Wächter der Elfen. Es waren fünf schlanke Krieger in der einfachen Kleidung ihres Volkes. Auf ihre Waffen gestützt lauschten sie aufmerksam in die Stille. Mano spürte, dass die Wächter ausgeruht und hellwach waren. Die mussten also zuerst einschlafen. Und es musste so rasch gehen, dass die anderen Elfen keinen Verdacht schöpfen oder Alarm geben konnten.
Mano griff unter sein Gewand, wo er die Träume an seiner Brust geborgen hatte. Er zog eins der Gebilde hervor, fixierte einen der Elfen in seiner Nähe und konzentrierte sich. Dann ließ er das Traumgebilde davon segeln.
Zwei Herzschläge später sank der Elf nieder, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Das Rascheln des Grases und das Knacken dürrer Zweige machte sofort die anderen Wächter aufmerksam. Ein gezischtes Kommando - dann huschten zwei Elfen hinüber zu ihrem Kameraden, der lang ausgestreckt im Gras lag und selig vor sich hin lächelte.
Mano beeilte sich, den nächsten Traum auf die Reise zu schicken.
Das geschleuderte Traumgewebe traf den Wachhabenden, als er gerade das kleine, silberne Horn vom Gürtel schnallen und Alarm blasen wollte. Ohne einen Seufzer sank der Elf neben den Schlafenden. Bevor die anderen Wachen begriffen, was geschah, spürten auch sie die Macht der Träume.
So schnell es ihm möglich war, hatte der Diebesgott drei weitere Träume geschleudert. Nun war die größte Gefahr gebannt.
Mit einem Blick übersah Mano die Schlafenden, in deren Mitte die Kristallrose trotz der Dunkelheit einen wundervollen Schimmer zeigte. Zwar wäre es größerer Diebesruhm gewesen, sich in den Kreis zu schleichen und die Rose zu stehlen - doch wenn es Alarm gab und er angegriffen wurde, dann konnte es geschehen, dass die Rose beschädigt wurde. Und das wollte Mano auf gar keine Fall.
Die Kristallrose, die an Schönheit und Eleganz alles überstrahlte, was er bisher zusammen gestohlen hatte, durfte nicht beschädigt werden. Dazu kam, dass Mano ja Träume genug für alle hatte.
Mit listigem Lächeln griff Mano wieder unter seine Tunika und ließ die Träume fliegen. Er ahnte nicht, dass ihn aus dem dichten Blättergewirr dunkle Augen beobachteten...
* * *
Das Dunkel der Nacht hatte den sich anschleichenden Trollen Schutz gewährt.
Warnend legte Urac den Klauenfinger der rechten Hand auf seine wulstigen Lippen. Spira, seine Gefährtin, verstand ihn und gab das Zeichen weiter. Von nun an unterhielten sich die Trolle lautlos durch das Bewegen der Lippen. Denn so, wie sich der Mund formt, vermögen Trolle die Worte der Sprache zu erkennen, ohne dass ein Laut zu vernehmen ist.
Urac und Spira waren selbst unter einem so unzivilisierten Volk wie den Trollen so etwas wie Adlige. Sie waren oft genug in Ghomaar, der Marmorhalle, anzutreffen, wo Cynor, der Herr der Trolle, residierte. Aber der Trollenkönig sandte Urac und Spira auch immer wieder mit offenen oder geheimen Aufträgen in die Welt.
Denn im Gegensatz zu allen anderen ihres Volkes konnten Urac und Spira nicht nur wüten, zuschlage und zerstören, sondern auch denken. Und sie gehörten zu den wenigen Trollen, die es verstanden, sich einigermaßen fließend in der gemeinsamen Sprache auszudrücken.
Eigentlich sind Trolle impulsive Wesen, die sich nicht beherrschen lassen. Den König Cynor fürchten sie nicht nur, weil er der stärkste und listigste von ihnen ist, sondern auch, weil Cynor jeden, der es wagt, sich gegen ihn zu erheben, sofort zum Zweikampf in den Ring fordert. Und jeden, der es bisher gewagt hat, die Kraft und Geschicklichkeit Cynors zu erproben, ist aus diesem Ring heraus getragen worden.
Ob man ihn danach in eine der Felsschluchten warf, wo seit Generationen die Knochen und Gebeine toter Trolle modern, weil für die Wunden des Herausforderers keine Aussicht auf Heilung bestand oder ob der Verwegene, der es wagte, mit dem König zu streiten, danach weiter lebte, das interessierte keinen der Trolle, die den Kampf miterlebt hatten. Und so stand König Cynors Thron in der Marmorhalle von Ghomaar so fest, wie die ewigen Gesetze des Welten-Vaters.
Urac und Spira dienten ihrem König aus freien Stücken. Cynor weiß sehr genau, dass sich diese beiden Trolle überall in der Welt herumgetrieben haben und vom Leben der Menschen, der Elfen, Riesen und Zwerge mehr wissen als jeder andere seines Volkes.
Seit Langem hat der König erkannt, dass es den Trollen niemals gelingen wird, die Quelle des Seins tatsächlich zu erobern. Doch der Kampf gegen die Elfen
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