Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
tun ...!« Der Satz endete in einem hässlichen Kichern.
»Bedenke, dass das Gebilde, was du jetzt in deinen Händen hältst, schon eine Vielzahl von Träumen ist. Träume genug für eine große Stadt der Menschen!« meldete sich Galine. »Mehr als genug hast du jetzt für den Rest deines Lebens und des Lebens deiner Freunde, die du mit unseren Traumgebilden beglücken willst. Doch wenn deine Fingerspitzen über die Träume gleiten, bleibt immer nur ein Traum daran hängen, den du wehen lassen kannst!«
»Aber hüte dich, dass kein Sonnenstrahl auf die Träume fällt, denn sonst vergehen sie im Rauch. Und wenn Wasser die Traumgebilde benetzt, dann ertrinken die Träume!« warnte Rhogur und ließ ihr Weberschiffchen fliegen.
»Vergiss auch nicht, wenn du einen der Träume berührst, an das Wesen zu denken, dem du den Traum schenken willst - denn sonst träumst du ihn selbst, und der Traum ist unwiederbringlich dahin!« warnte Zhyra. »Niemals vorher wirst du erkennen können, ob der Traum, den du spendest oder selbst träumst, eines unserer Gebilde oder das Werk unserer grausamen Schwestern ist. Vergiss das niemals, kühner Wanderer. Und nun geh in Dhasors Frieden!«
Mano sprach keinen Dank - denn die Traumweberinnen wissen nicht, was Dank ist. Sie weben die Träume seit Anbeginn der Zeit und tun es nicht für Lohn. Dhasor und Thuolla gaben ihnen den Auftrag. In ihrer Weisheit bringen sie die Sterblichen so in Kontakt mit der Unendlichkeit.
Mano hatte vernommen, dass die Traumweberinnen weder verletzt noch getötet werden können. Denn sie sind ewig. Nur Dhasor und Thuolla selbst könnten sie auslöschen.
Doch wenn die Traumweberinnen vergehen, dann sterben auch die Träume. Und dann ist auch das Ende der Sterblichen da. Denn kein Wesen kann ohne Träume leben.
Niemand weiß, ob die Traumweberinnen nicht die Macht haben, sich gegen Eindringlinge zur Wehr zu setzen. Und deshalb war Mano vorsichtiger in die Höhle hinein gegangen, als er sie jetzt verließ.
Baran, der weise Gott, hatte ihm einmal erzählt, dass die Traumweberinnen nur den Tag fürchten, an dem das Ende der sterblichen Wesen kommt. Denn dann quillt irgendwann die Truhe der Träume über. Die Vielzahl der Träume erstickt die Quelle, die den See um die Insel speist und deren Wasser bis zum Eingang der Höhle fließt. Wenn aber das geschieht, dann fährt ein grellweißer Blitz herab, die Höhle stürzt ein und begräbt die Traumweberinnen bis zum Ende aller Tage.
* * *
Langsam ging das Fest dem Ende entgegen.
Die beiden Riesen und die Zwerge tranken den schweren Wein von den Rebenhängen Caldaros schon bedächtiger, und die Elfen begannen, mit ungeniertem Gähnen ihre Müdigkeit zu zeigen. Über die Wipfel der Bäume hatte die Nacht ihr blauschwarzes Kleid gesenkt, und die Sterne funkelten wie kunstvoll geschliffene Brillanten. Nur die Wächter der Quelle standen auf ihre Speere gestützt und durchdrangen mit ihren scharfen Augen die Dunkelheit.
»Es ist Zeit, sich zur Ruhe zu begeben, Freunde!« ließ Vilvalas, der Elfenkommandant, unvermittelt seine Stimme vernehmen. »Lagert euch dort, wo ihr seid. Wir werden euch Decken bringen. Schlaft in Ruhe und Frieden. Denn in dieses Nacht achten die Augen der Elfen nicht nur auf die Quelle des Seins, sondern sie bewachen auch Mawalania, die Kristallrose!«
Bevor die Zwerge und Riesen etwas sagen konnten, hatte Vilvalas einige Befehle in der Sprache gegeben, in der sich die Elfen untereinander verständigen. Für das Ohr der Menschen, Riesen und Zwerge sind sie kaum vernehmbar, für ihre Lippen völlig unaussprechlich. Wenige Augenblicke später kamen einige Elfen mit einer Anzahl Decken, die sie verteilten.
Die Riesen schnarchten bereits, als die Zwerge ihr recht umständliches Nachtgebet an Dhasor beendet hatten. Auch die Elfen hatten sich niedergelegt. Nur die Silhouetten der Wachen hoben sich wie die Schatten wandelnder Nachtmahre von der Dunkelheit ab. Langsam sank das wärmende Feuer in sich zusammen. Nach dem Stand der Gestirne war zu erkennen, dass eben Mitternacht angebrochen war.
Es war die Stunde des Diebesgottes ...
* * *
Mano erreichte die Quelle, als sich Elfen, Riesen und Zwerge gerade schlafen legten. Geräuschlos wie ein Schatten, jede Deckung ausnutzend und immer hinter den Bäumen bleibend, schob sich der Diebesgott voran. Seine Augen durchdrangen die Nachtschwärze, denn er, der Gott, konnte in der Finsternis wie eine Katze sehen.
Ganz deutlich erkannte
Weitere Kostenlose Bücher