Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
beobachteten interessiert, wie sich die hochgewachsene, schlanke Gestalt mit langem schwarzen Haar katzenhaft durch die Reihen der Schläfer schlich. Verwundert nahm der Troll wahr, dass dieser Mensch offensichtlich kein Interesse daran hatte, zur Quelle zu gehen und einen Trunk daraus zu tun, der ihm Leben und Jugend um zehn Sonnenumläufe verlängerte.
Feingliedrige Hände griffen nach der Kristallrose, der Urac keinen großen Wert beimessen konnte. Der Dieb hob das Kleinod empor und verschwand dann lautlos. Urac sah ihm nach und erkannte, dass der Dieb einen Pfad einschlug, der direkt nach Norden zum Ufer des Eismeeres führte. Ihm war klar, dass dieser Mensch durch irgend eine Zauberei Elfen, Riesen und Zwerge in den Schlaf gewiegt hatte. Wie lange auch immer sie noch schlummern würden - jetzt musste gehandelt werden. Dort war die Quelle - und bei dieser Quelle auch die kunstvoll geschnitzte Truhe, in der man Gijalaras, das Diamantschwert, aufbewahrte.
Urac ersann einen kühnen Plan. Kein nächtlicher Mord sollte es sein - aber die Gunst der Stunde musste genutzt werden. Hier lag das für Trolle tödliche Diamantschwert in schützender Hülle. Mochte es kosten, was es wollte. Größten Ruhm würden sie erlangen, gelang es, diese kostbare Klinge nach Trollheim bringen.
Stand Gijalaras erst einmal in Ghomaar, der Marmorhalle, dann hatten die Elfen keine Chance mehr, einen Troll im Kampf zu töten und so den Krieg zu entscheiden. Dann waren die Kämpfe um die Quelle wieder offen, und es kostete tapferen Trollen nicht das Leben, wenn sie das Wasser der Quelle für sich begehrten.
»Vorwärts!« gab einer der Trolle Urac zu verstehen. »Fallen wir über sie her und töten sie!«
»Ich sagte schon, sie sind weder von unseren Händen, unseren Zähnen noch unseren Waffen zu töten!« Über Uracs fliehender Stirn wölbte sich Ärger. »Nein, wir nehmen uns Wasser von der Quelle und verschwinden. Das ist besser als Kampf, und in der Welt der Menschen werden wir das Wasser gegen Kandiszucker eintauschen können!«
Das verstanden die Trolle gut. Vor allem der Hinweis auf den Kandiszucker. Denn diese Süßigkeit schätzen Trolle über alles, weil sie ihn in ihrer finsteren Heimat von Trollheim nicht bekommen können. Trolle verstehen nichts von den materiellen Gütern der Menschen und tauschen sogar Diamanten gegen Kandiszucker ein.
»Vorwärts!« gab Urac den Trollen zu verstehen. »Füllt eure Flaschen und nehmt von den Gefäßen, die dort im Lager der Elfen stehen. Seid vorsichtig und bedenkt, dass wir so viel Wasser wie möglich von hier fortbringen müssen. Je mehr Wasser, um so mehr Kandiszucker bekommen wir!«
Mit begehrlichem Glitzern in den Augen schlichen die Trolle zur Quelle. Erst schlürften sie selbst und füllten ihre Flaschen, die einst ausgehöhlte Kürbisse waren. Dann nahmen sie, so leise es ging, Töpfe und Gerätschaften aus dem Elfenlager, um sie mit Wasser zu füllen.
Doch während die anderen Trolle eifrig Wasser schöpften, hasteten Urac und Spira zur Truhe des Diamantschwertes. An den Seiten der Truhe befanden sich jeweils zwei Metallringe, durch die zwei Tragestangen geschoben wurden. Im nächsten Augenblick hoppelten Urac und Spira mit ihrer kostbaren Beute davon ...
* * *
Nur besonders scharfe Augen konnten die Silhouetten der mächtigen Greifvögel am nächtlichen Himmel erkennen, die hoch über den Baumwipfeln des Wunderwaldes ihre Kreise zogen.
Selenor und Ghyana, die beiden Elfen, waren auf dem Wege vom westlichen Ende der Welt zurück nach Elfgaard, um König Valderian Bericht zu geben, was sich dort tat. Es war Zufall, dass sie ihre mächtigen Reitvögel über den geheimnisvollen Wald von Delyssiolina lenkten.
Das sonderbare, unerklärliche Gefühl kam für beide Elfen gleichzeitig wie angeflogen. In ihrem Inneren verspürten sie unter sich eine Gefahr, obwohl sie von ihrer Höhe herab nicht erkennbar war.
Tief unter ihnen lag die schlafende Welt. Dennoch spürte Selenor, dass unter dem Blätterdach des Wunderwaldes etwas vorging, dass zum Schaden des Elfenvolkes war.
Ghyana, Selenors Gefährtin, hatte die gleichen Empfindungen. Ohne ein Wort zu verlieren nahm sie den Bogen von der Schulter und legte einen ihrer Pfeile auf die Sehne, während Selenor die drei kurzen Wurfspeere am Sattel seines Sturmadlers löste und den eigentlichen Kampfspeer in die linke Hand nahm. Wolkentänzer, sein Sturmadler und Luftgaukler, der Falke der Ghyana trug, wurden von der Kraft ihrer
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