Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Spitzbuben, nicht gekitzelt hätten!« klang eine verärgerte Mädchenstimme durchs Geäst.
»Na, wenigstens brauche ich beim nächsten Mal nicht zu suchen!« rief Samy erleichtert. »Immerhin habe ich dich gefunden, Clyce - und deswegen bist du nachher dran!«
»Stimmt ja gar nicht!« triumphierte das Katzenmädchen. »Ich bin nämlich Myra! Clyce und Calphis hast du noch nicht gefunden. Und weil du nicht meinen Namen gerufen hast, gilt es nicht, dass du mein Versteck entdeckt hast. So ist unsere Spielregel!«
»Gemein! Das ist gemein!« schnaufte der kleine Drache.
»Nun such schon weiter. Sonst schleichen sich meine Freundinnen an dir vorbei und schlagen sich frei«, lachte Myra und kam mit der Eleganz einer Katze vom Baum.
Aber da begann Samy schon zu suchen. Er hob den Kopf und schnüffelte, ob er nicht Witterung vom feinen Duft des Katzenmädchens aufnehmen konnte. Mit tollpatschigen Schritten trippelte der kleine Drache bald hierhin, bald dorthin. Aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht erkennen, wo sich Clyce und Calphis versteckt hatten.
Als Samy mehr als fünfzig Doppelschritte vom Baum entfernt war, hörte er hinter sich ein girrendes Lachen. Verwirrt fuhr er herum und sah eins der Katzenmädchen aus ihrem Versteck im Unterholz huschen. Mit grazilen Sprüngen lief sie dem Baum zu, wo abgeschlagen wurde.
»Das ist niederträchtig« zeterte Samy, der erkannte, dass er das Katzenmädchen nicht mehr fangen konnte. Dennoch gab er sich nicht geschlagen und hoppelte Ios. Dabei breitete er versehentlich die Flügel aus und schwebte sofort über dem Boden.
Das war die Lösung. Niemand hatte gesagt, dass er nicht fliegen durfte. Wenn er das tat, hatte er eine Chance, das Katzenmädchen zu erwischen.
»Lauf, Clyce! Hinter dir!« gellte Miras Schrei auf, als sie Samy eine Mannshöhe über dem Boden anfliegen sah.
»Hilfe! Einen Kuss für den, der mir hilft!« rief Clyce laut. Ein Ruf mehr im Scherz, den Katzenmädchen immer ausstoßen, wenn sie untereinander spielen.
Und der Ruf wurde gehört.
Allerdings von einem anderen, als sich Clyce vorgestellt hatte.
Samy kreischte auf, als sich plötzlich etwas um seinen Schweif legte, mit dem er seinen Flug steuerte. Er ruderte mit den Flügeln, konnte nicht ausgleichen und stürzte kopfüber auf den weichen Waldboden. Der kleine Drache überkugelte sich und spürte ein haariges Etwas, das eben seinen Schweif losließ.
Es war ein Faun, der den Ruf des Katzenmädchens gehört und gehandelt hatte. Ein kühner Sprung aus dem tarnenden Gebüsch, von wo aus er heimlich die Spiele der Katzenmädchen beobachtete, ein schneller Griff und Samys Flug war zu Ende. Doch nun musste sich der Faun in Sicherheit bringen, weil der kleine Drache vor Angst um sich schlug und vor Schreck Feuer spie.
Das meckernde Lachen des Fauns traf Samys Ehrgefühl. Aber es war zu spät. Das Katzenmädchen war am Anschlagbaum.
»Du bocksfüßiger Halunke!« heulte Samy. »Das war gemein von dir. Möge dir dafür ein Riese so auf die Hufe treten, dass sich deine krummen Hörner gerade richten. Und mögen dir die Zyklopen die Haare einzeln aus zupfen!«
»Ich bin ein großer Held, der eben eine hübsche Katzenprinzessin vor einem bösen Drachen bewahrt hat!« erklärte der Faun im Brustton tiefster Überzeugung. »Und nun geht der Held hin und holt sich das, womit alle Märchen enden!«
»Das... das meint der doch nicht im Ernst!« hörte Samy das Katzenmädchen piepsen. »Der will mich...!«
»Küssen!« meckerte der Faun. »Du hast ja laut gerufen, dass du den küsst, der dir hilft. Und das habe ich getan. Und jetzt bin ich hier, um zu kassieren!«
»Schöner Märchenheld!« brabbelte Samy. »Aber was versprochen ist, das muss man auch halten! Immerhin müssen ja alle Märchen gut ausgehen. Und am Schluss muss der Prinz die Prinzessin küssen!«
»Aber vorher muss der Prinz einen Drachen erschlagen!« giftete das Katzenmädchen boshaft. Ihre grüngelben Augen funkelten Samy an, während der Faun von einem Bocksfuß auf den anderen hüpfte und nicht so recht wusste, was er tun sollte.
»Das sind alberne Märchen, wo Drachen immer die Bösewichter sind!« maulte Samy. »Erfunden von Menschen, die niemals einen Drachen gesehen, geschweige denn mit ihm geredet haben. Spielen wir doch den Schluss eines solchen Märchens einmal durch. Immerhin bin ich ein richtiger Drache!« Im gleichen Moment machte Samy einen mächtigen Sprung in die Luft, breitete die Flügel aus und spie einen
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