Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
für diese Fahrt menschliche Gestalt verlieh!« lächelte Wokat böse. »Du kannst ihnen keinen Schmerz bereiten. Und um sie zu töten, hast du keine Waffe. Vorwärts! Bindet ihn an den Mast!« Die beiden Rattensklaven zerrten den widerstrebenden Mano hinüber und schlangen starke Seile fest um seinen Körper.
Gequält schrie der Diebesgott auf. Wokat kicherte vergnügt vor sich hin.
»Ein Vorgeschmack von dem, was dich im Jhardischtan erwartet!« hohnlachte der Herr des Verrats und der Niedertracht. »Aber für den Augenblick stören mich deine Klagerufe.« Er trat vor Mano hin und griff geschickt unter das Gewand des Diebesgottes. Die Träume darunter glichen einem Bündel Seidentücher.
»Ich denke, wir haben den Jhardischtan erreicht, wenn du alle Träume durchlebt hast!« grinste Wokat boshaft. »Hoffentlich sind auch einige Alpträume darunter!« Dann schwanden Mano die Sinne, und er fiel herab ins unergründliche Traumreich.
»Bindet ihn los und legt ihn achtern neben das Steuer!« befahl Wokat den Rattensklaven. »Er ist jetzt keine Gefahr mehr für euch. Fahrt voraus bis zur Schädel-Bucht. Dort werden wir uns wieder treffen!«
Im nächsten Moment war Wokat vor den Augen der Rattensklaven verschwunden. Der Gott des Verrats wusste, dass diese Wesen seinem Befehl unbedingt Folge leisten würden. Sie hatten auch die Macht, die Männer, die das Schiff ruderten und segelten, zu zwingen, ihren Willen und damit den Willen Wokats zu tun.
Der Gott des Verrats selbst hatte noch andere Dinge zu tun.
Das Netz war ausgelegt. Nun musste er noch das Wild darin ködern, um es zu fangen. Gelang ihm das, hatte der Jhardischtan das Ringen um die Macht in der »Adamanten-Welt« so gut wie gewonnen.
Denn dann waren ihm Riesen und Zwerge als bedingungslose Vasallen untertan ...
* * *
»Die Pfeile sind im Gefieder steckengeblieben!" sagte Selenor erleichtert, als die beiden Elfen am Rand des Wunderwaldes ihre Reitvögel untersuchten.
»Es war Zauberei im Spiel!« sinnierte Ghyana. »Das Wirken dunkler Mächte, denen wir nicht gewachsen sind. Hier wurde mehr als ein Dieb gejagt. Wir sind in eine Fehde der Götter geraten.«
»Das vernünftigste wäre es, zurück nach Elfgaard zu fliegen und König Valderian Bericht zu erstatten!« erklärte Selenor. »So jedenfalls würde jeder andere Elf handeln!«
»Wir sind aber nicht wie alle Elfen!« ereiferte sich Ghyana. »Und wer etwas Besonderes sein will, muss jegliche Vernunft über Bord geworfen haben. So jedenfalls sagt es Curtius Brandus, der Sternen-Baron, der in den Rebenhügeln von Caldaro haust!«
»Also werfen wir die Vernunft über Bord und folgen dem Schiff!« erklärte Selenor. Ghyana nickte eifrig.
»Wir fliegen so hoch über den Wolken, dass sie uns nicht sehen können!« setzte die Elfe hinzu. »Falke und Sturmadler haben so scharfe Augen, dass ihnen die Beute nicht entgeht. Wir müssen wissen, welche dunklen Mächte hier am Werke sind und was sie vorhaben!« Sie zog den Sattelgurt des Falken wieder fest, und bereitwillig ließ Luftgaukler seine Herrin aufsteigen. Selenor folgte dem Beispiel seiner Gefährtin. Augenblicke später zogen die mächtigen Greifvögel mit ihren Reitern jenseits der Wolken ihre Kreise ...
* * *
»Ihr könnt euch ganz auf mich verlassen!« brabbelte der Wabberflutscher, als Silas und Thumolas unruhig wurden. Der Wald wurde ihnen immer vertrauter. Gewisse Bäume und Büsche schienen Zwillingsbrüder hier zu haben. Doch der Wabberflutscher lief so schnell voran und schien bei jeder Weggabelung mit traumwandlerischer Sicherheit den richtigen Pfad zu finden.
»Merkwürdig!« brummte Thumolas. »So weit, wie wir gelaufen sind, müssten wir doch bald am Wasser sein!«
»Ach, zum Wasser wollt ihr!« quietschte Gilga. »Hier entlang!« Und schon war er unter dem Laub verschwunden.
»Was ist denn jetzt schon wieder!« brummte der Riese. »Was soll der Blödsinn, vom Wege abzuweichen!«
»Wenn ihr zum Wasser wollt, müsst ihr mir folgen!« piepste die Stimme des Wabberflutschers durch das Geäst. »Wir sind nahe dran!«
»Ich rieche aber nicht den salzig-würzigen Geruch des Meeres!« brummte Thumolas, während Silas das widerstrebende Rennkaninchen durch das dichte Geäst dirigierte.
Im nächsten Moment lichtete sich der Wald. Silas sah einen romantischen Waldsee vor sich. Auf seiner Oberfläche trieben blühende Seerosen, und wie Speere stand das Schilf am Ufer.
»Na bitte! Gilga findet alles! Da ist das Wasser!«
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