Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Eile!« herrschte der Mann das Mädchen an. »Der Radscha von Salassar erwartet meinen Bericht!«
»Auch ich habe in Salassar Geschäfte!« erklärte Sina. »Bietest du mir einen Platz im Sattel deines Kamels?«
»Dass dich Thuollas Dämonen holen mögen, Mädchen!« knirschte der Reiter. Schon hob sich die Gerte zum Schlag. Aber dann blitzte etwas in seinen Augen auf.
»Bist du nicht Sina, die Katze, von der man sich in Salassar so viel erzählt?« fragte der Reiter. »Und wenn es so wäre?« fragte Sina zurück.
»Dann würde ich mich freuen, einmal das Mädchen kennen zu lernen, das meinem despotischen Herrn Pholymates schon so viele Streiche gespielt hat!« Der Reiter lächelte.
»Nimmst du mich mit nach Salassar?« fragte Sina. »Nur, wenn du mir erzählst, wie das damals war, als du dem Oberherrn die Insignien geklaut hast!« gab der Reiter zurück. »Ach, das liegt doch schon so lange zurück!« Sina lachte. »Wen interessiert denn das noch!«
»Ich höre es trotzdem gerne!« Der Reiter rief einige Worte in der Sprache der Wüstenbewohner. Gehorsam ging das Kamel in die Knie. »Du nimmst mich mit?« fragte Sina. »Nimm vor mir Platz!« lud der Reiter ein. »Wir haben das gleiche Ziel!«
Sina bedankte sich mit einem Lächeln und ließ es zu, dass sie der Reiter zu sich in den Sattel zog. Bevor Sina die Falle erkannte, schlangen sich bereits Lederbänder um ihre Handgelenke. Verzweifelt versuchte sie, sich loszureißen.
»Hab ich dich, Katze von Salassar!« Sina spürte einen Dolch an ihrem Hals. »Nun komme ich nicht mit leeren Händen zu Pholymates. Und er hat ein Druckmittel gegen den Prinzen von Mohairedsch, wenn Ferrol Salassar stürmen will. Seine kleine Freundin!«
»Wer bist du?« fragte Sina gepreßt. »Ich bin Brividis!« Die Stimme klang wie das Pfeifen einer Ratte. »Hat Ferrol auch die Krone von Mohairedsch - so habe ich doch das Juwel, für das er alle Kronen dieser Welt hingeben würde!«
»Was willst du mit mir machen?« fragte Sina gepreßt. »Ich werde dich meinem Herrn Pholymates bringen!« kicherte Brividis. »Und vielleicht - wird Ferrol die Krone des Sarans gegen deinen Kopf tauschen ...!«
Vergeblich versuchte Sina, sich zu befreien. Die Lederbänder, die ihre Handgelenke fesselten und sie an den Sattel banden, waren fest. Und die Hände des Mannes krochen um ihren Körper wie Schlangen.
Mit heiseren Schreien und brutalen Stockschlägen trieb Brividis das Kamel an. Als die Stadttore von Salassar erreicht waren, brach das Tier fast zusammen. Mit letzter Kraft schleppte es sich in die Zitadelle.
Brividis war hier bestens bekannt. Großspurig gab er seine Befehle. Männer der Wachmannschaft schnitten Sina los und zerrten sie zu jenem Gemäuer, in dem die Gefängnisse lagen.
Niemand ahnte, dass bereits am Tor neugierige Augen die Ankömmlinge musterten. Dunkle Gestalten schlichen ihnen durch die Gassen nach und nutzten jeden Funken Helligkeit, um Sinas Gesicht zu erkennen. Die Schatten der Unterwelt von Salassar erkannten, dass die Katze in Fesseln zurückgekehrt war. Und sie eilten hin, ihrem Herrn Bericht zu erstatten.
Nadoris, der Bettler-König, zuckte hilflos die Schultern, als seine Leute ihm mitteilten, dass Pholymates Sina in seiner Gewalt hatte. Der einzige Weg zu dem ihr Kerker führte - war der Galgen.
Mit Gewalt, das erkannte Nadoris sofort, war Sina nicht zu befreien - aber vielleicht mit List.
»Ferrol wird gegen Salassar stürmen - und Pholymates wird Sina am Leben lassen, um ein Druckmittel zu haben!« sinnierte der Gebieter der Halbwelt von Salassar.
»Asdros!« drang der Ruf des Bettler-Königs durch die Gewölbe eines halb verfallene Palasts nördlich der Zitadelle, in dem die Zunft der Bettler ihr Hauptquartier hatte.
»Mein König!« Ein hochgewachsener, muskulöser Mann mit dunklem Haar und unrasiertem Gesicht erhob sich und trat vor. Asdros war für Nadoris einer der wenigen Vertrauten, die sich ein Bettler-König leisten kann.
»Gebiete über meine Völker!« befahl Nadoris und nahm ein Medaillon ab, das er an einer einfachen Lederschnur um den Hals trug - das Hoheitszeichen der Bettler. »Du kennst meine Pläne, Asdros! Handele danach.«
»Und du, mein König?« fragte Asdros.
»Ich gehe, einem Freund einen Freundesdienst zu leisten!« gab Nadoris zurück. »Er gedachte seinerzeit des Elends - ich gehe, zu helfen, bevor ich sein Elend betrachten muss.«
»Geh, mein König, und trau den Bettlern!«
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