Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Sarans befand. Am Rande des Lagers wurde der Sarkophag abgesetzt, und Prinz Ferrol brachte den Wächtern höchstpersönlich einen Krug süßduftenden Weins. Ein Trank, der sie wenige Augenblicke später in tiefstem Schlaf wiegte, wie Ferrol einige Zeit später feststellte. Und das war alles geplant. Denn irgendwann in der Nacht öffnete sich die Totenlade, und der Leichnam stieg hinaus. Vorsichtig ging er in die Wüste, um einem recht menschlichen Bedürfnis nachzugehen.
Haran Esh Chandor, der Hohe Saran, wartete darauf, dass die richtige Situation für seine Auferstehung kam. Mit Ferrol war alles abgesprochen. Und die begleitenden Priester Dhasors, die Truppen und Waffen vor der Schlacht segnen mussten, waren inzwischen eingeweiht und angewiesen, sich für das Wunder der Auferstehung eine geeignete Erklärung einfallen zu lassen.
»Priester sind ja um Erklärungen niemals verlegen!« hatte Ferrol schmunzelnd den Priestern des Welten-Vaters erklärt. Und nachdem die einige Zeit ihre Köpfe zusammengesteckt hatten, kamen sie mit strahlenden Mienen auf ihn zu und dankten ihm dafür, dass sie vor allem Volke die Macht der Götter und die Macht der Priesterschaft beweisen konnten. Denn seit diesen Tagen betete man in Dhasors Tempel, dass ihnen der Welten-Vater den weisesten Herrscher zuführen solle.
»Wenn dann unser Herr Haran Esh Chandor vortritt, werden wir erklären, dass Dhasor die Gebete in diesem Augenblick erhörte - und uns den weisesten aller Herrscher sandte!« sagte der Hochpriester. »Das ist zwar mit der Lauterkeit unseres Dienstes nicht so ganz vereinbar, aber ...!«
»... praktische Politik!« grinste Ferrol.
Prinz Ferrol schien überall zu sein, als sich die Heer-Säulen von Mohairedsch, in ihre kampfstarken Einheiten gegliedert, in disziplinierter Ordnung in Marsch setzten, um die Dünen zu überschreiten, die sie von den ebenfalls aufbrechenden Heeren von Mohairedsch und Decumania trennten.
Ferrol redete mit den Soldaten, lobte hier und sprach dort leisen Tadel aus. Aber immer in einem leichten, humorvollen Ton, in dem Krieger untereinander reden. Erfreut nahm er wahr, dass diese Männer ihm aus Überzeugung folgten und seine Befehle erwarteten.
Dann war der Rand der Dünen erreicht. Ferrol wies mit einer weitausholenden Handbewegung seine Hauptleute an, ihre Männer in breiter Front aufzustellen. Die gefürchteten Kriegselefanten sollten das Zentrum bilden und die Brigaden der Kamelreiter die Flanken sichern. Cabachas und Decumania sollten erkennen, dass die Macht von Mohairedsch keinen Krieg zulassen würde.
Unten im Tal zwischen den Heeren näherten sich zwei Reiterzüge. Ferrol erkannte das schwarzgoldene Banner des GroßKönigs von Cabachas und die Scharlachfahne mit dem steigenden Drachen, der die Anwesenheit des Kyrios von Decumania symbolisierte.
Das kommen von der Berittenen konnte der Beginn von Verhandlungen sein. So sahen es die ungeschriebenen aber stets beachteten Regeln des Völkerrechts von Chrysalitas vor. Der Prinz von Mohairedsch hatte nichts von all den vor seiner Fahrt ins Abenteuer gelernten Dinge vergessen. Und entschlossen handelte er.
»Banner-Träger!« befahl Ferrol. »Du und zehn Mann Eskorte - mir folgen!« Damit gab er seinem Hengst die Sporen und ritt zu dem Punkt, wo der anreitende Mardonios von Cabachas den in einem vierspännigen Streitwagen heran fegenden Kyrois treffen musste.
»Zurück, Herr!« hörte Ferrol die Stimme des Bannerträgers. »Eine Falle! Die Schlacht beginnt schon. Das ist keine Verhandlung - das ist eine allgemeine Zangenbewegung. Und wir sind mitten drin!«
Mit einer Verwünschung zügelte Ferrol den Rappen. Und dann erkannte er, dass der Träger des Reichsbanners von Mohairedsch recht hatte. Der Streitwagen des Kyrios änderte den Kurs, und die Reiter des Mardonios wichen in die heran preschenden Reihen der Reiterei zurück. Von allen fünf Himmelsrichtungen drangen Bewaffnete vor. Und inmitten dieses Hexenkessels befand sich Ferrol mit seinen Leuten.
»Durchschlagen!« brüllte der Prinz in wilder Wut. »Macht nieder, was sich euch in den Weg stellt. Kämpft euch zu unseren Truppen vor und gebt das Zeichen zum Angriff.«
»Eure weiteren Befehle, mein Prinz?« fragte der Bannerführer. »Keine Befehle außer einem - dass ihr überlebt!« Ferrols Lachen klang bitter. Und dann riss er das Rapier aus der Scheide.
Aus der Ferne dröhnten die Heer-Hörner von Mohairedsch. Offenbar hatten seine
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