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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Liebenswürdigkeit auf
sie nieder, ohne sein Manuskript zu bemühen. Später ging er zwischen den
Tischen auf und ab. Die Mütter folgten ihm mit dem Kopf, die Väter mußten
abwechselnd geweckt werden. »Manchmal glaube ich, für ihn gibt es überhaupt
kein Problem, mit dem er nicht fertig wird. Er ist überzeugt, es wird schon
irgendwie gehen — und dann geht es auch irgendwie.«
    »Bist du neidisch?«
    »Ja«, sagte Benedikt, den Arm um ihre Schulter
legend.
     
    Peter war mit seinen allgemeinen Hinweisen und
der Darstellung seiner Unterrichtsmethoden fertig und kam nun auf das Thema
Hausaufgaben zu sprechen:
    »Hierbei müssen wir drei pädagogisch notwendige
Aspekte betrachten, 1. Der Schüler muß lernen, sich zu konzentrieren. Das kann
er nur allein — zu Hause. 2. Er lernt nur durch Training und Routine. 3. Auf
sich gestellt, ist er gezwungen, selbständig zu arbeiten.«
    Er hörte hinter sich Fingerschnipsen und
unterbrach sich: »Ja, bitte?«
    Das war Herr Hiebler. »Entschuldigen, kann ich
mal austreten?«
    Seine Frau lief rot an.
    »Ja, bitte, bitte — «
    Hiebler flitzte gebückt aus der Klasse.
    Peter wandte sich wieder den Eltern zu.
    »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja:
Konzentration — Training — selbständiges Arbeiten. Hier ist der Punkt, wo
Schule und Elternhaus gemeinsame pädagogische Aufgaben haben.«
    Der eingeschlafene Herr Zwicknagel schnarchte so
laut, daß er Peter aus dem Konzept brachte. Frau Zwicknagel stubste ihn in
seine Weichteile. Frau Hiebler machte heimlich ihren in der Taille kneifenden
Rock auf.
    »Sie als Eltern sollten darauf achten, daß die
Kinder ihre Hausaufgaben an einem möglichst ungestörten Arbeitsplatz zu einer
bestimmten Tageszeit machen.«
    Bis hierher war er gekommen, als etwas an die
Scheiben bumste. Alle Eltern schauten zum Fenster. Peter auch. Da er stand, sah
er, was den sitzenden Eltern entging: Benedikts und Karlchens eilig
untertauchende Köpfe.
    In die Stille hinein hörte man leise ein
Scheppern von draußen, denn beim Absprung von der Tonne war Karlchen mit ihr
umgekippt. Dann hörte man nichts mehr.
    Die Pause nutzend, schlich sich ein Vater aus
der Klasse, Herr Zwicknagel war wieder eingeschlafen, und Peter beschloß,
seinen Vortrag zu beenden.
    »Bitte, wenn Sie dazu noch Fragen haben oder
sonst etwas wissen wollen —?«
    Eine Mutter meldete sich mit erhobenem Finger.
»Also ich möcht wissen, warum die Turnbeutel unten immer so dreckat sind.«
    Peter schaute betreten. Auf solche Fragen war er
nicht vorbereitet. »Weil — weil — «, setzte er an. Unvermutet kam ihm Frau
Zwicknagel zu Hilfe. »Das kommt, weil die Bänder zu lang sind. Soviel ich weiß,
müßte es doch einen Extrahaken für Turnbeutel an den Tischen geben.«
    Sämtliche Frauenköpfe verschwanden seitlich
unter den Tischen.
    Herr Zwicknagel, der inzwischen seinen Rausch
ausgeschlafen hatte, meldete sich fingerschnipsend.
    »Ja, Herr Zwicknagel, haben Sie eine Frage?«
freute sich Peter über die rege Anteilnahme.
    »Es handelt sich um den Trauerfall, von dem wir
gerade gekommen sind und welcher noch nicht beendet ist. Man erwartet uns.« Er
sah sich stimmensuchend um. Alle noch anwesenden Väter nickten heftig. Es zog
sie ins Wirtshaus zurück.
     
    Karlchen und Benedikt saßen auf der Mauer vom
Schulhof und sahen zu, wie die Eltern aus dem Gebäude strömten. Zwischen ihnen
ging Peter, Zwicknagels Pranke auf der Schulter.
    »Jetzt führen sie ihn ab«, sagte Benedikt.
    »Ins Wirtshaus«, vermutete Karlchen. »Aber nicht
ohne uns. Hallo, Peter!«
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als
stehenzubleiben und seine Freunde Herrn Zwicknagel vorzustellen. Leider hatte
er dabei keine Möglichkeit, ihnen zu sagen, was er von ihrem mißglückten
Fensterln hielt.
    »Die kommen natürlich mit«, beschloß Zwicknagel.
    »Natürlich kommen wir mit ins Wirtshaus«, sagte
Karlchen zu Benedikt und schloß sich dem Zug an, der den Marktplatz überquerte,
um wenig später in der überfüllten Gaststube zu landen.
    Resi kam den Heimkehrern — mit zwölf Bierkrügen
gut ausgelastet — entgegen: »Da seids ihr ja wieder. Das war aber ein kurzer
Elternabend.« Und trat vor ihnen durch die Saaltür mit der Aufschrift
»Trauerfeier Finkenzeller«.
    Die langen Tafeln waren nicht mehr vollständig
besetzt. An einem Tischende hatten sich mehrere Männer um den Bauunternehmer
Finkenzeller geschart, der gerade einen Witz zum besten gab, über den er selbst
am hellsten wieherte.
    Peter wandte sich an

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