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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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schon bayrisch«, stellte Peter
fest.
    »Wieviel Einwohner hat eigentlich
Berchtesgaden?« fragte Karlchen.
    »Warum? Ich denke, du rechnest deine Umsätze
aus.«
    »Ja. Pro Ort. Und dann vergleiche ich sie mit
der Bevölkerungszahl. Das ist ganz interessant. In Rosenheim zum Beispiel habe
ich sehr gut verkauft im Verhältnis zur Einwohnerzahl.«
    »Und wozu ist die Rechnung gut?«
    »So weiß ich genau, wieviel Einwohner auf einen
Milchtopf kommen.«
    »Karlchen macht Milchtopfmädchenrechnungen«,
grinste Benedikt und schob ein zurechtgeschnittenes Hölzchen unter seinen
Zeichentisch. Er setzte sich. Der Tisch wackelte noch immer. Benedikt
resignierte.
    »Das nennt sich nun Architekt«, sagte Peter, der
ihm zugeschaut hatte, »mach uns lieber einen Tee.«
    »Milchtopfmädchenrechnung«, ärgerte sich
Karlchen. »Ihr nehmt mich und meinen Job nie ernst. Wißt ihr eigentlich, was
ich täglich für Ärger habe? Allein mit manchen Einkäufern. Die gucken doch
nicht auf meine Muster, bloß auf meine Beine. Und Verträge wollen sie abends
mit mir machen — >bei einem Gläschen Wein<. Zu Hause wartet ihre Trude
mit den Kinderchen. Das hab ich gern —! Aber ich lass’ mich nicht befummeln
wegen einem Auftrag. Ich nicht!!«
    Unwillkürlich schauten beide Männer auf Karlchens
Beine.
    Stimmt. Karlchen hatte ja auch Beine. Und was
für welche!
    »Ihr denkt, ich hab’s leicht und bin immer so
fröhlich, wie ich tu«, fuhr sie fort. »Stimmt gar nicht. Ich bin sehr allein.
Herr Müller-Mallersdorf ist tagelang meine einzige Ansprache. Nicht gerade
ergiebig, so ein Depp. Aber interessiert euch das überhaupt? Wahrscheinlich
denkt ihr gar nicht über mich nach. Wenn ich da bin, ist es gut, wenn ich
wieder fort bin, ist das auch kein Malheur. Wahrscheinlich sollte ich mal eine
Weile nicht mehr kommen...«
    »Karlchen, was bezweckst du eigentlich mit
deinen Vorwürfen?« erkundigte sich Benedikt.
    »Daß ich nicht dazu komme, mich zu
konzentrieren«, stöhnte Peter. »Und dabei habe ich morgen Elternabend.«
    »Morgen schon?« Darüber vergaß sie ihr
Selbstmitleid. »Ist es dein erster? Worüber willst du reden?«
    »Wenn ich das wüßte!«
    Peter stieß mit dem Bleistift auf den
fingerschnippenden Benedikt: »Bitte, Kreuzer.«
    »Ich war mal auf einem Elternabend mit meiner
Schwester.«
    »Du hast eine Schwester?« interessierte sich
Karlchen. »Hast du ja noch gar nicht erzählt!«
    »Ist auch nicht so wichtig.«
    »Und die hat Kinder? Wie viele denn?«
    »Ein Mädchen und — noch ein Mädchen.«
    »Also zwei Töchter«, stellte Peter ungeduldig
fest. »Wo? In Berlin?«
    »In Kladow draußen.«
    Karlchen hingerissen: »In Kladow! Da habe ich
einen Onkel mit einer Bootswerft und meine erste Liebe kennengelernt. Kennst du
zufällig einen Hotte Kowalski, Benny?«
    Peter hatte stumm und zunehmend nervös zugehört.
Jetzt reichte es ihm. »Und was war nun auf dem Elternabend?«
    Karlchen, tief in Gedanken an Hotte Kowalski:
»Was für ’n Elternabend?«
    »Stinklangweilig war’s«, sagte Benedikt. »Nicht
mal rauchen hat man dürfen.«
    »Und
worüber hat der Lehrer gesprochen?«
    »Weiß
ich nicht mehr.«
    »Vielleicht sollte ich über Lernzielbestimmung
reden oder fachlich artikulierten Sachunterricht«, überlegte Peter.
    Karlchen verstand Bahnhof, aber Ben stimmte ihm
grinsend zu: »Au ja, davon erzähl mal. Das interessiert die Nebeler Eltern
bestimmt.«
     
    Am nächsten Nachmittag fuhr Benedikt zu dem
Wiesengrund, auf dem die neue Schule erstehen sollte. Mit dem Plan in der Hand
schritt er das Grundstück ab, stolperte auch mal über rostigen Müll und machte
sich Notizen.
    Vom Ort her tuckerte Gumpizek auf seinem Mofa
heran, bremste rasant, stieg ab und kam auf ihn zu.
    »Grüß Gott, Herr Architekt.«
    »Ach, Herr Gumpizek. Guten Tag.« Benedikt nahm
seine Abschreitung wieder auf. Gumpi folgte ihm ehrfurchtsvoll.
    »Werden S’ mitmachen bei Wettbewerb?«
    »Ja.«
    »Und haben S’ alles schon vor geistige Auge?«
    »Beinahe.«
    Er kam näher. »Auch Wohnung von Hauswart?«
    »Wie hätten Sie die denn gern?«
    »Nicht so modern. Mehr eher gemitlich — kleine
Kammer, große Kiche.«
    »Ich werde es mir notieren.«
    Vom Ort her wehte der Wind ein paar Fetzen
getragener Blasmusik herüber. Benedikt sah Gumpi fragend an.
    »Was ist denn da los? Schützenfest?«
    »No — wissen S’ nicht, Herr Architekt? Is heute
Beerdigung von Bruder von Bauunternehmersgattin Finkenzeller, was zweite Sohn
is von Nebelbrauerei. Noch

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