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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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mehr ihren Arger. »So ein kleines Biest!«
    »Karlchen ist kein Biest, im Gegenteil, sie ist
ein Schatz«, widersprach Benedikt.
    »Ein
kleiner, biestiger Schatz«, korrigierte sich Anna, einen Marmeladenklecks von
ihrer Bluse wischend. »Nach dem Frühstück fahre ich.«
    »Daß
ihr Weiber euch nicht vertragen könnt«, schimpfte Peter.
    Auch seinen Überredungskünsten gelang es nicht,
Annas vorzeitige Abreise zu verhindern.
    »Wenn ich fort bin, ist hier wieder Ruhe, glaubt
mir.«
    »Wenn du fort bist, bricht hier wieder der
Hinterwald aus. Bleib noch. Laß uns noch ’n bißchen Glanz in unserer Hütte.«
    »Sinnlos, Peter. Besucht mich lieber mal in
Berlin. Ihr könnt beide bei mir wohnen. — Kommt wirklich, hört ihr? Du hast
doch bald große Ferien.«
    Oh, Anna verstand es, ihre Abreise als ein Opfer
aus Vernunftsgründen hinzustellen. Die Klügere gibt nach.
    Somit hatte Karlchen zwar erreicht, was sie
wollte — sie mußte Anna nicht mehr begegnen. Aber gesiegt hatte sie nicht, im
Gegenteil, sie hatte sich schlecht benommen und ihre Kompetenzen überschritten.
Schließlich war sie hier genauso Gast wie Anna Mallersdorf und ohne Rechte auf
Benedikt oder auf Peter.
    Die beiden behandelten sie noch immer
freundlich, aber zurückhaltend — ohne die gewohnte Herzlichkeit. Am besten wäre
sie auch abgereist, aber noch war sie ohne Auto. Der Kombi sollte erst am
Mittwoch fertig sein, übrigens ein Tag, an dem von vornherein der Wurm drin
war.
     
    Zuerst verschliefen alle drei, sie hatten
vergessen, ihren Gockel »aufzuziehen«. Dadurch kam Peter zu spät in die Schule.
Ausgerechnet in der ersten Stunde wollte er eine Biologiearbeit schreiben
lassen. Den Lärm hörte er schon von weitem.
    Christl
Schäfer verließ gerade seine Klasse, als er in langen Sprüngen durch den
Korridor setzte. »Ich hab versucht, sie zu beruhigen — es war hoffnungslos. Das
ist nun deine brave Sechste.«
    »Bei mir schon.«
    »Ja, bei dir«, sagte Christl verärgert. »Du
eignest dich ganz gut zum Dompteur. Deine Schüler sind so dressiert, daß sie
dir parieren und den Rest beißen.«
    »Erstens dressiere ich nicht«, widersprach er
entschieden, »und zweitens — wer hat dich wo gebissen?«
    »Gebissen nicht, aber beschossen haben sie mich
— mit ’m nassen Lappen.«
    »Das wundert mich. So kurz vor den Zeugnissen
benehmen sie sich sonst ganz entzückend. Der Sommerblühn hat gestern ein Knabe
die Tür aufgehalten. Stell dir mal vor!« Er berührte verabschiedend ihre
Schulter. »Auf alle Fälle danke, daß du nach ihnen geschaut hast. Bis nachher —
«
    Der Lärm in der Klasse versiegte in einem
enttäuschten »Oooch« darüber, daß er doch noch gekommen war und die Aufgaben
für die Biologiearbeit verteilen ließ. Sie hatten gehofft, daß sie ausfallen
würde.
    Anschließend war Turnen.
    Beim Antreten und Abzählen fehlten Zwicknagel
und Hieberl. Ausgerechnet diese beiden, denen man beim ersten Hinsehen einen
Reinlichkeitsfimmel am wenigsten zugetraut hätte, waren noch im Waschraum und
schrubbten an ihren Armen und Beinen herum.
    »Aha«, ahnte Peter, der sie holen kam, »ihr
kriegt eure Spickzettel für die Bioarbeit nicht ab. Laßt doch mal sehen — « Er
fing Fonsäs Arm ein. Auf seiner Unterseite konnte er noch »Hering —
Salzwasserfisch« entziffern.
    »Aber in der Klassenarbeit sind sie nicht
vorgekommen, Herr Lehrer!« erinnerte Fonsä.
    »Dein Glück.« Peter wandte sich Berti zu, der
vorbeugend versicherte: »Ich hab bloß die Lachse auf’m Bein, ich schwör’s, Herr
Melchior!«
    Da sollte nun einer ernst bleiben und den Lehrer
heraushängen und hatte es doch früher genauso gemacht. Aber — Peter hatte sich
nicht erwischen lassen. Nur fürs Erwischtwerden wurde man bestraft.
    Eine feine Moral war das.
    »Fonsä, du schreibst mir einen Hausaufsatz über
den Hering und Berti über die Lachse — zwei Seiten lang, bis morgen,
verstanden? Und nun raus mit euch — «, scheuchte er sie vor sich her in die
Turnhalle.
     
    Am selben Abend korrigierte Peter am großen
Küchentisch die Biologiearbeiten. Karlchen hatte den Hund zwischen den Knien
und suchte ihn quadratzentimeterweise ab.
    »Lumpi hat Flöhe. Die hat er sich von den Igeln
geholt.«
    »Was für Igel?« fragte Benedikt, der einen Brief
schrieb. »Haben wir welche?«
    »Bestimmt.
Sonst hätte Lumpi ja keine Flöhe.«
    Peter
haute den Kugelschreiber auf den Tisch. »Mannohmann! Das darf nicht wahr sein!«
    »Stören
wir dich?«
    »Das sowieso. Daran bin ich

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