Drei Tage voller Leidenschaft
Rubel, und ich gebe ehrlich zu, daß ich nichts dagegen habe, sie von dir anzunehmen, lieber Nikki, da du dir das doch locker leisten kannst.«
»Verdammt!« explodierte Nikki plötzlich. »Ich bin nicht von der Wette zurückgetreten. Ich finde nur, daß du eine andere Frau aussuchen solltest.«
»Tut mir leid, Nikki, du sagtest, es sei meine Wahl, und das ist meine Wahl«, sagte Iljitsch und deutete mit dramatischer Geste auf die zierliche Gestalt am anderen Ufer, die sich in keiner Weise der Aufmerksamkeit bewußt war, die sie auf sich zog, und daß ihre Tugend der Gegenstand von Interesse und Debatte unter völlig Fremden war.
Als Nikki erkannte, daß es sinnlos war, sich dagegen aufzulehnen, gestand er mit seinem typischen Charme Iljitsch den Sieg zu.
»Ich muß schon sagen, da mache ich mich am besten gleich an die Arbeit. Es ist nie zu früh, anzufangen.« Dann lächelte er, bereits halb belustigt und sich auf den Flirt freuend. Für Nikki existierten Hindernisse nur, um ausgeräumt zu werden. Er fegte alle Einwände hinweg, die furchtsamere Männer in die Knie zwingen und vernünftigere und klügere zu einem vorsichtigen Abwägen bringen würden.
»Überleg es dir, Nikki«, warf nun der junge Aleksej ein. »Das ist nicht recht. Dein Vater, verlaß dich drauf, würde das völlig inakzeptabel finden. Wenn er nun von der Sache Wind bekommt?«
»Mit ein bißchen Glück wird Vater nie was davon erfahren«, erwiderte Nikki gelassen auf den Einwand seines Vetters. »Die Frau wird wohl kaum dazu neigen, die Sache zu verbreiten, und wir können alle gut den Mund halten.«
Wenn Nikki sich einmal entschieden hatte, war er gewöhnlich von nichts mehr abzubringen – außerdem standen immerhin fünfzigtausend Rubel auf dem Spiel. Obwohl er das Geld persönlich nicht gerade nötig hatte, würde es für sein Lieblingsprojekt nützlich sein, seine Kavallerietruppe besser auszurüsten. Sein Trupp übertraf bereits alle anderen an Pracht, und die Ausstattung seiner Männer und Pferde mit extravagantem Zierrat erfüllte ihn mit großem Stolz – doch die persönlichen Ausgaben waren astronomisch. Er dachte an das neue Zaumzeug, das man mit fünfzigtausend anschaffen konnte: Die Zügel aus dunkelblauem Leder mit Silberbeschlag bei Neimeyers hatten seine Aufmerksamkeit schon vor einer Woche erregt. Nach ein paar Augenblicken hatte sich Nikki außerdem überlegt, daß die Wette nicht so unerreichbar war, wie er zunächst gedacht hatte. Seine zunehmende Erregung über diese ungewöhnliche und pikante Abwechslung reichte aus, um alle leichten Vorbehalte auszuräumen, die er vielleicht gehegt hatte.
Als die Entscheidung getroffen war, stellte sich Nikki allen Vorstellungen furchtlos. Er betrachtete die Welt so, als sei sie nur zu seinen Vergnügungen da, und daher mußten seine sämtlichen Neigungen, egal wie ungewöhnlich, befriedigt werden.
Nikki stand auf und starrte mit berechnendem Blick über den schmalen Fluß. Halb in Gedanken murmelte er: »Na, das müssen wir genau abwägen, diese Kunst der Verführung. Du mußt schlicht sein, aber nicht zu schlicht, geschickt glaubwürdige Zärtlichkeiten mit Finesse murmeln und höflich lächeln, wenn du so tust, als würdest du das nehmen, was in Wirklichkeit bereitwillig gegeben wird. Es versteht sich, daß man nicht allzusehr von Skrupeln behindert sein sollte.«
»Das ist vielleicht alles schön und gut in der Gesellschaft, in der du dich bewegst, Nikki«, erwiderte Tschernow, »wo jeder die Kegeln der Liebesspielchen kennt und nur selten von der vorgeschriebenen Formel abweicht, aber bei Forseus’ Gattin hast du es meiner Meinung nach mit einer Frau zu tun, der solche ›Nettigkeiten‹ völlig unvertraut sind.«
»Ich weiß aus glaubwürdigen Quellen«, bemerkte Iljitsch nun fröhlich und leicht anzüglich, »daß sie noch nie in einen Skandal verwickelt war.«
»Bisher war sie in noch keinen Skandal verwickelt«, gab Nikki ohne Humor zurück und ging mit einer nachlässigen Abschiedsgeste auf den Fluß zu.
So wurden diese eleganten, gelangweilten, rastlosen jungen Burschen in ein Abenteuer verwickelt, das einen Hauch von Frische und Vitalität in ihre trägen Tage brachte. Die aufsteigende Energie des Zeitalters hatte ihre hohen prinzlichen Einkommen bereits ohne eigenes Zutun verdoppelt. Es drückte sich in den Worten eines zeitgenössischen Chronisten aus: »Vom Luxus abgestumpft, entnervt von der Leichtigkeit des Lebens, von Belustigungen schal geworden.«
Was das
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