Drei Tage voller Leidenschaft
Objekt dieser Verführung anging, die Abwechslung für die unruhigen jungen Paradiesvögel, so war Alisa, die junge Frau des alten Kaufmanns Forseus, völlig ahnungslos. Sie kannte allerdings die bewußte Grausamkeit und Kälte eines Mannes (niemand, der sechs Jahre mit Waldemar Forseus zusammengelebt hatte, blieb mit dem Bösen unvertraut), aber sie war völlig ahnungslos und ungewohnt darin, freundliche Worte von einem Mann zu hören, der das Spiel der Verführung betrieb. Einer Erziehung aus Büchern, gleich wie ungewöhnlich breitgefächert sie sein mochte, mangelte es stets an den nötigen Informationen, die einem echte Lebenserfahrung bringt. In den feinsten Kreisen der Petersburger Gesellschaft hatten Liebeständelei und Flirts den Status und die Perfektion einer hohen Kunst erreicht, und Nikki hatte seine praktischen und ästhetischen Fertigkeiten im Laufe der Jahre zu einer Kunst verfeinert, die er virtuos beherrschte.
Da stehen wir also vor einem uralten Gegensatz: Die natürliche, unverdorbene junge Frau begegnet dem Meisterverführer, der seine Kunst perfekt versteht.
Nikkis Karriere in Liebesbeziehungen hatte ernsthaft begonnen, als er knapp siebzehn war, und diese erste Episode hatte ein paar katastrophale Narben hinterlassen.
Eines Nachmittags, vor sechzehn langen Jahren, als er Maman auf einer ihrer zahllosen Visiten als gehorsamer Sohn begleitete, war das geübte Auge einer von Mutters Freundinnen auf ihn gefallen. Er hatte fast das Klicken in Gräfin Plentikows hübschem Kopf gehört, als ihr zum ersten Mal auffiel, daß sich der ernsthafte, grüblerisch verschlossene, dunkel-romantische Junge zum Mann gemausert hatte.
Selbst mit siebzehn war Nikki schon beeindruckend: Fast einen Meter neunzig groß, schlank, mit noch ungelenkem Knochenbau, muskulösen Schultern, schmaler Taille und noch schmaleren Hüften. Seine mürrische Unbeholfenheit, die unter den widersprüchlichen Tiefen seiner Jugend hervordrängte, hatte die Gräfin plötzlich gereizt. Mit dem Auge einer Expertin für männliche Schönheit hatte Soronina den vielversprechenden jungen Körper eingeschätzt wie einen Deckhengst.
Gräfin Soronina kannte Nikki von Kindertagen an, und sie hatte mit ihren sechsunddreißig Jahren selbst zwei heiratsfähige Töchter. Sie war immer noch eine ungewöhnlich schöne Frau: schlank, zierlich, mit goldenem Haar, die Figur hatte sich gehalten, ihre zarte, helle Haut war perfekt, aber es dauerte immer länger, diese Schönheit so zu präsentieren. Wie die meisten Patrizierinnen ihrer Klasse hatten Graf und Gräfin Plentikow sich schon seit Jahren angewöhnt, einander zu betrügen, übersahen aber höflich und in stillschweigendem Übereinkommen die zahlreichen Fehltritte des jeweils anderen. Graf Plentikow verbrachte mehr Zeit auf dem Land oder in Europa als in Petersburg, und dieses Arrangement war zur beiderseitigen Zufriedenheit. Soroninas silberweißes boudoir war Szene vieler stürmischer Begegnungen gewesen, weil eine ganze Reihe von Männern ihr als eine der bestechendsten Schönheiten ihrer Kreise amouröse Ehren erwiesen.
Nikki hörte an diesem ersten warmen Sommernachmittag geistesabwesend dem albernen Geplauder und den trivialen Bemerkungen zu, die über Soroninas volle rote Lippen plätscherten. Er gab die obligatorischen Antworten mit leicht abweisender Miene, denn er ließ lieber den Blick über ihre üppigen Kurven gleiten und stellte sich ihren weichen Körper unter seinem vor.
Nikki war mit siebzehn keineswegs bereits der verführerische Liebhaber, aber auch nicht gänzlich ungeübt. Und Soronina bot ihm eindeutig mehr an als nur Sherry und Madeleines, während sie in eine Unterhaltung vertieft in einer Ecke ihres Salons saßen. Seine Mutter warf ihnen während dieser Visite gelegentlich einen Blick zu, weil ihr bewußt war, worauf Soronina es angelegt hatte, ergab sich aber dem Unvermeidlichen. Ein halbes Leben lang hatte Soronina die verführerische Macht ihres Körpers eingesetzt und war noch nie daran gescheitert, diesen Einfluß erfolgreich auszuüben. Nikki in diesem Fall war mehr als nur bereitwillig.
Und so begann ein langer Sommer voll süßen Deliriums für sie beide. Die Zärtlichkeit brachte ihn um Sinn und Verstand, sie hatten etwas Einzigartiges miteinander, etwas, das beiden kostbar war. Sie brachte ihm viel über Frauen und die Liebe bei und ließ sich von ihm bittersüße Erinnerungen an eine rohe, unbeherrschte, jugendliche Leidenschaft schenken. Er war für sie
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