Drei Tage voller Leidenschaft
auf und ab stampfte. Dieser verdammte, unverschämte Kerl! Er würde nun nicht länger darauf warten, bis Nikki zu Verstand kam. Alisa hätte von der Hand dieses Irren Forseus leicht sterben können.
Ich habe lange genug gewartet und Zeit verschwendet, während er nur an sein amusement denkt, murmelte der alte Herr ungeduldig. Ich habe ihm sogar meinen ersten Wunsch nach einem legitimen Erben und Enkel erklärt, wütete er. Ich brauche doch keine Bitten zu stellen. Er wird mir gehorchen, tobte er.
Prinz Michail stampfte aus dem Arbeitszimmer und brüllte nach seinem Anwalt, seinem Sekretär und seinen finnischen Spurensuchern. »Ich will sobald wie möglich eine Audienz mit Alexander«, befahl er seinem Sekretär kurz angebunden. »Alisa soll geschieden werden, noch ehe die Sonne wieder untergeht. Hol meinen Anwalt. Er soll Forseus von der Scheidung unterrichten und ihm eine hübsche Summe als Trostpflaster anbieten«, bellte er.
»Johanos …«, wandte er sich den Leiter seiner Spurensucher. »Geh hinauf nach Mon Plaisir und bring ihn zurück. Ich will Nikki hier sehen. Es ist mir egal, wie du das anstellst. Ich schreibe ihm einen Brief und informiere ihn über meine Wünsche, während du die Pferde sattelst.«
Dann drehte sich Prinz Michail um und verschwand in seinem Arbeitszimmer, während Johanos aus der Tür rannte und nach seinen Gefährten rief. Nach wenigen Minuten saß eine ganze Truppe Spurensucher im Sattel und preschte aus dem Hof hinaus, während Prinz Michail immer noch kreuzwütend in der Halle auf und ab marschierte.
Da kam Prinzessin Kaisa-Leena die Treppe herabgeeilt, geweckt von dem Lärm und dem Schreien. »Was ist denn los, Mischa?« wollte sie atemlos wissen, als sie in seinem wutverzerrten Gesicht nach einer Antwort suchte.
»Dieser verdammte Sohn, der ist an allem schuld«, brüllte der Prinz. »Er kommt heim. Dann wird er bald weniger unverschämt sein. Bei Gott!« Er schilderte ihr in knappen Worten seinen Plan und entfernte sich dann immer noch fluchend.
Kaisa-Leena seufzte resigniert. Sie konnte sich den aufgebrachten Haushalt lebhaft vorstellen. Vater und Sohn, beide mit unbezähmbarem Temperament, die sich gegenseitig an die Kehle sprangen. Sie mußte sich alle Mühe geben, die beiden zu beruhigen, aber sie fragte sich, ob sie diesmal dabei wohl viel Erfolg haben würde.
Vierzehntes Kapitel
Der zögernde Bräutigam
Drei Tage später stand Nikki in der Bibliothek von Mon Plaisir und hielt den Brief seines Vaters in den Händen. Er hatte mit wachsendem Entsetzen die kurze, knappe Botschaft überflogen.
»Alisas Scheidung wird vom Kaiser ›beschleunigt‹ 10 , um deine Hochzeitspläne zu fördern. Sei bitte so freundlich, sofort zurückzukehren. Meine Spurensucher werden dir dabei behilflich sein.«
»Behilflich sein – zum Teufel«, knirschte Nikki mit dem Anflug eines Lächelns. Wenn sein Vater das Wort ›Bitte‹ benutzte, wahrte er nur den Anschein von Höflichkeit. Die Andeutung, daß Zwang dahinterstand, war offensichtlich, denn als Nikki aus dem Fenster blickte, sah er fünfzehn Männer absitzen und sich nach dem harten Dreitageritt die Beine vertreten.
Er hätte niemals geglaubt, daß sein Vater den Mut oder die Rücksichtslosigkeit besitzen würde, ihn herumzukommandieren, und hatte sich in seinem Paradies hier oben im Norden recht sicher gefühlt. Doch da hatte er es – eindeutig, klar und direkt: Er mußte heiraten.
Er seufzte und ließ sich in einen weichen Ledersessel fallen, fuhr sich mit der Linken über die Stirn und spürte die leichten Schweißperlen, als er an die Pläne seines Vaters dachte. Nikki hatte diese zärtliche Falle schon ein halbes Leben lang erfolgreich gemieden und fand sich in dieser Kunst recht gut. Nun konnte er erkennen, daß es ihm bisher nur gelungen war, weil sein Vater es geduldet hatte.
Lieber Gott, er hatte nicht die geringste Neigung, den Rest seines Lebens mit dem Gouverneur von Archangelsk Schach zu spielen. Er kannte die Warnung seines Vaters über seine Zukunft auf den Gütern in Sibirien, und daß dies beileibe keine leere Drohung darstellte.
Er stand also kurz vor dem Sprung in eine Ehe, und man konnte leicht erkennen, was sich aus dieser scheinbar harmlosen Abwechslung alles ergeben konnte. Am liebsten würde er Iljitsch den Hals umdrehen. Aber er liebte Alisa, und vermutlich auch auf eine Weise, die nicht ausschließlich fleischlich war. Er war sich auch ziemlich sicher, daß sie Gefühle für ihn hatte.
Es hatte
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