Drei Tage voller Leidenschaft
Appetit auf Sinnesfreuden reizten Nikkis müde Sinne. Sicher wäre er ein Narr, sich solche Freuden zu verweigern, die Alisa ihm bot. Sie war das reizendste, bezauberndste Gegenmittel zur Langeweile und dem Überdruß, die gedroht hatten, ihn zu verschlingen.
Nikki hatte im Laufe der Jahre vorsichtig und skeptisch stets vermieden, daß sich eine Beziehung länger ausdehnte, indem er die verheirateten Frauen seiner Klasse bevorzugte, die bereits rechtlich gebunden waren, oder aber teure Kurtisanen und Schauspielerinnen, die leicht mit großzügigen Geschenken und Geld zufriedenzustellen waren. Er mied selbst vorübergehend die Verpflichtungen, die eine dauerhafte Bleibe mit sich brachte. Nikkis stolze Unabhängigkeit hatte alle Versuche überdauert, ihn einzufangen, und Frauen, die ihn hartnäckig verfolgten, waren ihm stets ein Greuel gewesen. Wenn ihn eine heißblütige Frau belagerte, wurde er sehr kühl und distanziert. Aber wenn er Alisa in einem hübschen, bequemen Stadthaus einrichtete, würde ihm das eine höchst amüsante Abwechslung bieten.
Eines Nachmittags lag Alisa eng an Nikki gekuschelt und wanderte schläfrig wieder zurück in das Idyll ihrer Gedanken und Erinnerungen. Da sagte er leise: »Heute ist unser letzter Tag hier im Jagdschlößchen. Ich habe heute morgen eine Nachricht bekommen, daß ich Sonntag wieder bei den Chevalier Gardes des Kaisers erscheinen muß. Du mußt mit mir kommen. Pack heute abend alles, was du brauchst. Ich schicke morgen früh meine Kutsche vorbei.«
Alisa wünschte, sie hätte es mißverstanden, wußte aber, daß das nicht der Fall war. Nikki hatte einfach gesagt: ›Komm mit mir‹, als sei es die natürlichste Sache der Welt – nichts weiter, kein Versprechen, keine Zusicherungen. Sie war also für ihn nichts weiter als eine weitere Frau einer bestimmten Klasse.
Das Glück, daß er sie wollte, wurde von Schock und Entrüstung überlagert. Aber was sie am meisten schockierte, war für sie, die Tochter eines Landadligen, aus gutem Hause und gebildet, daß sie aus ganzem Herzen wünschte, ihr Gewissen und die Vorstellungen ihrer Eltern mißachten zu können, um einfach zu antworten: »Ja, ich komme mit dir.«
Wenn sie nicht eine Tochter hätte, die ein Recht auf ein normales Leiben hatte, wäre sie sogar noch stärker versucht gewesen, einfach ja zu sagen.
Mit einem unglücklichen Seufzer erinnerte sich Alisa daran, daß sie ja gewußt hatte, daß alles sein Ende finden würde, wenn Forseus wieder nach Hause kam. Dieses ›nette Zwischenspiel‹ (was für ein täuschend harmloser Begriff für den Sturm in ihrem Herzen!) hatte lediglich ein paar Tage eher geendet als sie es erwartet hatte.
»Ich kann nicht«, antwortete Alisa leise.
Nikkis Zufriedenheit zerbrach von einem Moment zum nächsten.
»Warum nicht?« fragte er leicht gereizt, weil er nicht an Ablehnung gewohnt war.
»Ich habe eine Tochter«, lautete die direkte Antwort.
Nikki zögerte einen Moment. Sicher, daran hätte er denken sollen – wie hieß das Kind noch? Es fiel ihm nicht ein. Ein Mädchen, hatte sie gesagt. Nach kurzem Schweigen antwortete Nikki entschieden: »Bring sie mit.«
»Nein, das kann ich nicht«, war Alisas Antwort.
Nun war Nikki hellwach und fragte verblüfft: »Und warum nicht? Du bekommst ein Haus, so groß du es gerne willst. Ich stelle eine Kinderfrau und eine Gouvernante ein. Eine englische, denn das scheinen alle heutzutage zu wollen. Siehst du, schon erledigt«, meinte er zufrieden.
Warum konnte sie nicht einfach ja sagen? Nikki war so gut zu ihr, und Gott wußte, daß sie nach all den elenden Jahren ein bißchen Glück verdiente. Warum konnte sie nicht einfach ja sagen? Auch wenn Nikki ihrer überdrüssig wurde, wußte Alisa, daß seine Großzügigkeit es nicht zulassen würde, daß es ihr schlecht ging. Sie wollte ihn von ganzem Herzen. Doch die Regeln ihres Lebens hielten sie im Griff.
»Nein, Nikki, das ist nicht gut genug«, erwiderte Alisa leise und traurig.
In Nikki stieg die übliche Wut auf. War sie auch wie alle anderen? Wartete auf ein höheres Gebot – mehr Geld, Schmuck, vielleicht ein üppigeres Haus, edle Pferde und Kutschen? Hatten ihn ihre ungekünstelte Ehrlichkeit und Unschuld getäuscht?
Er glaubte es nicht, aber es mußte doch so sein. Er würde ihren Preis bezahlen, falls er nicht zu hoch ausfiel. Er wollte sie, und verdammt, beim Glücksspiel verlor er auf einen Schlag oft hohe Summen. Sicher konnte er sich ihren Preis leisten.
»Sag mir, was du
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