Drei Tage voller Leidenschaft
großzügigen Lettern.
»Wenn Du nicht in vierzig Minuten auf die Wiese kommst, um mich dort zu treffen, werde ich zu Dir reiten, um Dich zu sehen.«
Unterzeichnet war dies mit einem schlichten ›N‹.
»Oh, mon dieu!« Der Kutscher hatte wohl zwanzig Minuten auf den Nebenstraßen gebraucht, um herzukommen. Daher blieben ihr kaum zwanzig Minuten, um sich anzukleiden, mit dem Kutscher zu reden und den Weg zur Wiese zurückzulegen, sonst würde Nikki auf ihrer Schwelle erscheinen.
»Maria, rasch, such mir ein Kleid aus. Wenn ich fort bin und die Diener Fragen stellen, sagst du, ich bringe Madame Niemis neuem Baby Decken und Essen. Leg mir die Babysachen in den Korb. Ich gehe auf dem Rückweg bei ihr vorbei. Schnell, ich habe nicht viel Zeit!«
Innerhalb von fünf Minuten war Alisa angezogen und eilte die Treppe hinab. Als sich die ersten Diener im Haus zu regen begannen, schloß sich lautlos die Tür hinter ihr.
Alisa rannte die Auffahrt hinab bis zur Kurve, wo der Kutscher Gott sei Dank immer noch wartete. Außer Atem keuchte sie: »Sie müssen sofort zu Prinz Kuzan zurückkehren.«
»Das kann ich nicht, Madam. Ich habe Befehl. Ich muß diese Dinge unbedingt an Madame Forseus persönlich abliefern.«
Alisa blickte sprachlos auf die Pracht in dem offenen Landauer, der die Kuzan-Insignien auf der Tür trug. Der glänzendpolierte grüne Lack und die grünen Samtpolster bildeten den idealen Hintergrund für die atemberaubende Pracht der riesigen, lavendelfarbenen und gelben Orchideen in Körben und Schalen. Orchideen bedeckten den Boden, nur unterbrochen von unzähligen Strohkörben, die perfekt reife Erdbeeren direkt aus den Gewächshäusern enthielten.
»Ich bin Madame Forseus und unterwegs zu Prinz Kuzan. Wenn Sie nicht sofort zurückkehren, wird er böse werden.«
»Ich weiß nicht, Madame. Prinz Kuzan hat mir ganz eindeutige Anweisungen gegeben«, erwiderte der Mann unsicher.
»Ich bin sicher, er ändert seine Meinung. Bitte, fahren Sie zurück!« flehte Alisa ihn nun panisch an.
Vielleicht tut er das bei diesem Anblick, dachte der Kutscher mit einem bewundernden Blick auf die atemlose, schöne junge Frau vor ihm. Er kannte Prinz Kuzans Neigung für schöne Frauen und hatte manche Nacht in Pelze gehüllt in einer Kutsche oder einer Troika darauf gewartet, bis der Prinz wieder aus dem Schlafzimmer einer Frau auftauchte.
»Nun gut, Madame«, stimmte er bei, fügte aber vorsichtig hinzu: »Wenn Sie versprechen, es Prinz Kuzan zu erklären.«
»Oh, das werde ich bestimmt«, beeilte sich Alisa dankbar zu versichern. »Danke.« Dann winkte sie ihm noch einmal zu und verschwand unter den nahen Bäumen.
Mit einem leisen Schnalzen und einem Ruck an den Zügeln wendete er den Landauer und fuhr denselben Weg zurück.
Alisa rannte durch den Wald, voll Angst, zu spät zu kommen. Würde er wirklich zu ihrem Haus kommen, um sie zu finden? Das wäre furchtbar! Bitte, bitte, laß ihn warten, betete sie stumm.
Dann tat ihr Herz vor schierem Glück einen Sprung: Sie würde Nikki wiedersehen!
Wenn du auch nur einen Jota Stolz in dir hättest, schalt sie sich sofort. Aber den hatte sie nicht, wenn es um Nikki ging. Sie wollte ihn von ganzem Herzen wiedersehen.
Alisa löste sich aus dem Schutz der Birken und betrat die Wiese. Noch lag der Tau wie eine funkelnde Spitzendecke auf dem Gras, und die frühe Morgensonne warf lange Schatten über die feuchte Wiese. Dann sah sie die hohe Gestalt Nikkis an einen Baumstamm gelehnt – unruhig und ungeduldig die Handschuhe gegen die Schenkel schlagend, während er mürrisch auf seine Stiefelspitzen starrte. Alisa blieb unvermittelt stehen, weil verwirrende Gefühle in ihr hochstiegen.
Nikki blickte bei dem leisen Geräusch ihrer Schritte auf und sah, wie Alisa zögernd am Rand der Lichtung stehengeblieben war. Ihr goldrotes Haar war wirr; lose Strähnen umringelten die rosig angehauchten Wangen. Ihre vollen Brüste wogten von dem eiligen Lauf durch den Wald. Ihr gelbes Kleid mit dem Streublümchenmuster war am Saum feucht vom Tau und klebte an ihren Knöcheln.
Dann trafen sich ihre Blicke.
Sie erkannte ein seltsames Gefühl in seinem Blick. War es Erleichterung? Dieser flüchtige Ausdruck verschwand im nächsten Augenblick. Nikki lächelte, trat vor und breitete sehnsüchtig die Arme aus. Alisa zögerte eine Sekunde, ließ dann den Korb fallen und rannte in seine Arme. Nikki umschloß sie fest und zärtlich.
»Danke, daß du gekommen bist«, murmelte er mit seltsam erstickter
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