Drei Tage voller Leidenschaft
Stimme in ihr Haar. »Verzeih mir«, fügte er leise hinzu und umschlang sie noch enger. Er vergrub sein Gesicht in ihren Locken, um tief ihren Duft in sich einzuatmen, ihr seidiges Haar, die süße junge Haut und die köstliche Festigkeit ihres schlanken Körpers an seinem zu spüren.
Während Alisa ihn umarmte, rannen Tränen der Freude über ihre Wangen.
In seinen Armen war sie vor dem Rest der Welt geborgen, sie wußte nichts mehr von Gut und Böse, Pflicht und Gewissen, war sich nur noch ihres überschwenglichen Glücks bewußt.
Für sie war die Welt auf einmal wieder voller Versprechen.
»Ich kann nicht lange bleiben«, flüsterte Alisa schließlich nervös.
»Ich weiß. Kann ich dich heute nachmittag sehen?« fragte Nikki heiser und dringlich.
»Ja«, antwortete sie und gab damit alle Gedanken an Anstand auf und ließ alle Vernunft außer acht.
»Um ein Uhr. Ich werde hier sein. Bis dahin werden mir die Stunden zur Hölle werden«, stöhnte er leise in ihr Ohr.
»Ich muß sofort gehen, Nikki« murmelte Alisa ängstlich.
»Ich begleite dich«, beharrte er, weil er sie immer noch nicht aus seinen Armen freigeben wollte, es nicht ertragen konnte, daß sie wieder ging.
»Nein, das darfst du nicht. Bitte. Wenn uns jemand sieht?« flehte sie und hob die Lider, um in Nikkis warme, goldene Augen zu blicken, in denen sich bereits wieder die Leidenschaft regte.
»Ich werde um ein Uhr bestimmt hier sein«, versprach sie.
Dann reckte sie sich auf die Zehenspitzen, fuhr sanft und mit bebenden Lippen über Nikkis Mund, entzog sich seinem Griff und floh, im Lauf den hingeworfenen Korb am Rand der Wiese mitnehmend, denn sie hatte noch etwas zu erledigen.
Fünftes Kapitel
Glückseliges Zwischenspiel
Schon lange vor ein Uhr wartete Nikki ungeduldig. Er sehnte sich danach, Alisa wieder zu umfangen und ihren warmen Körper an seinem zu spüren.
Als sie kam und ihn erblickte, hellte sich ihr Gesicht auf, wie er es erwartet hatte – keine Koketterie, kein Getue, nur ungekünsteltes, echtes Glück. Ihre wunderbaren violetten Augen glänzten vor Freude, ihr Blick war verstörend direkt.
Nikki ergriff ihre beiden Hände, betrachtete das lächelnde Gesicht, beugte den Kopf und küßte sie zärtlich auf die Nasenspitze.
»Was möchtest du heute tun?« fragte er dann fröhlich. »Es ist unser erster Tag zusammen. Komm in mein Jagdschlößchen. Ich habe alle außer den Dienern fortgeschickt. Mein Haus, meine Diener, mein Anwesen und ich stehen nur dir zur Verfügung.« Sein warmes Lächeln schien sie zu streicheln. »Alles, was ich habe, soll dein sein, alles, was du willst, will ich auch«, bot er mit unbekümmerter Großherzigkeit an.
Alisa blickte hoch in sein markantes Gesicht und errötete verschämt.
»Na, wenn du darauf bestehst, kommt das zuerst an die Reihe«, neckte er sie.
Das Musikzimmer, Nikkis Lieblingsraum, begeisterte auch Alisa sofort. Vor jedem gotischen Fenster gab es eine kissenübersäte Nische; die Wände und die Gewölbedecke waren mit einem Mosaik aus glänzendem Lapis, Gold und Ultramarin besetzt, das verschlungene Ranken, Blumen und Vögel darstellte. Es war atemberaubend schön.
Als sie Nikkis Salon betraten, starrte sie ein riesiges Porträt an – seine Mutter, gemalt von Winterhalter. Sie war klein, dunkelhaarig und schön und saß auf einem goldenen Sessel, den achtjährigen Nikki neben sich. Der Knabe war stämmig, mit geradem Rücken und von engelsgleicher kindlicher Schönheit. Auf einem Teppich vor ihnen lag sein Spielzeug verstreut. Beim Anblick des Kindes, das er einst gewesen war, durchflutete Alisa eine Welle der Zärtlichkeit.
»Deine Mutter war sehr schön«, sagte Alisa und betrachtete die Frau, wie sie Jahre früher gemalt worden war.
»Das ist sie immer noch«, stimmte Nikki zu. »Du mußt sie bald kennenlernen«, fuhr er mit fantastisch offener Selbstsicherheit fort.
»Oh, nein, das geht nicht!« protestierte Alisa verlegen.
»Unsinn. Maman ist Tziganin und betrachtet das Leben aus einer eher realistischen Perspektive. Sie wird dich anbeten, genau wie ich. Komm her«, sagte er dann ungeduldig. »Genug des Redens. Laß mich dich betrachten.« Damit zog er sie durch die Tür in sein Schlafzimmer, das seit der Rückkehr des Landauers in einen Hain aus Orchideen verwandelt worden war.
So begann der erste Tag einer Woche von Nachmittagen, die sie zusammen verbringen konnten. Es war ein Leben, das jede kostbare Minute nutzte: Zwei gleichermaßen von der Liebe besessene
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