Drei Tage voller Leidenschaft
Wesen, die warme Frühlingsstunden miteinander verbrachten und jeden Gedanken an die Zukunft vermieden. Besonders für Alisa war die Entscheidung, ihre Zukunft außer acht zu lassen, für das gegenwärtige Glück absolut notwendig. Nichts durfte diese wenigen Tage mit Nikki trüben.
Es war für sie beide ein wunderbares, leidenschaftliches, extravagantes Geschenk. Junge Liebende, verloren für die Welt, nur der Gegenwart des anderen bewußt. Sie gewannen jeder flüchtigen Stunde die köstlichsten Gefühle ab, jeder kostbaren Berührung, jedem Blick, jeder Zärtlichkeit. Ihre sexuellen Freuden waren einfach, altmodisch, natürlich – ein einzigartiges Band der Zuneigung verstärkte das Entzücken, wenn sie ihre Lust geradeheraus befriedigten.
Als erfahrener Liebhaber hatte Nikki schon vor langer Zeit die Freuden der Liebe am Nachmittag schätzen gelernt. Man war munter, da man gerade erst den Nachtschlaf beendet und sich mit einer leichten Mahlzeit gestärkt hatte. Körper und Seele waren frisch, vital, lebendig und nicht von stundenlangem Trinken oder Spielen erschöpft und abgestumpft, wie wenn man sich zu einem mitternächtlichen Rendezvous traf. Er hatte zwar nichts gegen spätabendliche Verabredungen, aber er wußte, daß er Frauen in den sanften Nachmittagsstunden leidenschaftlicher, heißer und ausdauernder lieben konnte.
Am zweiten Nachmittag fragte Alisa furchtsam, als sie in Nikkis zärtlicher Umarmung lag: »Meinst du nicht … ich meine … daß wir … Vorkehrungen treffen sollten?«
Nikki öffnete die Augen, hob den Kopf knapp aus den Kissen und antwortete schläfrig: »Pariser? Kondome? Die verderben einem das Vergnügen. Ich benutze nie welche.« Dann streichelte er ihr Haar. »Dir würde das auch nicht gefallen, meine Liebste.« Dann fielen seine Lider herab, und er schlief ein, sie fest an seinen harten Körper gepreßt.
Alisa wußte, daß sie das Thema um ihrer eigenen Sicherheit willen noch einmal anschneiden mußte. Aber sie wollte die restliche Zeit nicht verderben.
Nikki zog sie enger an sich, und so schliefen sie beide ein.
Wenn Nikki allein und fern von Alisa und ihrer stürmischen Leidenschaft war, sagte ihm sein Instinkt, daß er sich zu sehr engagierte, daß es kein weiterer lockerer Flirt sei, keine triviale Affäre, aber trotz seiner Vorbehalte stürzte er sich immer tiefer hinein. Er hatte seit Monaten nicht mehr so viel Spaß gehabt – vielleicht seit Jahren nicht mehr. Es war für ihn eine Zeit der tiefsten Zufriedenheit.
Auch Alisa lebte nur in der magischen, sinnlichen Gegenwart und ergriff jede Gelegenheit, das Ende dieser glückseligen Tage hinauszuschieben. Wenn doch die Zeit einfach stillstehen würde!
Sie weigerte sich, an die Zukunft zu denken, aber innerlich schrie sie auf, wenn ihr Gewissen sich unerwünscht regte und sich gegen diese Verdrängung wehrte. Sie verdiente doch ein bißchen Freude, nur den Vorgeschmack auf Liebe, sagte sie sich, und die meiste Zeit war sie auch einfach nur glückselig. Immerhin lebte sie bereits seit sechs Jahren wie im Gefängnis, und wer wollte ihr vorwerfen, daß sie nun sämtliche Ermahnungen ihres Gewissens und den Ruf der Pflicht ignorierte – wenn der charmante, gutaussehende Nikki ihre Sinne mit Entzücken und Glück erfüllte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas.
Nikkis Gedanken waren ungetrübt von solchen Debatten oder Unstimmigkeiten, denn Reuegefühlen hatte er schon lange als nutzlos und ermüdend den Abschied gegeben. Er hatte ganz einfach beschlossen, Alisa mit nach Petersburg zu nehmen, wenn er dorthin zurückkehrte, und ihr ein komfortables Haus am Quai des Anglais einzurichten. Wenn die Gegend gut genug war für die Geliebte des Zaren, dann war sie auch gut genug für seine. 4
Aber über diese selbstsüchtigen Wünsche dachte Nikki nie weiter nach und versuchte auch nicht, sich einzuschränken. Das war noch nie nötig gewesen. Alisa war entzückend, schön, lebhaft und intelligent (eine Eigenschaft, die Nikki in seinen Amouren bislang eher gemieden hatte). Aber ihre hervorstechendste Eigenschaft, ihre Hauptanziehungskraft für ihn, ihre faszinierendste Verlockung in dieser Woche der stürmischen Freuden war rein sinnlicher Natur. Diese Frau erregte ihn und schärfte seine abgestumpften Empfindungen zu neuen, exquisiten Höhepunkten. Ihre spontane Reaktion auf seine Lektionen in Sachen Liebe, ihre ersten versuchsweisen, dann aber immer sichereren Ausflüge in den Garten der Lust, ihr unverstellt heftiger
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