Drei Tage voller Leidenschaft
Prozession von Bediensteten ein. Zwei Diener schleppten eine riesige Keramikwanne, die mehrere andere mit dampfendheißem Wasser füllten. Stapelweise frische Handtücher wurden auf der Kommode abgelegt, und dann zog sich die Kavalkade ebenso leise wieder zurück, wie sie aufgetaucht war.
»Fühlen Sie sich wie Daheim, Madame«, sagte Nikki mit einer ausholenden Geste.
Alisa hätte das Angebot gern schnippisch ausgeschlagen, aber nach fünf Tagen in einer staubigen, schaukelnden Kutsche war die Verlockung eines warmen, entspannenden Bads zu groß. Ein suchender Blick durch den Raum verriet ihr, daß es weder ein Ankleidezimmer noch einen Wandschirm gab. Mit einem stummen Achselzucken fand sie sich damit ab. Sicher war es ein wenig spät, um sich mit Züchtigkeit und Sitten abzugeben. Sie streifte die hochhackigen gelben Ziegenlederschuhe aus und griff sich auf den Rücken, um die unzähligen Knöpfe zu öffnen, die das zitronengelbe Reisekostüm von oben bis unten verschlossen.
»Darf ich Ihnen meine Dienste als Zofe anbieten?« fragte Nikki, der inzwischen lässig an einem Bettpfosten gelehnt hatte.
»Danke, nein!« erwiderte Alisa scharf. »Ich komme schon allein zurecht.«
Ein paar Minuten später hatte sie trotz größter Anstrengung immer noch nicht die lange Reihe winziger Knöpfchen bewältigt. Nikki beobachtete ihre Verrenkungen mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel. Alisa blickte einmal auf, um ihm einen mörderischen Blick zuzuwerfen, worauf er sich rasch zusammennahm und sie in gespieltem Ernst ansah.
Ein paar Sekunden später meinte er: »Bitte, mein Liebling, akzeptiere doch meine Hilfe, sonst wird dein Badewasser unangenehm kalt sein. Da wir hier aufgrund von … Notwendigkeiten … ohne Diener auskommen müssen, bitte ich dich, unsere Differenzen zu vergessen und mir zu erlauben, dich in den folgenden Tagen zu bedienen. Der Gedanke, dich Tag und Nacht im selben Kleid zu sehen, macht mir wenig Freude.«
Wenn Blicke töten könnten, lachte er insgeheim, als er die beleidigte, vor Wut schwelende Frau vor sich betrachtete.
Alisa ließ sich nicht zu einer Antwort herab, sondern drehte sich lediglich um und bot ihm den Rücken dar. Ein paar Minuten und mehrere Flüche später, die Alisa beträchtlich aufheiterten, waren die winzigen Knöpfchen alle geöffnet.
»Mein Gott, Madame, diese höllischen Schlaufen sind sicherlich nicht für Männerfinger geeignet. Mir ist noch nie ein größeres Hindernis für die Liebe begegnet.«
»Wie ich Sie kenne, Sir«, erwiderte Alisa maliziös, »haben Sie sich doch noch nie von solchen Kleinigkeiten von der Lust abbringen lassen.«
»Das ist ein gewisses Dilemma für mich, das gebe ich zu, und mir bleiben auch nur zwei Möglichkeiten. Entweder liebe ich eine bekleidete Frau, oder ich schicke sie mit völlig zerrissenem Kleid nach Hause. Ersteres verabscheue ich aus Prinzip – es sei denn, ich bin sehr betrunken, denn es ist sehr grob. Letzteres verabscheue ich aus Vernunftgründen, denn Ehemänner und Diener neigen dazu, Kleinigkeiten wie ein zerfetztes Kleid zu bemerken, wenn eine Dame von einem Nachmittagsbesuch oder vom Kartenspiel zurückkehrt.«
»Gewiß, Sir«, konnte Alisa sich nicht verkneifen zu bemerken, »werden Sie es verstehen, wenn ich es schwierig finde, Sie als kultiviert oder vernünftig zu betrachten.«
Er fühlte sich zwar von Alisas scharfer Bemerkung nicht sonderlich gereizt, denn er hatte sie ja genau da, wo er sie wollte, nämlich unter seinen Händen, doch er spürte nun den unwiderstehlichen Drang, sich für die fünf Tage der Sticheleien auf der Reise gen Norden zu rächen und sie zu reizen.
»So grob vielleicht, chérie?« murmelte er herausfordernd und riß die Bänder von ihrem Unterrock, bis dieser auf den Berg aus zitronengelber Seide auf den Boden fiel.
Sie erstarrte.
»Oder so unvernünftig vielleicht, Madame?« flüsterte er und drehte sie langsam herum, bis sie ihn ansah. Dann glitt eine Hand von ihrem Arm auf die Rundung ihres Busens. Seine schlanken Finger fuhren zwischen ihre Brüste, umklammerten fest den Stoff von Hemd und Korsett, zerrten einmal kurz – und Seide und Spitze waren von oben bis unten entzweigerissen. Auch sie gesellten sich zu den bereits am Boden liegenden Kleidern.
»Noch ein paar provokative Bemerkungen, meine Liebe?« sagte er dann mit trägem Lächeln, während Alisa scharlachrot vor Schock in ihrem zarten, durchsichtigen Schlüpfer vor ihm stand. Dann lachte er leise und sagte: »Ich
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