Drei Tage voller Leidenschaft
oder die Pferde gewechselt hatten.
Ein Pferd war gestolpert – das mit der leichten Spur, das Alisa trug. Sie mußte aber wieder im Sattel sitzen, denn nun trug ein anderes Tier ihren leichten Körper. Sie holten die Flüchtenden langsam aber sicher ein. In diesem wilden, rücksichtslosen Tempo war das bloß eine Frage der Zeit.
Nikkis Gruppe ritt gegenwärtig Stryelet-Pferde, die man als letzte übrig behalten hatte, weil sie die Ausdauer für längere Strecken hatten, ohne jemals zu ermüden. Sie setzten auf die Tatsache, daß Forseus zur Nacht anhalten mußte, um zu essen und auszuruhen, gleich wie kurz, und Nikki würde wertvolle Zeit gewinnen, denn keiner in seinem Trupp dachte auch nur im Entferntesten an eine Pause. Nikki würde erst anhalten, wenn Alisa wieder in Sicherheit bei ihm war – oder – Gott, nein, daran wollte er nicht denken.
Er grub erneut die blutigen Sporen tief in die Flanken seines Tieres.
Um vier Uhr in der Frühe überkamen Nikki Wellen der Erschöpfung, doch er war hartnäckig entschlossen, wachzubleiben. Er durfte die Augen nicht schließen. Doch die Dunkelheit umfing ihn so wohltuend, und der Rhythmus der Pferde war so einschläfernd. War er kurz eingenickt? Mühsam riß er die Lider auf. Es würde nicht mehr lange dauern. Er mußte einfach wach bleiben. Sie flogen durch die samtige Nacht nach Süden; die dunklen tiefen Tannenwälder rasten nur so an ihnen vorbei.
Als der Himmel langsam heller wurde, wußte Nikki, daß Forseus nicht mehr weit vor ihnen sein konnte. Die Flüchtlinge hatten ja nicht den Vorteil frischer Pferde, und ihre Tiere waren sicher so erschöpft, daß sie zu kaum mehr als einem leichten Trab in der Lage waren.
In den grauen Frühnebeln erspähten Nikki und seine Spurensucher ihr Lager. Panisch suchte sein Blick das Tal nach Zeichen von Alisa ab. Endlich erspähten seine Augen ihr Kleid, das am Fuß eines Felsvorsprungs lag, und sein Herz hörte fast auf zu schlagen. Kam er zu spät? Hatte Forseus sie so geschlagen, daß er sie getötet hatte? Er erlebte schreckliche Visionen, wie sie in einer Blutlache lag und von dem Schrecken und der Brutalität der Entführung sein Kind verloren hatte. Er sprang vom Pferd und bückte sich, um das verlorene Kleid aufzuheben. Kaum vernahm er die Stimmen Arnis und Jukkos, die Forseus und seine Männer zum Aufgeben zwangen – und rannte weiter auf der Suche nach Alisa.
»Alisa!« schrie er wie von Sinnen und voll Unruhe. »Alisa …« Panik verkrampfte seinen Magen. Kein Zeichen von ihr. Dann hörte er ein Rascheln im Unterholz und fuhr herum, weil er Jukko herbeirufen wollte, damit er ihm bei der Suche helfen konnte.
Da sah er sie.
Sie war gefesselt und geknebelt. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Nur ein Hemd bedeckte ihre Blöße. »Alisa!« schrie er. Erleichterung durchfuhr seine Sinne. Er rannte auf sie zu, band sie rasch los und zog sie schluchzend in seine Arme.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er angstvoll.
Wortlos nickte sie an seiner Brust.
»Hat er … das Baby … bist du …?« Er konnte es kaum aussprechen, mußte es aber.
»Es war keine Zeit«, keuchte sie. »Gott sei Dank hatten wir keine Zeit.«
»Dein Kleid ist zerrissen, als ob … ich habe einen Teil davon gefunden.«
»Er hat mir befohlen, es vor seinen Augen auszuziehen. Als ich mich weigerte, hat er es mir heruntergerissen und mich dann gefesselt und geknebelt.« Die Worte stürzten nur so aus ihrem Mund, als könne sie die grausamen Erinnerungen dadurch loswerden. »Er saß da und hat getrunken und mich beobachtet, als würde er sich den nächsten Angriff schon ausdenken. Aber dann wurden wohl die Flucht und der Wein für ihn zuviel, und er ist eingeschlafen.« Sie schloß erschöpft die Augen.
Nikki küßte sie. »Es ist vorbei«, murmelte er. »Jetzt bin ich hier, und du bist wieder in Sicherheit …« Er glitt mit einer raschen Bewegung aus seinem Lederjackett und bedeckte ihre zitternden Schultern. »Warte hier«, flüsterte er. »Ich bin sofort wieder da.« Er wollte nicht, daß sie seine Rache an Forseus mitansah. Sie hatte schon genug erlebt, um Alpträume zu haben.
Den Stimmen seiner treuen Diener folgend stieß er auf die Lichtung mit dem Lager, wo die drei Männer vor den Gewehrmündungen Jukkos und Arnis standen. Nikki erkannte sofort die bösartigen Züge von Forseus.
Er konnte an nichts anderes denken, als den Mann zu töten, der ihm seine Geliebte fortgenommen hatte. Mit leiser, wilder Stimme stieß Nikki
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