Drei Tage voller Leidenschaft
Nikki«, versprach er feierlich. »Sie haben kaum mehr als vier Stunden Vorsprung und können mit Madame Forseus nicht so schnell reiten. Sie kann bestimmt keinen gestreckten Galopp aushalten.«
Nikki warf einen raschen Blick über die kleine Lichtung, auf der die Pferde versteckt gewesen waren, und schloß kurz verzweifelt die Augen. Es gab keinen Zweifel, wer Alisa entführt hatte, und nun schüttelte ihn die Erinnerung an Forseus’ grausamen Sadismus. Doch dann löste er sich entschlossen von diesen schrecklichen Bildern und rannte zurück zum Haus, wobei seine langen Beine Jukko und Arni mit Leichtigkeit zurückließen. Er befahl den Burschen, sechs Pferde zu satteln, kehrte dann rasch ins Haus zurück und erklärte der in Tränen aufgelösten Maria, was geschehen sei. Er ermahnte sie, Katelina nicht unnötig aufzuregen.
»Wir sind sicher in zwei Tagen wieder da. Erzähl Katelina, was du willst, um sie Laune zu halten.«
Dann schritt er in sein Arbeitszimmer und hob eine Winchester mit Elfenbeingriff aus dem Gewehrschrank. Es galt als das beste Gewehr der Welt. Er hatte es einst in Paris erstanden. Außerdem steckte er einen dienstbereiten belgischen Revolver ein, stopfte sich Munition in die Taschen und rief nach dem Koch, während er gleichzeitig schon zu den Ställen rannte.
Die Pferde waren fast bereit. Als der Koch atemlos auftauchte, vernahm er den Befehl, für drei Tage Proviant einzupacken.
»Dazu hast du fünf Minuten Zeit«, bellte Nikki. Der Koch raste zurück ins Haus und rief lauthals nach den Mägden.
»Leert die Ställe«, befahl Nikki nun scharf. »Ich will alle Pferde mitnehmen. Wir brauchen zwei Burschen, um die müden Tiere zurückzubringen. Vite, vite!« Er schnippte mit den Fingern.
Arni und Jukko überprüften die Geschirre der Tiere, die nervös im Stallhof tänzelten. Ein Pferd nach dem anderen wurde hinausgeführt und mit langen geflochtenen Leinen aneinandergebunden.
Nikki steckte das Gewehr und den Revolver in die Satteltaschen, warf einen letzten Blick in die Runde, ob alle bereit waren, und schwang sich in den Sattel. Koli stampfte voll Vorfreude und Erregung auf. Der Koch und seine Helfer kamen in vollem Lauf aus der Küche und schleppten schwere Rucksäcke heran, die man rasch an den Sätteln befestigte.
In wenigen Sekunden war die Gesellschaft aus dem Hof gedonnert. Nikki legte im wachsenden Zwielicht ein gefährliches Tempo vor.
Zwölftes Kapitel
Die Verfolgung
Während Nikki gegen den Wind anritt, fuhren ihm immer wieder entsetzliche Gedanken durch den Kopf – daß Alisa ein Unglück zustoßen könnte. Wenn Forseus ihr oder seinem Kind in irgendeiner Weise Schaden zufügte, würde er ihn noch vor Ablauf des Tages in die Hölle schicken – das schwor Nikki, während die Angst um Alisas Sicherheit sein ständiger Begleiter war. Er wußte, daß Forseus nicht ganz richtig im Kopf war. Er gewann Lust daraus, indem er Alisa zu unanständigen Perversitäten zwang und ihr Schmerzen zufügte. Gott, wenn er sie umbrachte oder sie bereits tot war? Sein Herz schlug immer schneller, und sein Mut sank. Erstickende Verzweiflung nahm von ihm Besitz. Nikki grub dem Tier die Sporen in die Flanken und trieb die Pferde wütend weiter. Er zwang sie gnadenlos so lange, bis sie nicht mehr konnten, ihnen der Schaum vor dem Maul stand und ihr Fell vor Schweiß glänzte.
Ohne länger als drei Minuten anzuhalten, wurden die erschöpften Tiere abgesattelt und mit einem Burschen zurückgelassen; man legte das Zaumzeug einem frischen Tier an, und dann saß Nikki schon wieder im Sattel und ritt weit den anderen voraus, das neue Tier wild mit der Peitsche antreibend.
»Der verdammte Narr wird sämtliche Pferde umbringen«, murmelte Jukko, während er sich selbst auf ein lebhaftes neues Reittier schwang und ihm die Sporen setzte. Zuchttiere, die Tausende von Rubeln wert waren, wurden hier fast zuschanden geritten.
Man brauchte die größten Pferde, um Nikkis Gewicht zu tragen, und diese hatten in ihrer Kraft eine Ausdauer, die die eines normalen Reittiers weit übertraf. Nikki lag weit voraus und folgte den deutlich sichtbaren Spuren. Forseus ritt ebenfalls in vollem Tempo und hatte nicht versucht, ihre Spuren zu verwischen. Entweder war er sehr sicher, daß niemand ihn einholen konnte, oder er hatte zu viel Angst, um sich die Zeit zur Vorsicht zu nehmen. Egal wie, er würde sterben und zwar bald, schwor sich Nikki immer wieder.
Sie hielten nach Anzeichen Ausschau, ob sich die Reiter getrennt
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