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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich wollte wahrscheinlich daran
glauben, daß Slessor mir die Wahrheit gesagt hatte, weil es endlich das Ende
dieses Alptraums gewesen wäre. Ich hätte Jonathan dann überhaupt nichts zu
erzählen brauchen, und alles wäre wieder in Ordnung gewesen .«
    Sie lächelte traurig. »Ungefähr
eine Viertelstunde später klingelte es an der Tür, und ich, arglos und
gutgläubig wie immer, öffnete. Pete war nicht allein. Er hatte Augie mitgebracht.
Die beiden verloren keine Zeit. Pete hielt mir den Mund zu, während Augie
einige Kleider einpackte. Dann hängten sie mir den Mantel um und schleppten
mich hinunter in ein Auto .«
    »Was hatte Slessor zu sagen,
als die beiden Sie in sein Büro brachten ?«
    »Er war gar nicht da. Sie
führten mich durch den Lieferanteneingang hier herein .«
    »Und der Schmuck? Haben Sie den
mitgenommen, als sie die Wohnung verließen ?«
    »Nein, den haben sie dortgelassen «, erwiderte sie. »Aber jetzt erklären Sie mir
endlich, wie Sie hier gelandet sind .«
    Ich berichtete ihr die ganze
traurige Geschichte.
    »Und jetzt glaubt Jonathan
also, daß ich einer kranken Freundin Gesellschaft leiste ?« fragte Cindy bedrückt, als ich schwieg. »Das ist ja wunderbar. Er wird
frühestens morgen abend ,
wenn ich nicht heimkomme, anfangen, sich zu sorgen. Sie haben achtzehn Stunden
Zeit, mit uns zu machen, was sie wollen .«
    »Ich weiß«, knirschte ich. »Und
wir können nichts dagegen unternehmen. Wir kommen hier nur heraus, wenn uns
jemand die Stahltür aufmacht .«
    »Was sollen wir denn nur tun,
Danny ?« flüsterte sie.
    »Ich schlage vor, wir versuchen
zu schlafen«, meinte ich schulterzuckend. »Was sonst?«
    Sie setzte sich auf, ihre Augen
verengten sich. »Und wo wollen Sie schlafen, wenn ich fragen darf ?«
    »Nebenan, auf der Couch«,
knurrte ich.
    Ihre Augen forschten in meinem
Gesicht. Dann löste sich ihre Spannung. »Seien Sie mir nicht böse. Einen
Augenblick hatte ich Angst, Sie wären vielleicht auf dumme Gedanken gekommen,
weil wir doch hier sozusagen ganz allein auf einer einsamen Insel sind .«
    »Sie haben wirklich eine
blühende Phantasie, Cindy«, stellte ich fest. »Sie sind schon bei den
Intimitäten, während ich mir noch immer den Kopf darüber zerbreche, wie wir
hier lebend wieder herauskommen .«
    Ihre dunklen Augen glühten
einen Moment zornig auf. »Warum gehen Sie dann nicht nach nebenan und schlagen
sich mit Ihren Problemen herum ?« fuhr sie mich an.
»Dann kann wenigstens ich schlafen .«
    Sie trug dieselbe grüne lange
Hose, die sie angehabt hatte, als ich am Abend in ihrer Wohnung gewesen war.
Doch statt der grünen Bluse trug sie jetzt einen dünnen Orionpullover.
    »Ich würde mich aber an Ihrer
Stelle nicht ausziehen«, riet ich. »Wer weiß, wann hier das Frühstück serviert
wird .«
    »Ich werde mich danach richten .« Sie streckte sich auf dem Bett aus und gähnte
unverhohlen. Dann drehte sie sich auf die Seite und wandte mir den Rücken zu.
»Eine gute Nacht, Mr. Boyd.«
    »Ganz bestimmt«, brummte ich
und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Meine Uhr zeigte zehn nach
zwei. Eine Weile studierte ich eingehend das Wandgemälde und haderte mit meinem
Schicksal. Nachdem ich Jonathan Lord angerufen hatte, hatte Slessor erklärt,
das gäbe ihnen hinreichend Zeit sich zu überlegen, was sie mit mir machen
sollten. Ich hielt das für eine faustdicke Lüge. Schließlich waren sie ja
hinter Cindy Vickers her. Ich hingegen konnte nur Sand ins Getriebe bringen und
mußte deshalb bei der erstbesten Gelegenheit beseitigt werden. Und das ließ
sich in der Dunkelheit besser machen als am hellichten Tag. Ich hatte also nichts zu verlieren als höchstens ein paar Stunden Schlaf.
    Dann kam mir ein höchst
origineller Gedanke über Mohammed und den Berg. Angenommen, ich war Mohammed,
dann war Pete ganz bestimmt der Berg. Es wäre doch höchst erfreulich, wenn es
mir gelingen würde, den Berg zu verleiten, zu Mohammed zu kommen. Das
Wohnzimmer war nur mit dem Nötigsten ausgestattet: Couch, zwei Sessel,
niedriger Tisch mit Lampe, Teppich und, in einer Ecke, eine Stehlampe. Und noch
etwas fiel mir auf. Je länger man sich in diesem Raum befand, desto
uninteressanter wurde das Wandgemälde; dafür stieg das Interesse an der
Stahltür in direkter Proportion. Doch selbst wenn mir plötzlich ungeahnte
Kräfte erwachsen wären, hätte ich es nicht geschafft, diese Tür zu öffnen. Auch
die Couch mußte an dem schweren Metall abprallen, ohne

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