Drei Worte, die das Glueck bedeuten
folgenden Frühling fing sie an, sich hin und wieder mit Männern zu verabreden. Ein paar Mal ging sie mit einem Tierfotografen namens Nathan Wolfe aus, dann mit einem Journalisten namens Trace Kennedy.
Aber keiner von beiden hatte ihr solches Herzklopfen bereitet wie Deke. Da ahnte sie, was er damals für sie empfunden haben musste. Nathan und Trace waren für sie gute Freunde, nichts weiter.
Doch dann, einige Monate später, passierte es: Sie lernte JeanYves La Chance kennen, einen ernsten jungen Fotojournalisten. Er ging dem Fotografieren mit der gleichen Ernsthaftigkeit nach wie Deke. Schließlich heirateten sie.
Sie führten eine wunderbare Ehe. JeanYves bewunderte ihren Blick für das Menschliche, und sie hatte Verständnis dafür, dass die Krisenherde dieser Welt sein Wirkungsfeld waren. Er brauchte das Abenteuer, den Nervenkitzel, er wollte an der Berichterstattung über die heißesten Themen beteiligt sein. Das gehörte einfach zu ihm. Und Erin wusste, dass sein Beruf gefährlich war. Aber er musste sich auf diese Gefahr einlassen.
„Mir passiert schon nichts“, hatte er ihr immer versichert und ihr dabei sein wunderbares schiefes Lächeln geschenkt. „Schließlich nennt man mich nicht umsonst La Chance.“ La Chance bedeutete „das Glück“.
Doch dann, eines verhängnisvollen Abends im Februar, hatte ihn sein Glück verlassen. Er war in einen Schusswechsel zwischen Soldaten und Heckenschützen geraten und sofort gestorben.
Das war nun drei Jahre her. Und obwohl Erin durchaus allein zurechtkam, vermisste sie ihn immer noch. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich je für einen anderen Mann interessieren würde, egal, was ihre Mutter sagte. Und nun spürte sie ihr Interesse an Deke und wehrte sich heftig dagegen.
Erin schnitt weiter den Kuchen, doch die Hand, mit der sie das Messer umklammerte, zitterte. Aus dem Gelächter und Gewirr von Stimmen hörte sie ohne Schwierigkeiten seine heraus. Er beantwortete ihrem Vater einige Fragen, aber Erin konnte nicht ausmachen, was er gerade sagte, wollte es auch lieber nicht wissen.
In diesem Moment näherte sich ihr jemand von hinten, und sie wurde ganz steif.
Doch es war bloß ihr Bruder. „Was ist mit dem Kuchen, Erin? War schön, wenn wir heute noch etwas bekommen würden.“
„Wenn es so dringend ist, dann schneid ihn doch selbst auf“, erwiderte sie.
„Huch? Was ist denn mit dir los?“
„Gar nichts. Ich bin bloß… müde.“
„Okay“, erwiderte Taggart. „Dann schneide ich eben weiter. Setz dich einfach und unterhalte dich mit Deke.“ Ihr Bruder griff nach dem Messer, aber Erin riss es ihm weg.
„Nein! Ich meine, nein. Ich… mach das schon.“ Nervös fuhr sie sich durchs Haar, dann versuchte sie sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Aber es gelang ihr nicht. Immer wieder musste sie zum Tisch hinübersehen, an dem Deke Malone saß, zwischen ihrem Vater und ihrem Sohn Gabriel.
Mit siebzehn war Deke ein gut aussehender Junge gewesen, mit zweiundzwanzig ein umwerfender junger Mann – schlank und muskulös, mit einprägsamen Gesichtszügen, vollem dunklen Haar und leuchtenden blauen Augen.
Nun war er immer noch schlank und muskulös, aber er wirkte insgesamt kräftiger als früher, seine Schultern schienen breiter. Das Haar trug er jetzt kürzer, und an den Schläfen war es ganz leicht ergraut. Sein Gesicht war nicht mehr ganz so ebenmäßig: Offenbar hatte er sich ein oder zwei Mal die Nase gebrochen, und unter seinem linken Auge hatte er eine Narbe. Wenn er lachte, legte sich die Haut um seine Augen in winzige Fältchen.
Die Frauen hatten ihm schon immer zu Füßen gelegen. Jetzt fragte sich Erin, wer wohl die Glückliche war, die ihn schließlich dazu gebracht hatte, mit ihr eine Familie zu gründen. Diese Frau musste sie einfach kennen lernen!
Entschlossen nahm Erin zwei Teller mit Kuchen und trug sie zum Tisch. Einen Teller stellte sie vor ihrem Vater ab, den zweiten hielt sie Deke hin. „Ich dachte, du hättest vielleicht gern ein eigenes Stück.“ Zum Glück merkte man ihr die Aufregung von eben nicht mehr an. Ihre Stimme klang nun einfach nur warm und freundlich.
Deke blickte zu Erin auf und schenkte ihr sein wunderbares schelmisches Lächeln. „Danke.“
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Offenbar hatte sie sich zu früh gefreut. Sie atmete einmal tief durch. „Wo ist eigentlich deine Frau?“ fragte sie. Und weil Erin das etwas zu plump vorkam, fügte sie noch hinzu: „Vielleicht möchte sie auch ein Stück
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